Unheilbar krankStephanie Andrée verliert ihren Körper, aber das Träumen nicht

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  • Als Studentin verletzte sich Stephanie beim Volleyball-Training.
  • Die 39-Jährige leidet unter einer unheilbaren Krankheit namens Muskel-Dystonie.
  • Am 30. September ab 11 Uhr findet eine Benefizveranstaltung statt.
Trotz der Krankheit voller Ziele: Stephanie Andrée mit ihrer Trainerin Antje Brand

Trotz der Krankheit voller Ziele: Stephanie Andrée mit ihrer Trainerin Antje Brand

Wesseling – Stephanie Andrée hat einen Traum: Mit einem eigenen Handbike möchte sie am Rhein entlang sausen, den Fahrtwind am Körper spüren und das Gefühl von Freiheit und Eigenständigkeit in sich aufsaugen.

Um der Wesselingerin diesen Traum zu erfüllen und um ihr zusätzlichen einen sicheren neuen Rollstuhl kaufen zu können, hat die Wesselinger Trainerin und Abnehmexpertin Antje Brand eine außergewöhnliche Benefizveranstaltung auf die Beine gestellt: Am 30. September ab 11 Uhr geht es auf Ruttmanns Wiese mächtig rund. Geplant ist ein Sport- und Familienfest mit Benefizläufen, Spaß, Spiel, Wettkämpfen, Workshops und Livemusik, etwa von Micky Nauber von den Domstürmern, „de Kölle Family“ und der Rockband „Black Candy“. Zudem locken tolle Gewinne und gutes, gesundes Essen. „Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass wir Wesselinger Stephanie ihren Traum auch erfüllen können“, sagt Brand.

Sie kennt die Krankengeschichte der jungen Frau und weiß um ihren täglichen Kampf. Es war der 6. Oktober 2001, als sich das Leben von Stephanie Andrée von jetzt auf gleich grundlegend änderte. Damals studierte sie Sport und Mathematik in Köln. Beim Volleyball-Training in der Fünffachturnhalle am Schulzentrum passierte es dann.

Von Bänderriss bis Muskel Dystonie

Unglücklich knickte die junge Studentin mit dem Fuß um – drei Bänder rissen, und ein Knochen im Sprunggelenk splitterte ab. „Damals dachte ich noch, dass ich spätestens nach sechs Wochen wieder trainieren kann“, erinnert sie sich. Zunächst einmal wurde ihr jedoch Ruhe verordnet und der Fuß eingegipst.

Vor ihrem Unfall fuhr Stephanie Andrée gerne Rad. 

Vor ihrem Unfall fuhr Stephanie Andrée gerne Rad. 

Die ersten Gehversuche fünf Wochen später scheiterten jedoch kläglich. „Es wurde einfach nicht besser“, erinnert sie sich. Aus sechs Wochen wurden sechs Monate. „Ich konnte immer noch nur mit Stützen gehen und statt besser wurde mein Fuß durch eine Fehlstellung des Gelenks immer schlimmer“, berichtet sie. Die Diagnose eineinhalb Jahre nach dem Unfall war ein Schock für die junge Frau: Muskel-Dystonie.

Über 10 Jahre im Bett verbracht

Das seien Bewegungsstörungen, die im Gehirn verursacht werden, erklärt Stephanie Andrée: „Man kann seine Muskeln einfach nicht mehr kontrollieren.“ Die Ärzte vermuten, dass die Krankheit bei ihr durch den Unfall ausgebrochen ist. „Muskel-Dystonie ist unheilbar“, weiß die 39-Jährige heute. Über 60 Operationen liegen hinter ihr. Zehn Jahre hat sie fast ausschließlich im Bett liegen müssen. Damit sie überhaupt wieder am öffentlichen Leben teilnehmen konnte, wurde ihr 2008 zunächst das rechte Bein bis zum Oberschenkel amputiert, vor drei Jahren musste das Bein dann bis zum Becken entfernt werden. „Der Stumpf hatte sich nach der ersten Amputation um 90 Grad nach außen gedreht und so meinen ganzen Oberkörper nach unten gezogen“, berichtet sie. Damit habe sie weder im Rollstuhl sitzen, noch sich irgendwie anders in der Öffentlichkeit bewegen können.

Stephanie Andrée weiß, dass die Krankheit langsam ihren ganzen Körper in Beschlag nimmt. Inzwischen ist sie ab dem dritten Brustwirbel abwärts gelähmt. „Irgendwann kann es sein, dass mein Atemzentrum und der Herzmuskel betroffen sind, aber kein Arzt will mir dazu etwas Genaues sagen.“ Es gebe einfach zu wenig Betroffene. Weltweit seien nur 30 Krankheitsfälle bekannt. 

„Ich lebe jetzt“

Für Stephanie Andrée spielt das jedoch keine Rolle. „Ich lebe jetzt“, sagt sie energisch. Selber wolle sie ihr Schicksal wieder in die Hand nehmen. Dazu gehöre ihre barrierefreie Einzimmerwohnung in Urfeld, ihre kleine Arbeitsstelle auf 450 Euro-Basis, und dazu gehöre auf jeden Fall auch der Sport. Früher sei sie so oft und so gerne Fahrrad gefahren. „Jetzt spiele ich Rollstuhl-Tennis und -Tischtennis.“ Und dann berichtet sie stolz von ihrem jüngsten Erfolg: „Ich bin vor drei Wochen im Rollstuhl-Tischtennis in die zweite Bundesliga aufgestiegen.“

www.antjebrand.de/benefizlauf

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