Zwischen Köln und BonnNeue S-Bahnen könnten etwa 11.000 Autofahrten pro Tag einsparen

Lesezeit 3 Minuten
Ausgebaut werden soll das Nahverkehrsangebot am Bahnhof in Kalscheuren. Auf Barrierefreiheit warten die Hürther noch.

Ausgebaut werden soll das Nahverkehrsangebot am Bahnhof in Kalscheuren. Auf Barrierefreiheit warten die Hürther noch.

Rhein-Erft-Kreis – Viele Pendler kennen das: Die Züge an den Bahnhöfen in Hürth und Brühl sind oft rappelvoll. Die Zahl der Menschen, die auf die Bahn umsteigen, ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Für Entlastung könnte die Einrichtung einer neuen S-Bahn-Verbindung zwischen Köln und Bonn sorgen. Eine Machbarkeitsstudie, die unter Beteiligung des Zweckverbands Nahverkehr Rheinland (NVR) erstellt wurde, zeigt jetzt, dass die Verbindung volkswirtschaftlich sinnvoll wäre. Eine schnelle Lösung ist die S 17 allerdings nicht. Vor 2030 wird die Bahn nicht fahren – eher noch deutlich später.

Bevor die neue S-Bahn rollen kann, muss erheblich in die Nord-Süd-Verbindung investiert werden. Bereits 2016 hat die Deutsche Bahn die linksrheinische Gleisstrecke zwischen Kalscheuren und Remagen als überlastet gemeldet. Bevor dort zusätzliche Bahnen fahren können, muss die Strecke in einigen Abschnitten drei- bis viergleisig ausgebaut werden. Die Autoren der Machbarkeitsstudie rechnen mit Kosten in Höhe von rund 200 Millionen Euro.

Westspange ist Voraussetzung

Voraussetzung für die S-Bahn zwischen Köln und Bonn ist nach Angaben von NVR-Sprecher Benjamin Jeschor die Fertigstellung der sogenannten Westspange Köln, die zwischen dem Kölner Hansaring und Hürth-Kalscheuren eigene Gleise für S-Bahnlinien von Köln nach Bonn, Euskirchen-Kall und über die Südbrücke in Richtung Flughafen Köln/Bonn aufnehmen soll. Der NVR hofft, 2019 erste Planungsvereinbarungen für die Westspange abschließen zu können. „Wann es dann mit dem Anschlussprojekt Köln-Bonn linksrheinisch weitergeht, kann derzeit noch nicht gesagt werden“, so NVR-Sprecher Jeschor.

Alles zum Thema Deutsche Bahn

Im Paket mit der Nord-Süd-Strecke hat der NVR auch eine Ost-West-Verbindung vom Bonner Hauptbahnhof über Euskirchen bis Bad Münstereifel untersuchen lassen. Um auf der Voreifelbahn (S 23) einen dichteren Fahrplantakt zu ermöglichen, muss die Strecke, auf der heute Dieselloks fahren, elektrifiziert werden. Außerdem soll die S-Bahnlinie bis Bonn-Mehlem verlängert werden. Die Verbandsversammlung des NVR hat bereits einen Beschluss zur Finanzierung der Vorplanung gefasst. Erst im Anschluss soll der Ausbau zwischen Kalscheuren und Bonn folgen.

Etwa 11.000 Fahrten weniger am Tag

„Die S-Bahn Köln-Bonn ist im »Zielnetz 2030+« des NVR enthalten, wobei die Betonung auf dem Pluszeichen steht“, sagt Jeschor. „Eine Fertigstellung wird also wohl erst nach 2030 erfolgen können.“ Unterm Strich können laut Studie durch die beiden S-Bahn-Projekte täglich 12.700 Fahrgäste für den Nahverkehr gewonnen und 11.100 Pkw-Fahrten eingespart werden.

Für den SPD-Politiker Dierk Timm, Vorsitzender des NVR-Aufsichtsrats, ist das Ergebnis der Machbarkeitsstudie eine gute Nachricht. „Wir müssen die vorhandenen Kapazitäten im Schienenverkehr unbedingt ausbauen“, meint Timm. „Ohne Investitionen in die Schieneninfrastruktur können wir das Verkehrsaufkommen im Metropolraum Köln-Bonn nicht bewältigen.“

Infrastruktur muss verbessert werden

Stephan Renner, Vorsitzender der Hürther SPD-Stadtratsfraktion, geht davon aus, dass die S-Bahn mehr Pendler zum Umstieg vom Auto auf die Bahn motivieren werde. Allerdings müsse dafür auch die Infrastruktur im Umfeld der Bahnhöfe verbessert werden, etwa durch die Schaffung von mehr Pendlerparkplätzen, eine bessere Busanbindung und durch barrierefreie Bahnsteige.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ein Negativbeispiel in Sachen Barrierefreiheit ist der Bahnhof in Kalscheuren. Um einen abgelegenen Bahnsteig zu erreichen, müssen eine längere Strecke und mehrere Treppen bewältigt werden. Bürgermeister Dirk Breuer (CDU) hat bei der Bahn einen barrierefreien Ausbau angemahnt, bislang vergeblich. Immerhin sei inzwischen eine Beschilderung im Fußgängertunnel unter den Gleisen angebracht worden.

Rundschau abonnieren