NebenjobHier verdienen Studenten im Rhein-Sieg-Kreis beim Schlafen Geld

Lesezeit 3 Minuten
Geld im Schlaf verdienen können die Studenten beim nächtlichen Bereitschaftsdienst. (Symbolbild)

Geld im Schlaf verdienen können die Studenten beim nächtlichen Bereitschaftsdienst. (Symbolbild)

  • In Seelscheid haben einige Studenten während der Corona-Krise einen neuen Nebenjob gefunden.
  • Sie übernehmen die sogenannte „Schlafbereitschaft“ in einer Behinderten-Einrichtung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR).
  • Im Gespräch verraten sie, wieso der Job für Studenten ideal ist und was ihre Aufgaben sind.

Neunkirchen-Seelscheid – Janek Tölle hat im vergangenen Monat schon sechs Schichten hinter sich gebracht, Paul Grablowitz freut sich in den nächsten Tagen auf seine erste Übernachtung in der Behinderten-Einrichtung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) in Seelscheid.

Die beiden Studenten haben in Corona-Zeiten einen neuen Nebenjob ausprobiert und sind begeistert davon. Sie übernehmen die sogenannte „Schlafbereitschaft“, das heißt, sie übernachten in dem Haus und sind die Ansprechpartner für die Bewohner während der Nachtstunden. „Die Arbeit macht Spaß und man wird praktisch fürs Schlafen bezahlt“, sagt der 22-jährige Janek Tölle aus Köln, der Sozialpädagogik studiert.

Nebenjob brach durch Corona-Krise weg

Bei seinem Kumpel Paul Grablowitz, der Biologie studiert, ist wie bei vielen Leidensgenossen wegen der Corona-Einschränkungen der Nebenjob weggebrochen. „Ich habe im Fußballstadion Werbebanner auf- und abgebaut. Das ist komplett weggefallen, und ich musste mir etwas Neues suchen“, erzählt der 21-Jährige.

Im Garten begrüßen die Bewohner Stephan Spieß (l.) und Bettina Merphal (r.) sowie Einrichtungsleiterin Andrea Aßmann-Köhler die Studenten Paul Grablowitz (2.v.l.) und Janek Tölle.

Im Garten begrüßen die Bewohner Stephan Spieß (l.) und Bettina Merphal (r.) sowie Einrichtungsleiterin Andrea Aßmann-Köhler die Studenten Paul Grablowitz (2.v.l.) und Janek Tölle.

Die rund anderthalbstündige Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln machen ihm und seinem Kollegen nichts aus. „Wir fahren ja dank des Studententickets umsonst. Ich finde den Job attraktiv, weil man wirklich nicht viel machen muss“, sagt Janek Tölle mit einem Grinsen.

In dem Haus in Seelscheid in der Gerhart-Hauptmann-Straße hat der Landschaftsverband Rheinland (LVR) sechs Bewohner mit kognitiven Einschränkungen untergebracht. Da sie auch nachts immer mal wieder Rat und Tat bei der Bewältigung kleinerer Probleme benötigen, gibt es von 21 Uhr bis 6 Uhr einen Dienst, der sich „Schlafbereitschaft“ nennt.

Vier Studenten sind unbefristet eingestellt

„Für diese Nachtschichten fehlt uns ständig Personal“, erklärt die Einrichtungsleiterin Andrea Aßmann-Köhler. „Wenn wir keine Studenten finden, dann müssen wir LVR-Angestellten zusätzlich zu unserem Job am Tag in der Nacht die Schlafbereitschaft übernehmen.“ Sie ist froh, dass mittlerweile vier Studenten unbefristet jeweils mit einen 450-Euro-Job eingestellt worden sind. Auch die Sportstudenten Fritz Rudy und Yago Caudet (beide 22) übernehmen fünf Schichten im Monat.

Mehrere Häuser

Im Rhein-Sieg-Kreis ist der LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen in Lohmar und Niederkassel mit je einem Wohnhaus und in Neunkirchen-Seelscheid mit drei Häusern präsent. 72 Menschen mit geistiger Behinderung und meist hohem Unterstützungsbedarfs nehmen das Angebot der besonderen Wohnformen in Anspruch. Weitere 15 Personen werden in allen Lebenslagen in der eigene Wohnung in ambulanter Form unterstützt. Fast 100 Mitarbeiter sind für den LVR dafür im Einsatz. (que)

Die Idee, Studierende für diese Aufgabe zu gewinnen, hatte Regionalleiterin Dagmar Rudy. „Das ist für uns eine Win-Win-Situation“, sagt sie. „Mit den Studierenden haben wir flexible Mitarbeiter gefunden, die Bewohner freuen sich über die bunte Abwechslung, die die jungen Leute aus Köln mit in den Dienst bringen, und die Studenten freuen sich über den Verdienst und den spannenden Austausch mit den Menschen mit Behinderung.“

Bislang habe er noch keine Probleme gehabt bei dieser Arbeit, berichtet Janek Tölle von seinen Erfahrungen. „Natürlich wird mal einer der Bewohner nachts wach, aber dann spricht man ihm gut zu oder macht ihm einen Tee.“ Jederzeit können die Studenten den Hintergrunddienst des LVR erreichen, aber die Notfallnummer musste er bislang noch nicht wählen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Tölle erzählt weiter: „Man baut eine Beziehung zu den Bewohnern auf. Sie freuen sich dann beim nächsten Mal schon, wenn man kommt.“ Außerdem könne er am Abend oft noch ein bisschen für die Uni arbeiten, fügt er hinzu.

Rundschau abonnieren