Coronasingen in TroisdorfIm Advent erhellt das Friedenslicht die Landgrafenstraße

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Seit März führen Rosemarie und Heinz Kieseier die Tradition der italienischen Balkonsänger fort. Seit dem zweiten Advent ist das Licht von Bethlehem (vorn) dabei.

Seit März führen Rosemarie und Heinz Kieseier die Tradition der italienischen Balkonsänger fort. Seit dem zweiten Advent ist das Licht von Bethlehem (vorn) dabei.

Troisdorf – „Und täglich grüßt das Murmeltier“ ist eine passende Allegorie für das, was sich seit Frühjahr allabendlich in der Troisdorfer Landgrafenstraße abspielt. Wie in der Zeitschleife der amerikanischen Filmkomödie treten seit dem 18. März Punkt 18 Uhr und nicht einen Tag aussetzend Rosemarie und Heinz Kieseier vor ihrem Haus ans Mikrofon und erheben die Stimme. Damit bieten sie dem Virus die Stirn, zeigen sich den Erkrankten solidarisch und erweisen allen an der Pflege Beteiligten Respekt und Dank.

„Wir führen die Tradition der italienischen Balkonsänger fort“, sagt Vorsänger Kieseier, der sich auf die Treue der Nachbarn verlassen kann. Die kommen stets pünktlich und stimmen ein in die drei bis vier der Jahreszeit angepassten Volks-, Wander- oder Kirchenlieder. Am Montag waren es Adventslieder, und trotz des fisselichen Wetters erschienen zehn stimmsichere Gleichgesinnte.

„Wir ziehen das durch, bis Corona weg ist!“

Seit dem zweiten Advent ist das „Coronasingen“ um eine Tradition bereichert. Denn im Haus der Kieseiers sowie der Eheleute Elisabeth und Norbert Halm, die das „Stamm-Duo“ bei Verhinderung vertreten, wird das Friedenslicht von Bethlehem (siehe Kasten) gehütet und beim Singen auf den Bürgersteig gestellt. Als „Zapfstelle“ bezeichnet Heinz Kieseier das Kerzen-Arrangement. Denn jeder darf sich eine Kerze dort entzünden.

Die Tradition

Seit 1986 zünden österreichische Pfadfinder in der Geburtsgrotte in Bethlehem eine Laterne an, die per Flugzeug nach Wien transportiert wird. Von dort wird das Licht im ganzen Land verteilt.

Seit 1996 holen Spicher Pfadfinder das Licht an verschiedenen Zwischenstationen ab, wenn es auf dem Weg Richtung Köln ist. Als Geschenk von den Pfadfindern an den ehemaligen Spicher Pastor Kieseier findet das Licht dann auch nach Oberlar.

Auch tagsüber kann es abgeholt werden. Es dürfe an Nachbarn, Kranke, Einsame, Traurige und Fröhliche weitergegeben werden, schlagen die Kieseiers und Halms vor. Die Botschaft: „Licht vertreibt die Dunkelheit und soll ein friedlich-fröhliches Christfest begleiten.“ An Heiligabend wird das Singen zum 282. Mal stattfinden. Der Durchhaltewillen ist ungebrochen. „Wir ziehen das durch, bis Corona weg ist“, sagt Heinz Kieseier.

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Die Singgemeinschaft hat in Abstimmung mit dem Ordnungsamt auf die schärferen Schutzmaßnahmen reagiert. Kieseier: „Wir sind unauffälliger geworden, das Hornsignal zu Beginn haben wir durch ein Glöckchen ersetzt und die Abstände zwischen den Singenden nochmals erweitert.“

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