Vereinigung vor 50 JahrenNeunkirchen und Seelscheid verbindet wechselvolle Geschichte

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Immer weiter modernisiert wurde das Antoniuskolleg im Laufe der Jahre: links der Altbau, daneben ein der vielen Neubauten.

Immer weiter modernisiert wurde das Antoniuskolleg im Laufe der Jahre: links der Altbau, daneben ein der vielen Neubauten.

Neunkirchen-Seelscheid – Was bei der kommunalen Gebietsreform endgültig beschlossen wurde, war eigentlich schon lange vorher Thema. „Die Orte auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid gehörten bereits in der Vergangenheit innerhalb der jeweils geltenden Verwaltungsstrukturen fast ununterbrochen zusammen“, berichtet Hans-Jürgen Parpart, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereines. Die erstmalige urkundliche Erwähnung des Kirchspiels Neunkirchen im Jahr 1178 nenne Seelscheid als eine von fünf Verwaltungseinheiten, früher Honschaft genannt.

Konfession bestimmte territoriale Abgrenzung

„Die nachfolgende, wechselvolle Geschichte erfuhr mit der Auflösung des Herzogtums Berg 1806, zu der die Orte gehörten, eine große Zäsur“, berichtet Parpart. In den Jahren der napoleonischen Besatzung sei das Territorium neu geordnet worden, und Seelscheid gehörte von 1808 bis 1816 zur Mairie (Bürgermeisterei) Wahlscheid. „Ein Grund für diese Zuordnung war, dass Seelscheid, wie Wahlscheid, damals mehrheitlich evangelisch war, während Neunkirchen bis in die 40er Jahre des 20. Jahrhundert fast gänzlich katholisch blieb“, erzählt Parpart.

Der Wiener Kongress schlug die beiden Orte Preußen zu. Im 19. Jahrhundert seien Neunkirchen und Seelscheid zur „Sammtgemeinde“ Neunkirchen, dem späteren Amt Neunkirchen, zusammengefasst worden.

Ausführliche Diskussionen vor Vereinigung

Mit der einstimmig beschlossenen Neuordnung 1969 erfolgte eine erhebliche Verwaltungsvereinfachung: Auf die drei Räte von Seelscheid, Neunkirchen und dem Amt Neunkirchen folgte nur ein Rat der neuen Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid.

„Mit der Vereinigung gab es nun eine Verwaltungseinheit, über viele Jahrhunderte bestehende Eigenheiten waren damit aber nicht plötzlich verschwunden“, sagt Parpart schmunzelnd über „die ewigen Kabbeleien“ zwischen den beiden Ortschaften. Die Neugliederung wurde im Vorfeld umfangreich diskutiert. So gab es die Idee, dass Seelscheid sich wieder mit Wahlscheid vereinigt und Neunkirchen eine Allianz mit Winterscheid bildet. Der offizielle Beschluss, das Amt aufzulösen, wurde am 10. Mai 1968 gefasst, und die neue Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid konnte im nächsten Jahr gegründet werden. Amtsdirektor Josef Ludwig wurde der erste Gemeindedirektor, Josef Knecht der erste Bürgermeister der Gemeinde.

Dörfliche Struktur bleibt Bewohnern wichtig

Um zu dokumentieren, dass Neunkirchen und Seelscheid gleich wichtig sind, wurde abwechselnd in beiden Orten in diversen Gaststätten getagt. Ab 1970 war das nicht mehr nötig, da im Rathaus, das sich in Neunkirchen befindet, ein Ratssaal zur Verfügung stand.

Den rund 20.000 Einwohnern der Gemeinde ist nach wie vor die dörfliche Struktur ihrer Heimat wichtig. Deswegen wurde im Jahr 2010 in einem Ratsbürgerentscheid abgelehnt, dass die Kommune zur Stadt wird. Bei einer weiteren NRW-Kommunalreform wurde die frühere Doppelspitze aus ehrenamtlichem Bürgermeister und hauptberuflichem Gemeindedirektor durch einen hauptamtlichen Bürgermeister abgelöst. Helmut Meng (CDU) trat dieses Amt im Jahr 1999 an. Ihn löste 2014 die heutige Bürgermeisterin Nicole Sander (SPD) ab.

Weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt ist übrigens das Antoniuskolleg. Es war früher ein Internat. Heute besuchen das Gymnasium Jugendliche auch aus benachbarten Kommunen.

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