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60.000 Autos täglichPrognosen sagen Verkehrschaos im Bundesviertel voraus

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Der Trajektknoten auf der Bundesstraße 9.

Der Trajektknoten auf der Bundesstraße 9.

Bonn – Pendler kennen das: Morgens und abends stehen sie auf der B 9, auf der Südbrücke und auf der Reuterstraße im Stau. Doch diese Behinderungen sind nichts im Vergleich zu den Verhältnissen im Jahr 2030, für das Planer ein Verkehrschaos im Bundesviertel voraussagen. 60 000 zusätzliche Pkw-Fahrten werden prognostiziert, wenn dieser Bereich großzügig zur neuen Bonner Mitte ausgebaut wird.

18.500 neue Arbeitsplätze und 10.000 neue Bewohner

Im Zusammenhang mit der sogenannten Rahmenplanung Bundesviertel haben Fachleute vom Büro VSU (Herzogenrath) die zu erwartenden Verkehrsströme untersucht. Zurzeit leben in dem 500 Hektar großen Gebiet zwischen Kennedyallee und Zweiter Fährgasse sowie zwischen den links- und rechtsrheinischen Bahnlinien rund 4000 Menschen, 45 000 Arbeitsplätze sind dort angesiedelt. 18 500 Arbeitsplätze sollen in zehn Jahren dazukommen sowie 10 000 zusätzliche Bewohner.

Die Folge: Falls der Verkehr nicht gelenkt wird, kurven in den Straßen des Bundesviertels 60 000 Autos pro Tag herum, und zwar unter anderem 15 000 im Bereich der Südbrücke, 8000 am Bundeskanzlerplatz, 6500 auf der Bahnparallele (Joseph-Beuys-Allee).

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Auch die Nebenstrecken und die angrenzenden Ortsteile Kessenich, Dottendorf, Südstadt, Poppelsdorf und Bad Godesberg werden überlastet. Auf fast allen Kreuzungen, so die Berechnungen von VSU, geht nichts mehr, sie weisen, so heißt das im Planerdeutsch, „Leistungsfähigkeitsüberschreitungen“ aus.

Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs dringend nötig

Was tun? VSU empfiehlt den Umstieg auf Bus, Bahn und Fahrrad und schlägt dafür den schnellen Ausbau von Bahnlinien vor. Fakt ist aber: Die S 13, die Bonn mit dem Flughafen verbinden soll, wurde in den frühen 90ern geplant, Baubeginn für das Teilstück zwischen Troisdorf und Oberkassel war im November 2016, bis 2028 sollen die Schienen verlegt sein. Kosten: eine halbe Milliarde Euro. Die S 23 (Bonn-Euskirchen) soll elektrifiziert, der Takt auf zehn Minuten verdichtet und die Linie bis Mehlem geführt werden, raten die VSU-Experten.

Fakt: Im Bonner Hauptbahnhof müsste ein weiterer Bahnsteig und bis Mehlem ein weiteres Gleis gebaut werden. Geschätzte Kosten: 50 Millionen Euro.

Vorrang für Fußgänger, Radschnellrouten und Bussonderspuren

Weitere Vorschläge der Gutachter: Ausbau des Personennahverkehrs in Bonn durch die Seilbahn und die neue Westbahn (alte Hardtbergbahn); auch für sie gibt es nur Machbarkeitsstudien. Neue Bussonderspuren und Radschnellrouten stehen ebenfalls auf der Liste von VSU. Um Autofahrer zum Umstieg auf den Öffentlichen Personennahverkehr zu zwingen, sollen Parkplätze bewirtschaftet werden und vor allem an Bahnstationen entstehen. Fußgänger sollen im Bundesviertel Vorrang haben, deshalb könnte dort das Parken auf Bürgersteigen verboten werden.

So geht es weiter: Das städtische Planungsdezernat schlägt den Kommunalpolitikern eine „Potenzialanalyse“ vor, in der abgeschätzt werden soll, was überhaupt verwirklicht werden kann.

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