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Geplante Rheinquerung im Kölner SüdenLandrat Kreuzberg spricht sich für Tunnel aus

Lesezeit 3 Minuten
In Höhe des Rheinbogens könnte der Tunnel die Wasserstraße unterführen.

In Höhe des Rheinbogens könnte der Tunnel die Wasserstraße unterführen.

  • Für die geplante Rheinquerung im Kölner Süden gibt es verschiedene Varianten.
  • Landrat Kreuzberg setzt sich für einen Tunnel ein.
  • Andere Akteure wollen dagegen lieber eine Brücke sehen.

Köln/Wesseling – Bevor in der nächsten Woche weitere Termine stattfinden, bei denen die Verantwortlichen über Varianten der Rheinspange 553 debattieren werden, hat sich Landrat Michael Kreuzberg (CDU) für eine Tunnellösung auf Kölner Stadtgebiet ausgesprochen. Diese habe er in den Unterlagen zur Vorbereitung auf die Termine in der nächsten Woche „schmerzlich vermisst“. Der Tunnel soll die Verlängerung der L 150 (Kerkrader Straße) in Godorf mit der A 59 auf der rechten Rheinseite verbinden.

„Die Diskussionen im Dialogforum und im politischen Begleitkreis haben gezeigt, dass eine Rheinspange im weiteren Verlauf der vierstreifig ausgebauten L 150 in Form einer Tunnellösung den breitesten gesellschaftlichen Konsens in der Region finden würde“, schreibt der Landrat in einer Mitteilung, die dieser Zeitung exklusiv vorliegt. Die Tunnellösung habe „den größten verkehrlichen Nutzen“ und könne „massive Eingriffe in besonders wertvolle Landschaftsbestandteile weitestgehend vermeiden“, heißt es weiter.

Wesselinger wollen Lärm und Verkehr vermeiden

„Das ist für Mensch und Tier die Lösung, die am meisten Sinn macht“, ergänzt Kreuzberg auf Anfrage. Die Wesselinger seien froh, wenn andere Varianten in Nähe von Wohngebieten nicht zum Zuge kämen und ihnen zusätzlicher Lärm und Verkehr erspart blieben. Der ökologische Vorteil einer Tunnellösung liege darin, dass das umstrittene Naturschutzgebiet auf der rechten Rheinseite am geplanten Standort unterführt werden könne. Auch politisch habe diese Lösung die größte Chance, „durchzukommen“.

Der Tunnel soll nicht nur für Autos und Lkw entstehen. Auch Schienen für den Güter- und Personenverkehr sind laut Kreuzberg im Tunnel denkbar: „Wer den Verkehrsträger Schiene nicht von vorn herein mitdenkt, gefährdet nicht nur den breiten gesellschaftlichen Konsens in der Metropolregion Rheinland, sondern perspektivisch auch den dringend notwendigen Ausbau der regionalen Schienenverkehrsinfrastruktur im Herzen des Rheinlandes“, heißt es.

Für Radfahrer und Fußgänger kann sich der Landrat eine Brücke vorstellen, die in Wesseling über den Rhein führen könnte. Wohlwissend, dass seine Kombi-Lösung aus Tunnel und Brücke sehr kostspielig sei, stelle „ein breiter gesellschaftlicher Konsens“ für ihn „einen Wert dar, der in Euro und Cent gar nicht aufgewogen werden“ könne.

Finanzierungsvorshclag von Kreuzberg

„Ich appelliere an alle Verantwortlichen, den gesellschaftlichen Frieden nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen und im weiteren Abwägungsprozess die gesellschaftspolitischen Aspekte neben allen ingenieur- und finanztechnischen Belangen nicht aus dem Auge zu verlieren“, schreibt Kreuzberg. Zur Finanzierung schlägt er vor, auch Sondermittel des Bundes, die zur Bewältigung des Strukturwandels vorgesehen seien, einzusetzen. Schließlich mache der Tunnel die Region auch für neue Unternehmen und Bürger attraktiv.

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreis bezeichnet den Vorschlag des Landrats als „Schnellschuss“. „Das ist ja wohlgemeint, aber nicht weit genug gedacht“, sagt Elmar Gillet. Ein Tunnel sei zwar umweltverträglicher als eine Brücke, „aber die Frage ist ja, wo dieser genau anfängt und aufhört“. Seine Partei halte die „Nulllösung“, sprich keine neue Rheinquerung, für die „plausiblere Lösung“.

Brücke oder Tunnel?

Die Sozialdemokraten im Kreis kündigen an, den Planungen nicht vorgreifen und sich zunächst alle Vorschläge anhören zu wollen, bevor sie sich auf eine bevorzugte Variante festlegten. Fraktionsvorsitzender Dierk Timm ist jedoch sicher, dass die Rheinquerung bei Wesseling dringend notwendig ist: „Für uns ist wichtig, dass zeitgleich eine Querung für Schienen und Autos entsteht, zum Beispiel in Form zweier Brücken. Fußgänger und Radfahrer sollen da berücksichtigt werden, wo es mehr Sinn macht“, sagt Timm. Ob auf Kölner oder Wesselinger Gebiet, als Brücke oder Tunnel, das werde sich zeigen.

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„Zuletzt konnte man den Eindruck gewinnen, dass es auf Landesebene eine Tendenz gibt, bei der Frage einer neuen Rheinquerung vorrangig aufs Geld zu schielen. Für mich gehen Mensch und Natur vor“, sagt der Wesselinger Bürgermeister Erwin Esser (SPD). „Daher begrüße ich den Vorstoß des Landrates für die Tunnellösung nördlich von Wesseling sehr.“

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