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„Ich habe Parkinson“Markus Maria Profitlich will trotz Krankheit auf der Bühne stehen

Lesezeit 4 Minuten
Der Comedian fühlt sich in Thomasberg mit seiner Familie und seinem Double Doodle „Buddy“ sauwohl.

Der Comedian fühlt sich in Thomasberg mit seiner Familie und seinem Double Doodle „Buddy“ sauwohl.

Rhein-Sieg-Kreis – Die Tür geht auf, und da steht er, der „physical comedian“ par excellence. Markus Maria Profitlich hat zu einem Hintergrundgespräch eingeladen. Sein neues Programm ist fertig, und er hat eine persönliche Mitteilung zu machen. Er wollte nicht einfach einen Text an eine Presseagentur schicken, sondern mit einem Journalisten sprechen, der sensibel damit umgeht. „Ich möchte es nicht verbergen: Ich habe die Parkinson-Krankheit.“

Doch erst möchte er über „Schwer verrückt“ sprechen, sein neues Soloprogramm. Am schönen Holztisch im Esszimmer seines Hauses in Königswinter-Thomasberg sitzt er ganz entspannt, vielleicht ein bisschen ruhiger als früher, aber er ist ja inzwischen auch 58 Jahre alt.

„Wir schaukeln uns gegenseitig hoch“

Vor zwei Jahren ist Profitlich mit Ehefrau Ingrid in sein neues Domizil gezogen. Wie damals beim Vorläuferprogramm gibt er die Premiere in seinem neuen Heimatort, im Franz-Unterstell-Saal an der Oberen Straße 8a. Jeden Tag arbeitet er mit Regisseur Matthias Kitter an den Nummern, im eigenen Proberaum im Kellergeschoss.

Autoren haben die Texte geliefert, die sie beständig verändern und verbessern. „Wir schaukeln uns gegenseitig hoch“, freut er sich über die fruchtbare Kooperation. „Die schreien sich auch schon mal an, da wird es richtig laut“, erzählt seine Frau Ingrid. „Aber das ist ein kreatives Anschreien“, erklärt Markus. Kitter hat mit dem Comedian, der seine Bühnenkarriere in Siegburg begann, schon die „Wochenshow“ und „Mensch Markus“ fürs Fernsehen gemacht.

Freut sich über eigene Gags

Im neuen Solo-Programm geht es um verrückte Vornamen wie Ikea, Champagner oder Sky Luna, erzählt Profitlich. Im Gespräch reißt er seine Augen riesig auf; da ist sie, diese fast körperlich spürbare Präsenz, durch die seine Auftritte zu besonderen Erlebnissen werden. Zwischendurch freut er sich an seinen eigenen Gags und lässt dieses ansteckende Bariton-Lachen hören.

Noch hat er nicht alle Texte zu 100 Prozent drauf. „Es gibt nie Redaktionsschluss, bis zum letzten Moment feilen wir noch daran herum“, verspricht Regisseur Kitter. „Schwer verrückt“ findet Profitlich auch 80 Jahre alte Mountainbiker, die mit E-Bikes die Berge hoch hecheln, oder den Nervenarzt, der sagt, er habe reichlich Erfahrungen mit gestörten Persönlichkeiten, denn: „Ich bin bei Facebook.“

Anfang Mai erste Vorstellungen

Das neue Programm geht ein bisschen zurück zu den Wurzeln. Markus ist solo auf der Bühne, Andy Muhlack macht wie vor mehr als 25 Jahren die Technik und bestimmt eine ganze Menge verrückter Geräusche. Anfang Mai gibt es die ersten beiden Vorstellungen, danach geht es auf Deutschland-Tour mit 60 Stationen. Mal werden es 200 Zuschauer sein wie in Thomasberg, mal 900, wie in der Erfurter Oper.

Der Plauderton verändert sich, wird ernster. Da sind Themen, die ihn beschäftigen. Zunächst gab es Schwierigkeiten am neuen Wohnort Ein Streit mit dem Vorbesitzer wurde auch in der Presse falsch dargestellt. Das hat seine Familie belastet. Doch er will hier wohnen bleiben und stellt klar: „Wir fühlen uns hier sauwohl, haben super nette Nachbarn.“ Er kann sich frei bewegen, benötigt keine Leibwächter wie andere Promis. Gerne geht er mit Hund Buddy raus, das Siebengebirge liegt vor der Haustür.

Botschaft an Freunde und Fans

Und dann redet er über das Thema, wegen dem er auch eingeladen hat: „Bei mir ist die Parkinson-Krankheit festgestellt worden. Ich habe mich entschieden, von Anfang an offen damit umzugehen, und will keine Energie darauf verschwenden, die Erkrankung vor euch zu verbergen“, richtet er seine Botschaft an Freunde und Fans. Er fährt fort: „Ich bin in meiner Arbeit nicht eingeschränkt. Was mir besonders wichtig ist: Ich habe weiterhin große Lust, auf der Bühne, vor der Kamera und vor dem Mikrofon zu stehen.“

Sein behandelnder Professor an der Kölner Universitätsklinik hat die Diagnose gestellt, erst seit wenigen Monaten ist er sicher. Es ist nichts davon sichtbar, so lange Profitlich agiert, mit den Armen arbeitet, seine Augen rollen lässt oder Gag auf Gag abschießt.

Energie positiv einsetzen

Aber er will gar nicht erst damit anfangen, darauf achten zu müssen, ob ein Tremor kommt oder nicht, das Zittern etwa der Hände. Diese Energie will er lieber positiv einsetzen. Und er will nicht in die Lage geraten wie andere Parkinson-Patienten, die in späteren Stadien der Krankheit damit an die Öffentlichkeit gehen und in Erklärungsnot geraten.

Profitlich hat den Schicksalsschlag angenommen, sich damit auseinandergesetzt, was die Diagnose bedeutet. Niemand wisse, wie es weitergehe. Seine Frau unterstützt ihn mit Optimismus: „Das kann in 20 Jahren noch genau so sein wie heute“, glaubt sie. Denn nur, wenn er eine Weile wenig agiert, ist da ein Zittern in der Hand. Sobald er gestikuliert, aus seinem Programm zitiert, ist davon nichts zu bemerken. Das ist ist die wichtigste Botschaft an sein Publikum, seine Fans: „Ich kann genauso spielen wie immer. Da gibt es keine Einschränkungen.“ Die Thomasberger dürfen sich freuen. Am Samstag, 5. Mai, geht die Vorstellung um 20 Uhr los, am Sonntag, 6. Mai, um 18 Uhr. Es gibt noch Karten an den Vorverkaufsstellen „Thomasberger Lädchen“ in Thomasberg und „Paulinchen“ in Oberpleis.

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