Biker im Rhein-Sieg-KreisScharen von Motorradfahrern sammeln sich vor Kneipen

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Am Mucher Café Alte Schule standen am Sonntagnachmittag um die 100 Motorräder.

Rhein-Sieg-Kreis – Im Minutentakt knattern die Motorräder die steile Anfahrt zum Lokal „Bikers Rast“ in Windeck-Dattenfeld empor. Behelmt und in Lederkluft steigen die Fahrerinnen und Fahrer von ihren Maschinen. Doch wer auf die Terrasse des Lokals will, muss eines der drei großen Gs nachweisen, also geimpft, getestet oder genesen sein. Inhaber Harald Modderman achtet streng darauf, dass alle Gäste einen solchen Nachweis vorzeigen.

„Sonst darf ich Essen und Getränke nicht mal zum Mitnehmen anbieten; ich muss die Leute dann leider wegschicken“, sagt er. Nicht jeder habe dafür Verständnis. „Die Menschen geben uns die Schuld dafür und schreiben negative Kommentare auf Facebook. Dabei sind das die Regeln der Gemeinde.“

Seit Wochen versuche er vergeblich, einen Ansprechpartner beim Ordnungsamt auf seine Lage aufmerksam zu machen. Eigentlich lohne sich der Betrieb in dieser Form nicht, berichtet der Niederländer. Viele der rund 125 Plätze auf der Terrasse blieben unbesetzt.

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Diese Gruppe fuhr zunächst zum Testzentrum in Windeck-Rosbach und kam danach wieder, um in Dattenfeld einkehren zu können. 

Diejenigen ohne Nachweise schicke er wieder runter zum Testzentrum nach Rosbach, mit der Bescheinigung über ein negatives Ergebnis dürften sie wiederkommen. Holger Gronau, Christian Kemper, Susanne und Patrick Guggina sowie Andreas Merker haben genau das gemacht. „Wir wollen endlich mal wieder zusammensitzen“, sagt Kemper und betont das Wort „sitzen“.

Die Gruppe stammt aus dem Raum Wuppertal. „An Bikers Rast sind wir bestimmt einmal im Monat“, schätzt Gronau. Die Testpflicht finden sie prinzipiell sinnvoll, dennoch werde „die Gastronomie durch die strengen Auflagen bestraft“.

Familie Hahn aus Olpe bleibt heute nur die Rolle als Zaungäste. Willi Hahn und seine Töchter Alina und Katrin lehnen an der Leitplanke vor dem Bikertreff. Hinein dürfen sie nicht.

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Alina, Willi und Katrin Hahn (v.l.) aus Olpe mussten draußen bleiben.

„Wer soll das auch wissen mit dem Test, die Regeln sind überall anders“, ärgert sich der Vater. „Einen Test zu machen, wäre für einen Kaffee aber zu aufwendig. Es ist schon schade, aber wir werden auf dem Rückweg irgendwo einkehren“, sagen sie.

Von den Kuriositäten der Corona-Regeln weiß auch Thomas Bastian zu berichten. Er ist der Küchenchef der Biker-Station Berkenroth, wenige Kilometer hinter der Grenze Ruppichteroths an der B478. Auch seine Gäste sind mit den drei Gs konfrontiert. Jedoch: „Die Regel mit dem Verzehrverbot und dem 50-Meter-Radius gilt nicht mehr. Jetzt können sich die Leute hinsetzen, wo sie wollen – auch an unsere Tische; da brauchen sie keinen Test mehr“, sagt er gut gelaunt. Was ihn auch irritiere: „Meine Mitarbeiter darf ich testen, meine Gäste nicht.“

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Doch daran stört sich der 60-Jährige ebenso wenig wie an seiner weitgehend leeren Terrasse. „Wenn wir so angefangen hätten, wie wir im Oktober aufgehört haben, wär' hier Land unter. Es ist gut, dass nicht alle Leute auf einmal kommen; aber das wird schon wieder“, sagt er.

Für das Besuchsaufkommen am Café Alte Schule an der K35 in Much-Niederbonrath gibt es nur ein Wort: überfüllt. Geschätzt 100 Motorräder stehen auf dem kleinen Parkplatz, im Biergarten machen sich die Gäste über Currywurst, Pommes und Weißbier her. Zeit für ein Gespräch hat die Inhaberin nicht, die Besucher schon.

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 Markus Kalkhoff aus Ruppichteroth und Raimund Gassner (r.) aus Köln mussten am Café Alte Schule viel Zeit für einen Kaffee mitbringen.

„Dass es so voll wird, hätten wir nicht erwartet“, sagen Markus Kalkhoff aus Ruppichteroth und Raimund Gassner aus Köln. Kalkhoffs Yamaha parkt gleich neben Gassners Triumph. Davor zieht sich eine lange Warteschlange zu einem Mitnahme-Fenster.

Rund 25 Minuten hätten sie für je eine Tasse Kaffee gebraucht, berichten die beiden Motoradfahrer. „Ich habe mich gestern testen lassen, vor dem FC-Spiel“, sagt Gassner. „In Köln wäre das hier längst wieder aufgelöst worden.“ Trotz der Wartezeit am heutigen Tag kämen sie gerne her. „Hier ist es immer nett und locker, man trifft viele Bekannte“, sagt Kalkhoff.

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