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Cold Case in RuppichterothNeue Hinweise zu ungelöstem Mordfall aus 1994

Lesezeit 3 Minuten
Aktenzeichen XY - Knochenfund Ruppichteroth

Szenenfoto aus „Aktenzeichen XY“

Ruppichteroth/Bonn – Ein seit 27 Jahren ungeklärter Mordfall beschäftigt die Ermittler der Bonner Mordkommission. „Ein Kollege hat vor seiner Pensionierung den Fall noch einmal angepackt“, berichtet Robert Scholten, Pressesprecher der Bonner Polizei, im Gespräch mit der Redaktion. Der Beamte hatte das richtige Gespür: Dank moderner Technik bekamen die Ermittler neue Erkenntnisse zu einem Fall, der bislang nicht gelöst werden konnte.

Kinder fanden Knochen

Am Pfingstmontag 1994 hatten zwei spielende Kinder im Wald bei Beiert menschliche Knochen gefunden. Polizei und Gerichtsmedizin stellten ein Loch in den Fragmenten der Schädeldecke fest, das auf einen Schuss hindeutet. Schnell stand für die Ermittler damals fest: Alles spricht für ein Verbrechen. Hinweise auf den Fahrer eines weißen Geländewagens japanischer Marke, der im Wald gesehen worden war, liefen ins Leere. Wer das Opfer, der oder die Täter waren, wurde nie aufgeklärt. Der Knochenfund in der Waldgemarkung „In der Mordkaule“ zwischen Beiert und Reiferscheidt wurde zum „Cold Case“.

Immer wieder nähmen die Ermittler sich diese ungelösten Mordfälle vor, berichtet Scholten: „Die spannende Frage ist, wo der Hebel ist, wo wir neu ansetzen können. Welche Asservate haben wir, welche Zeugen haben wir, welche neuartigen Untersuchungsmethoden?“ Der Beamte, der den Fall nochmal aufrollte, ließ die DNA erneut untersuchen.

Alles zum Thema Aktenzeichen XY … ungelöst

Das Ergebnis überraschte die Ermittler: Der Tote war ein Mann. 1994 waren die Kriminalbeamten aufgrund des zierlichen Knochenbaus und der Größe von 1,70 bis 1,75 Meter noch von einer Frau ausgegangen. Zwischen 1992 und 1994 wurde der Mann, der zwischen 25 und 35 Jahre alt war, ermordet: In seiner Kleidung (Boss-Jogginghose, Adidas-Turnschuhe und braune Lederjacke) fand man das Papier eines Kaugummis, das erst 1992 auf den Markt kam.

Der Erste Kriminalhauptkommissar Michael Brück schilderte den Fall am Mittwochabend in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“. Er geht davon aus, dass Opfer und/oder Täter ausgeprägte Ortskenntnis hatte.

Knapp 70 Hinweise seien nach der Sendung eingegangen, sagt Scholten, „gut zehn gehen wir nach“, besonders Hinweise auf mögliche Vermisste seien hilfreich, denn über die Identität des Ermordeten komme man dem Täter ein gutes Stück näher. Die Polizei ist auch nach gut 27 Jahren weiterhin auf Hinweise aus der Öffentlichkeit angewiesen und hofft, dass Anwohner, Wanderer oder auch weitere mögliche Zeugen aus der Gegend mit Hinweisen weiterhelfen können. Hinweise nimmt die Mordkommission unter der Rufnummer 0228-150 entgegen. 

Spezialabteilung für ungelöste Fälle

Der Beamte, der den Fall wieder ins Rollen brachte, ist in die neu aufgebaute Cold-Cases-Abteilung des Landes gewechselt. Ungeklärte Tötungsdelikte aus den vergangenen 50 Jahren sollen ab Oktober von dieser Spezialabteilung der Polizei NRW bearbeitet werden. 28 pensionierte Mord-Ermittler sollen sich intensiv um die Cold Cases kümmern, „Leute mit einer immer noch guten Spürnase, die Lust haben, jeden Stein nochmal umzudrehen, um die Täter zu kriegen“, so Innenminister Herbert Reul über die neue Abteilung. Seit 2017 wird eine eigene Datenbank aufgebaut, in der  insgesamt 1160 ungelöste Tötungsfälle seit 1970 erfasst werden müssen. Stand Juli wurden 261 Fälle in die Datenbank aufgenommen und 23 Fälle neu aufgerollt, darunter der Knochenfund von Ruppichteroth.

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