Die letzte Dorfkneipe„Ännchen“ feiert Jubiläum – Mancher Deckel wurde nie bezahlt

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1879 wurde die erste Gaststättenkonzession für die Wirtschaft vergeben, hier ein Bild vom Bau des Gebäudes. 

  • Das „Ännchen“ in Neunkirchen feiert 140-jähriges Jubiläum.
  • Die Kneipe ist feste Anlaufstelle für viele Bewohner. „Es ist eigentlich die letzte echte Dorfkneipe hier in Neunkirchen“, sagt ein Anwohner.
  • Wenn das Geld mal knapp ist, dann kann man noch wie in den guten alten Zeiten einen Deckel machen. Doch nicht jeder Deckel wurde bezahlt.

Neunkirchen-Seelscheid – „Es ist eigentlich die letzte echte Dorfkneipe hier in Neunkirchen“, sagte Friedmann Geisler. Und die gibt es jetzt schon seit 140 Jahren. „1879 wurde die erste Konzession vergeben“, berichtete Markus Kurtenbach, der das „Ännchen“ heute mit seiner Lebensgefährtin Anja Eich betreibt.

Das Wirtspaar Anja Eich und Markus Kurtenbach zeigen, wie es früher in der Gaststätte mit Wirtin Ännchen aussah.

Das Wirtspaar Anja Eich und Markus Kurtenbach zeigen, wie es früher in der Gaststätte mit Wirtin Ännchen aussah.

Aus diesem Anlass hatten beide ein Fest organisiert. „Nichts Großes, aber schon was Großartiges“, betonte Kurtenbach. Das Programm wurde von Menschen aus der Region gestaltet. Das Tambourcorps Wolperath, die Quartettvereine aus Eischeid und Heisterschoß und die Partyband Meschugge sorgten für Stimmung.

"Ännchen" ist sogar ein Brauhaus

Vor zwei Jahren machten die Wirtsleute mit einem eigenen frischen Märzenbier von sich reden. Es erhielt den Namen „Bärenbräu“, denn bei vielen Gästen hat der 57-jährige Kurtenbach den Spitznamen Bärchen, „weil ich manchmal angeblich brumme“. So entstand die Bezeichnung für das untergärige Bier, das vor Ort gebraut wird. Somit ist das „Ännchen“ sogar ein Brauhaus.

Wenn das Geld mal knapp ist, dann kann man noch wie in den guten alten Zeiten einen Deckel machen. „Allerdings habe ich im Laufe der Jahre einige weggeworfen, weil der am Abend klamme Gast dann nie mehr aufgetaucht ist“, erzählt Kurtenbach. „Und bevor ich mich jeden Abend darüber ärgere, kommt der Deckel irgendwann halt in die Tonne.“

Feste Anlaufstelle für viele

Für viele Vereine im Dorf ist das „Ännchen“ seit Jahrzehnten feste Anlaufstelle. „Von der Frauengymnastikgruppe über Chöre bis hin zu den Fußballern – hier ist jeden Abend was los“, berichtet Kurtenbach. „Reich wird man allerdings mit einer Gaststätte heute nicht mehr.“ Es rechne sich nur noch, da ihm das Haus gehöre. Seine Tochter möchte die Gaststätte auch nicht übernehmen. „Die hat sich beruflich anders orientiert.“

Auf zahlreichen Bierbänken vor der Gaststätte verfolgten die Zuschauer das Programm am Festtag.

Auf zahlreichen Bierbänken vor der Gaststätte verfolgten die Zuschauer das Programm am Festtag.

Ursprünglich war das Wirtshaus der Nebenraum eines Bauernhofes. Die Familie Döpper betrieb den Ausschank. Die spätere Wirtin „Ännchen“ Anne heiratete noch vor dem Zweiten Weltkrieg in die Familie Döpper ein und übernahm dann den Ausschank. Ende der 50er Jahre starb ihr Mann, sie heiratete Mitte der 70er Jahre Paul Radke und nahm auch dessen Namen an.

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1962 wurde die alte Scheune an der Gaststätte abgerissen und das Haus ausgebaut. 1985 kaufte Markus Kurtenbach die Immobilie von der nun zum zweiten Mal verwitweten Anne Radke. Er war damals als Kellner in der Gaststätte beschäftigt.

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