Orgelkultur im Rhein-Sieg-KreisBritische Musiker spielten Konzert in St. Margaretha

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Einen exzellenten Eindruck hinterließen George Warren (links) und Benjamin Hewat-Craw in St. Margareta. 

Neunkrichen-Seelscheid – Drei Anläufe waren erforderlich, ehe Bariton Benjamin Hewat-Craw und Organist George Warren in der Pfarrkirche St. Margareta in Neunkirchen zu ihrem Konzert unter dem Motto „Very british“ antreten konnten. Mit dem Auftritt der Briten endete die Zwangspause des Festivals „Orgelkultur im Rhein-Sieg-Kreis“, das der Kreis gemeinsam mit der Thomas-Morus-Akademie Bensberg im Rahmen des Beethoven-Jubiläums organisiert.

„Wir sind erleichtert, dass uns die Künstler und die Veranstaltungsorte treu geblieben sind“, bekannte Andreas Würbel von der Thomas-Morus-Akademie. Alle coronabedingt ausgefallenen Veranstaltungen des Festivals sollen in den kommenden Wochen nachgeholt werden. Auch der leitende Pfarrer Martin Wierling erinnerte zum Auftakt an die Belastungen durch die Pandemie.

Benjamin Hewat-Craw und George Warren gestalteten ihr Konzert mit Stücken aus ihrem Heimatland. Warren studierte beim Kölner Dom-Organisten Winfried Bönig an der Musikhochschule Köln, wo auch Hewat-Craw ausgebildet wurde. Für ihr Konzert in St. Margareta bildeten „The Five Mystical Songs“ des Komponisten Ralph Vaughan Williams (1872–1958) den Rahmen. Die vertonten Gedichte des anglikanischen Priesters George Herbert (1593–1633) sind maßgeschneidert für einen Bariton, lassen aber auch die Orgel in ihrer Bandbreite glänzen.

Die Orgel in St. Margareta ist ein europäisches Gemeinschaftsprojekt 

Der nach eigenen Angaben „fidele Agnostiker“ Williams hatte jedenfalls keine Bedenken, Sänger und Instrumentalist einer kontemplativen Dichte auszusetzen, schreckte aber auch nicht vor der leicht pathetischen Dramatik zurück. Sobald Benjamin Hewat-Craw die Oberhand gegen die etwas heikle Akustik des Kirchenraums gewonnen hatte, lieferte der Bariton stimmgewaltig und punktgenau. Und auch George Warren arbeitete mit Improvisationen und Elgars wohl unvermeidlichem „Pomp And Circumstances“ daran, die Möglichkeiten seines Instruments komplett auszureizen.

Dafür bot sich die Orgel in St. Margareta als europäisches Gemeinschaftsprojekt besonders an: Der größte Teil des Pfeifenwerks und der Hauptspieltisch stammen von einer Orgel aus Bournville in England, die dort 1926 erbaut wurde, andere Teile aus den Niederlanden. Aus diesen Bestandteilen entwickelte die Orgelbaufirma Merten 2018 das jetzt in Neunkirchen eingesetzte Instrument.

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Es gehört heute zu den wenigen Orgeln in Deutschland mit einer Klangcharakteristik der englischen Spätromantik. Dies passe zu einer besonderen Kirche, erklärte die Kunsthistorikerin Hanna Christine Jacobs. Bedeutsam sind die in den 50er Jahren wiederentdeckten Wand- und Gewölbemalereien in St. Margareta aus dem 12. Jahrhundert, die in dieser Ausführung nördlich der Alpen einzigartig sind.

So bekamen die etwa 100 Zuhörer nicht nur ein facettenreiches Konzert geboten, sondern auch spirituelle, musik- und kunstgeschichtliche Impulse; ein Konzept, das bei den übrigen Veranstaltungen des Festivals „Orgelkultur im Rhein-Sieg-Kreis“ fortgesetzt werden soll. Als nächstes steht am Samstag, 3. Juli, ein Konzert in der Evangelischen Kirche in Eitorf an.

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