Unsicherheit wegen CoronaVereine befürworten Absage von Karneval

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Noch im Februar feierten die Jecken dicht an dicht in der Troisdorfer Stadthalle. Das wird es 2021 nicht geben.

Noch im Februar feierten die Jecken dicht an dicht in der Troisdorfer Stadthalle. Das wird es 2021 nicht geben.

  • Fast alle Karnevalsvertreter halten die Forderung des Landrats nach einer Absage der Karnevalstage für richtig.
  • Ganz nach dem Motto „Adieu Alaaf“ täte so eine Absage natürlich vielen alteingesesseen Vereinen in der Region weh.
  • Dennoch stößt der Vorschlag auf viel Zustimmung. Ein Überblick.

Rhein-Sieg-Kreis – Adieu Alaaf. Der Vorschlag von Landrat Sebastian Schuster (CDU), alle Karnevalsveranstaltungen abzusagen, stößt fast überall in der Region auf offene Ohren. Denn eine offizielle Absage durch die Landesregierung würde die rechtliche Grundlage liefern, um die zum Teil bereits vor zwei Jahren geschlossenen Verträge mit den Künstlern aufzulösen.

Siegburg

„Ich bin sicher, dass ich am 6. November ein Prinzenpaar präsentieren könnte“, sagt Jörg Sola-Schröder, Präsident des Siegburger Karnevalskomitees. „Aber spätestens zwei Wochen später wird der Karneval dann sicher abgesagt werden, weil die Infektionszahlen steigen. Das ist doch gar nicht kalkulierbar.“

Er persönlich sei absolut für eine Absage zum jetzigen Zeitpunkt. Das Siegburger Karnevalskomitee müsse am 1. September in seiner Jahreshauptversammlung zwar noch beraten, aber er ist sich „zu 90 Prozent sicher, dass die Vereine das auch so sehen“.

Troisdorf

„Was der Landrat fordert, ist ziemlich genau das, was wir uns überlegt haben“, bestätigt Torsten Sterzel, 1. Vorsitzender der Altstädter. Auch wenn die Hälfte der Besucher zu den eigentlich ausverkauften Sitzungen kommen dürfe, mache die Gesellschaft einen Verlust von 65 000 Euro, denn: „Die Kosten bleiben gleich.“ Aber: „Für die Künstler ist das eine Katastrophe.“

Auch Walter Küster, 1. Geschäftsführer der 1. Großen Karnevalsgesellschaft Sieglar, sagt: „Wir wären dankbar für eine klare Ansage.“ Eine Reduzierung des Publikums sei keine Option; Sitzungen im relativ kleinen Saal der Küz seien schon bei ausverkauftem Haus nur mit der Hilfe von Sponsoren zu finanzieren. Auf die Frage „Wem geben Sie die Karten und wem nicht?“ sieht Küster ebenfalls keine befriedigende Antwort.

Lohmar

Mit einer Mischung aus „Erleichterung und Ernüchterung“ hat der Karnevalistenzirkel Lohmar den Vorstoß des Landrats aufgenommen. Werde der Karneval offiziell abgesagt, sei es für die Vereine möglich, die Sitzungen ohne finanzielles Desaster abzusagen, sagte der Kazi-Vorsitzende Hans-Peter Schneider auf Anfrage.

Der Vorstand hatte schon an einem Plan B gearbeitet: mit 300 statt 700 Gästen in der Jabachhalle, mit Familientischen, ohne Theke, „auch wenn das nicht dasselbe gewesen wäre“. Eine Absage täte zwar weh, sagt Schneider, „ist aber angesichts steigender Infektionszahlen vernünftig“.

Niederkassel

„Wir stehen voll hinter dem Vorschlag des Landrats“, kommentiert Markus Thüren, Geschäftsführer des Festkomitees Rheidter Karneval in Niederkassel. „Es ist jetzt schon klar, dass wir bei Sitzungen und anderen Veranstaltungen die Kosten nicht durch die Einnahmen decken könnten.“ Aber auch noch aus einem anderen Grund sei eine mögliche Karnevalsabsage positiv: „Was wir ganz bestimmt nicht wollen, ist, dass wir als Festkomitee im Falle einer Infektion so etwas wie der Corona-Hotspot in unserer Region werden“, betont Thüren.

Eitorf

In Eitorf sei die Entscheidung bereits gefallen, sagte Jürgen Siebigteroth, 1. Vorsitzender des Festausschusses. „Wir haben den Sitzungskarneval abgesagt, um die Vereine vor den immensen Kosten zu schützen.“ Aber auch, weil man sich Corona-Karneval mit Abstand und Mund-Nasenschutz nicht vorstellen könne: „Es ist doch Emotion, schunkeln und singen!“ Die Prinzenproklamation wurde bereits abgesagt, auch den Rosenmontagszug werde es wohl nicht geben, „wir haben uns aber ein Zeitfenster bis Anfang November gegeben“, sagt Siebigteroth.

Ruppichteroth

Nur Ruppichteroth zeigt sich enttäuscht angesichts eines möglichen Karnevals-Ausfalls. Das Winterfest in der Bröltalhalle, das bis auf eine Ausnahme ausschließlich von lokalen Akteuren bestritten wird, ist mit 650 Zuschauern stets ausverkauft. Von dem Erlös, der sich zwischen 4500 und 5500 Euro bewegt, finanziert der TV 1888 als Veranstalter wichtige Anschaffungen.

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„Ein Ausfall des Winterfestes wäre für uns sehr einschneidend“, sagt Markus Lehmann, Kassenwart des Turnvereins. Albert Brummenbaum, der als Karnevalsbeauftragter des Vereins das Fest vorbereitet, ist allerdings noch keine vertraglichen Verpflichtungen eingegangen, sondern will bis zum 31. August warten, wenn die Bundesregierung neue Richtlinien für Großveranstaltungen veröffentlichen wird. Er könne sich vorstellen, das Winterfest auf zwei Abende zu strecken. Als letzte Alternative sei auch eine Karnevalssitzung im Freien denkbar.

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