„Eine unbedachte Entscheidung“Eitorfer Bürgermeister kritisiert das Feuerwerksverbot

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Bürgermeister Rainer Viehof.

Bürgermeister Rainer Viehof.

Eitorf – „Eine unbedachte Entscheidung“ – so kritisiert Bürgermeister Rainer Viehof das Verkaufsverbot von Feuerwerk, das Bund und Länder am Sonntag verhängt haben. Es sei „gefühlsmäßig gehandelt worden, nicht sachgerecht“, sagt Viehof im Gespräch mit dieser Zeitung.

Das Argument, ein Verbot helfe die Infiziertenzahlen runterzuschrauben, lässt er nicht gelten: „Es ist ja nur der Verkauf verboten, nicht das Abfeuern.“ Statt der geprüften Weco-Pyrotechnik werde nun sicher vermehrt illegales Feuerwerk aus dem Ausland besorgt. Seine Prognose: Das führe zu mehr Verletzten statt die Intensivstationen zu entlasten.

Infektion werde nicht über eine Rakete übertragen

„Natürlich wollen wir keine großen Ansammlungen von Menschen mit der Gefahr sich anzustecken, das will auch Weco nicht“, so Viehof. „Aber es ist noch keine Infektion über eine Rakete übertragen worden.“ Er hält die Corona-Argumente für vorgeschoben, weil die Argumente Tierschutz, Feinstäube und CO²-Ausstoß in der Vergangenheit nicht gezogen hätten.

So hätte CSU-Chef Markus Söder zwar damit argumentiert, dass zu Silvester die Zahl der durch Feuerwerk Verletzten die Intensivstationen überlaste, aber keine Belege dafür geliefert. „Wenn man nur will, dass Feuerwerk wegkommt, dann muss man es auch so sagen“, findet Viehof.

Feuerwerk als schönes Zeichen der Normalität

Viele Menschen hätten in der Familie aus ihrem eigenen Garten ein Feuerwerk zünden wollen, als „Akt der Freude und Tradition, um das neue Jahr mit der Hoffnung auf einen Impfstoff und Genesung zu begrüßen“, sagt der Bürgermeister. Feuerwerk sei immer mit Gefühlen verbunden, sei weithin sichtbar und auch für Menschen in Altenheimen und Krankenhäusern ein schönes Zeichen am Himmel für Normalität in diesen schwierigen Zeiten. Jetzt halte das Gegenteil Einzug, es werde mit der Tradition gebrochen und ein Zeichen der Unsicherheit gesetzt.

Insbesondere für die Traditionsfirma Weco und ihre insgesamt 400 Beschäftigten gelte dies, aber auch für die 3000 Einzelexistenzen in er pyrotechnischen Branche. „Wenn wir jetzt nichts unternehmen, wird es die Firma im kommenden Jahr nicht mehr geben“, warnt Viehof. Das Verkaufsverbot werde die Branche in Deutschland zerstören.

Klarer Vorwurf an die Politik

Die Konkurrenz, die ihre wesentlichen Geschäftsbereiche statt im Inland im Ausland habe, freue sich: „Die werden in die Lücke gehen und die Arbeitsplätze in China einrichten, die hier gerade vernichtet werden.“

Er mache der Politik einen klaren Vorwurf, sagt der parteilose Bürgermeister und fordert, „dass die Politik nun die notwendigen Maßnahmen trifft, um diese Arbeitsplätze nicht zu gefährden“. Denn das hätte fatale Auswirkungen auf die ohnehin klamme Gemeinde. Kämmerer Klaus Strack sieht schon jetzt „eine bedeutende Summe“ an Gewerbesteuern verpuffen.

Weco sei für Eitorf systemrelevant

Und nicht nur das: Müsse der Standort wirklich schließen, seien 250 Arbeitslose am Eitorfer Weco-Standort zu befürchten. Weco sei für Eitorf systemrelevant, „von der ganzen Struktur und für das Renommee der Gemeinde“.

Zielgerichtet müsse nun seitens Bund und Land geholfen werden. Die Mitarbeiter werden wohl dennoch in Kurzarbeit gehen, im schlimmsten Fall entlassen, fürchtet er. Denn durch den Bund/Länder-Beschluss bleibt die Feuerwerksproduktion eines ganzen Jahres in den Lagern liegen.

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Die kann zwar zu Silvester 2021/22 auf dem Markt angeboten werden, aber „was soll Weco denn im kommenden Jahr produzieren?“, fasst er es zusammen und sagt: „Wenn der Staat ein Berufsverbot ausspricht, und im Fall des Verkaufsverbots von Feuerwerk kommt es dem faktisch gleich, dann muss er auch mit Überbrückungsgeldern helfen.“

Die Gemeinde könne nur die Steuer aussetzen, die Zinsen stunden, „das machen wir doch ohnehin schon bei allen Unternehmen, die von Corona-Auswirkungen betroffen sind.“

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