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EisenbahnNeues Buch erzählt die Geschichte der Bröltalbahn

Lesezeit 3 Minuten
Mit reichlich Dampf fuhr die kleine Eisenbahn auf den schmalen Gleisen durch Bröl und die Region, die letzte Fahrt war im März 1954.

Mit reichlich Dampf fuhr die kleine Eisenbahn auf den schmalen Gleisen durch Bröl und die Region, die letzte Fahrt war im März 1954.

Oberberg – Sie wurde von Pferden gezogen, fuhr später unter Dampf und Diesel. Außerdem war sie Deutschlands älteste Schmalspurbahn mit Personenverkehr. Jetzt ist zur Rhein-Sieg-Eisenbahn, einst gegründet als Bröltaler Eisenbahn, ein neues Standardwerk erschienen.

Aufgearbeitet haben die mehr als 100 Jahre Eisenbahngeschichte rund um Hennef und den alten Sieg-Kreis die Pioniere des Museums der Rhein-Sieg-Eisenbahn im rheinland-pfälzischen Asbach, Carsten Gussmann und der 2015 verstorbene Wolfgang Clößner. Die Idee, die Geschichte der Bahn, die im Bröltal ihren Ursprung hatte, niederzuschreiben, sei bereits 1984, also vor fast 35 Jahren entstanden, beschreibt Gussmann.

Gemeinsam mit Clößner habe er Archive durchforstet und neben der Gründung und dem Aufbau des Asbacher Museums immer wieder an dem Buch gearbeitet. Zuletzt habe er nach dem Tod des Freundes und Mitstreiters mit erheblicher Hilfe von Ulrich Clees und Dieter Eikhoff das Buch fertigstellen können.

Entstanden ist eine wahre Fundgrube für Freunde der Eisenbahn und Regionalgeschichte. Die Autoren berichten von rheinwassergetränkten Archiven, im letzten Moment vor Baggern geretteten Dokumenten und für immer verlorenen Unterlagen. Sie greifen aber auch zurück auf Materialien, die ihnen durch viele hilfreiche Geister zur Verfügung gestellt wurden. Sie berichten von der Geologie und den Bodenschätzen der Region, die es Mitte des 19. Jahrhunderts erst nötig erscheinen ließen, über neue Transportmittel nachzudenken.

Noch nie veröffentliche Fotos

Liebevoll wird nachgezeichnet, wie ab 1861 zunächst am Rande der Reichsstraße eine Pferdebahn nach Ruppichteroth und später eine Dampfbahn auf schmalen Gleisen durchs Bröltal bis nach Waldbröl geplant und gebaut wurde. Eindrucksvolle, zum Teil nie veröffentlichte Fotos aus privaten Schatullen zeigen, wie der Fortschritt in der armen Region Einzug hielt – lange, bevor die Staatsbahnen aufs Land vorrückten. Anhand zahlreicher Skizzen und Lagepläne wird deutlich, wie der Bahnverkehr in jener Zeit funktioniert hat und welche Ausmaße der Betrieb hatte.

In Hennef, dem Zentrum der Rhein-Sieg-Eisenbahn, gab es ein Betriebswerk und einen Güterbahnhof mit mehr als 40 Gleisen. Akribisch haben die Autoren des Buches die Lage der einstigen Gebäude und Gleisanlagen entlang des weit verzweigten Streckennetzes zwischen Waldbröl und Beuel, Asbach und Hennef, Siegburg und Rostingen recherchiert. Sie beschreiben auch die Streckenverläufe und Betriebsabläufe. Fahrtberichte, Erweiterungspläne, Firmenanschlüsse und immer wieder Fotos und Zeichnungen von Lokomotiven und Wagen runden das Bild der Bröltaler Eisenbahn ab.

Ein ursprünglich nicht geplantes Kapitel hat Volkhard Stern beigesteuert. Er beschreibt die Nachfolger der Schienenfahrzeuge, die später grünen Omnibusse der Rhein-Sieg, wie die Gesellschaft von ihren Fahrgästen oft kurz genannt wurde. Auch das Museum in Asbach, in dem die Geschichte der Bahn gewürdigt wird und in dem einzelne Fahrzeuge der Schmalspurbahn einen Platz gefunden haben, wird von den Autoren in ihrem umfassenden Buch kurz behandelt.

Die Rhein-Sieg Eisenbahn, Wolfgang Clößner, Carsten Gussmann, 280 Seiten, 382 sw- und 53 Farbfotos, 108 Gleispläne, 98 Fahrzeugzeichnungen, 56 sonstige Zeichnungen, Format 21 mal 30 cm, 39,90 Euro, LOK Report-Verlag, Berlin.

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