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Hühner-Club Much bei GeflügelschauNur das ausgeruhte Huhn ist schön

Lesezeit 3 Minuten
Zwerg-Seidenhuhn Much

Die volle Punktzahl und die Note "Vorzüglich" erhielten nur drei Tiere, wie dieses Zwerg-Seidenhuhn.

Much – Nach stundenlanger Arbeit lagen sie erschöpft unter der Wärmelampe auf dem Streu, mit pumpenden Herzen und noch feuchten Federn. Der Nachwuchs von Gisela Blaesers Hühnern schaffte es pünktlich wie geplant zur Geflügelschau in einem Brutkasten ans Licht der Welt.

Noch blieben die hellen Seidenhuhn- und die dunklen Marans-Küken namenlos, bis ihr Geschlecht sichtbar sei, so die Züchterin. Und dann ist alles ganz einfach: „Meine Hühner heißen alle Uschi, meine Hähne Karl-Heinz.“ Vor der Bewertung durch die Jury wurde das Rassegeflügel natürlich gut in Form gebracht.

Namen bezeichnen oft Herkunft

Huhn ist aber nicht gleich Huhn, das zeigt ein Blick in die 358 Käfige, die in der Sülzberghalle auf Augenhöhe stehen. Auf Körperbau, Kamm, Gefieder – und die Beine, deren Stulpe, Bestrumpfung und Belatschung, so die Fachsprache, gleichfalls von den Preisrichtern unter die Lupe genommen werden. Gerade mal 300 Gramm bringt das Holländische Zwerghuhn auf die Waage, bis zu 5,5 Kilogramm die Riesenhühner Brahma. Beides sind recht ruhige Rassen.

Die Preisträger

Elke und Manfred Derjung erhielten die Landesverbandsmedaille für ihre Vorwerkhühner; Dustin Gorlewski (Bielefelder Kennhühner) und Jan-Luca Dreke (Bielefelder Zwerg-Kennhühner) die Landesverbandsjugendmedaille; die Zuchtgemeinschaft Knof den Kreisverbandsehrenpreis, Markus Wertenbroch den Jugendehrenpreis.

Vereinsmeister wurde Günter Pöpperl, Vereinsjugendmeisterin Pia Prokop. Das Mucher Band erhielten Michael Pape, Maik Gallasch, die Zuchtgemeinschaften Kramp sowie Knop und Pia Prokop.

Der Brakel hingegen sei ein Eierleger und als filigraner Vielflieger eher nervös, erläutert Preisrichter Jonas Gebert, Zuchtwart im Rasse- und Ziergeflügelzuchtverein Neunkirchen-Seelscheid, Much und Umgebung, der sich knapp Hühner-Club Much nennt. Die Namen der Geflügelrassen bezeichnen oft deren Herkunft, manchmal aber auch Eigenschaften: So ist beim Bielefelder Kennhuhn schon kurz nach dem Schlüpfen klar, ob Hähnchen (gelber Sperberfleck) oder die Henne: Die hat einen Lidstrich!

Am Donnerstag schon setzen die Züchter die Tiere in die Käfige, damit sich der Stress legt. „Alle laufen sonst frei herum, gehen nur zum Schlafen in den Stall, das ist ein Unterschied zur konventionellen Tierhaltung“, erklärt Jonas Gebert, der selbst Gänse züchtet. In Hochzeiten waren es 120 Tiere, jetzt hält der 21 Jahre alte Student (Deutsch und Geschichte auf Lehramt) nur noch sechs.

Nur ausgeruhte sind auch schöne Tiere, ob Huhn, Pute, Gans oder Taube. Vor der Jury-Sichtung am Freitag legt der Züchter noch mal Hand an. Ein Schwamm entfernt jeglichen Schmutz, der Kopfputz der Haubenhühner wird gekämmt, störrische Federn oder solche mit falscher Farbe gezogen. Die flauschigen Seidenhühner erhalten gar nach dem Bad eine Behandlung mit dem Glätteisen und dem Fön – damit das Gefieder mehr Volumen hat. Von den weißen Vögeln wirken aber einige vergilbt – eine Folge des heißen Sommers mit zu viel UV-Strahlung, so Gebert.

Alte Rassen zu erhalten liegt den Tierhaltern am Herzen. Damit die Zucht nicht ausstirbt, werben sie mit Schauen für ihr Hobby. Acht Kinder und Jugendliche widmen sich im Hühnerclub dem ungewöhnlichen Hobby. So wie die 17-jährige Gina Krämer mit ihren Zwerg-Optingtons. Insgesamt 17 Tiere hält sie, sechs davon haben individuelle Namen: Die werden einmal nicht im Kochtopf landen, sondern ihr Gnadenkorn bekommen, auch dann, wenn sie einmal keine Eier mehr legen. Gina Krämer: „Sie sind wie Haustiere.“

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