20 Weine im TestWelcher Wein soll es an Weihnachten sein?

Lesezeit 15 Minuten
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  • Für unseren großen Weihnachtswein-Test sind wir mit einem Budget von 30 Euro pro Einkaufsstätte losgezogen und haben bei bekannten Supermärkten, Bioläden, Discountern und Weinfachhändlern eingekauft.
  • Die Auswahl wird immer besser: Wer beim Weinkauf im Laden nicht ausschließlich auf große Namen aus ist, kommt auf seine Kosten.

Es ist mittlerweile schon Tradition geworden, dass wir vor Weihnachten  durch die Supermärkte, Bioläden und Discounter der Stadt ziehen und nach spannenden Weinen für unsere Leser Ausschau halten. Im Gepäck haben wir 30 Euro, mit denen pro Einkaufsstätte eine Flasche Schaumwein, Weiß- und Rotwein gekauft werden soll.

Bewertet werden die Weine anhand eines 20-Punkte-Schemas, wobei nicht nur der Geschmack in die Note einfließt, sondern auch das Preis- und Genussverhältnis. Dieses Jahr ist uns der Fortschritt in sämtlichen Weinabteilungen aufgefallen. Die Präsentation sowie Auswahl der Weine wird immer besser und hochkarätiger.

Die Bewertung

Was die Punkte bedeuten:

Weniger als 10 Punkte: fehlerhaft 10 – 12 Punkte: nicht zufriedenstellend 12 – 13 Punkte: gut 14 – 15 Punkte: sehr gut 16 – 17 Punkte: ausgezeichnet 18 – 20 Punkte: Spitzenqualität

Während in den letzten Jahren die Bioweine regelmäßig schlecht abgeschnitten haben, gefielen  uns dieses Jahr die Ökoweine besonders gut. Auch wenn diese  Weine aufgrund des höheren Aufwandes im organischen Weinbau im Durchschnitt teurer sind.

Von großem Interesse sind natürlich die Test-Ergebnisse der Discounter-Weine aus namhaften Appellationen wie Champagner oder Brunello. Diese Weine waren geschmacklich annehmbar. Wem aber Qualität vor  Image geht, der kann fürs gleiche Geld deutlich Besseres bekommen. Uns hat diese lehrreiche Verkostung wie immer viel Spaß gemacht und wir denken, dass wir einige Empfehlungen für Sie bereithalten. Viel Freude beim Lesen – und Probieren!

Hier finden Sie unsere getesteten  Weine:

Sechs Schaumweine im Test

Schäumende Süße

11 Punkte

Sekt Geil Edeka

2016 Pinot Sekt extra trocken, Weingut Geil, Rheinhessen, 10,90 Euro,  Bezugsquelle: Edeka Zickuhr, Dürener Straße 199-203

Dieser Sekt ist ein „Blanc de Noirs“,  weißer Schaumwein aus roten Trauben. Solche Sekte bestechen in der Regel mit ihrer würzigen, toastigen wie mundfüllenden Art. Hier zeigt sich zunächst ein etwas säuerlich wie muffig wirkendes Bukett. Hinzu kommen Aromen von dunkler Brotkruste und nussige Töne. Am Gaumen ist er aggressiv schäumend und die grasige Säure wird nur von der deutlichen Süße im Zaum gehalten. Eigentlich ist Deutscher Winzersekt im Aufwind. Dieser gehört leider nicht dazu.

2016 Pinot Sekt extra trocken, Weingut Geil, Rheinhessen, 10,90 Euro,  Bezugsquelle: Edeka Zickuhr, Dürener Straße 199-203

Unkomplizierter Charakter

15,5 Punkte

Sekt Weinbiet Riesling REWE

2016 Mussbacher Eselshaut Riesling Brut, WG Weinbiet, Pfalz, 7,99 Euro, Bezugsquelle: Rewe Maziejewski, Aachener Straße 382

Dieser Sekt wurde mit traditioneller Flaschengärung erzeugt und hat uns mit seinem Preis-Leistungsverhältnis absolut überzeugt. Im Glas zeigt sich eine kühle Rieslingfrucht mit Aromen von Zitrusfrüchten, weißen Blüten und Aprikosen. Am Gaumen ist er erfrischend schäumend und wirkt saftig trocken. Es ist kein von Hefearomen geprägter Sekt sondern eher ein prickelnder, fruchtiger Riesling. Für uns war es ein appetitanregender Schaumwein, den wir uns als unkomplizierten Aperitif sehr gut vorstellen konnten.

2016 Mussbacher Eselshaut Riesling Brut, WG Weinbiet, Pfalz, 7,99 Euro, Bezugsquelle: Rewe Maziejewski, Aachener Straße 382

Reife Leistung

13,5 Punkte

Sekt Crémant Netto

Crémant de Loire Brut, P. de. Charmille,  Loire, 5,99 Euro, Bezugsquelle: Netto, Lindenthalgürtel 69

Die Loire ist eine der wichtigsten Regionen für Crémant. Hier wird mit Hilfe der traditionellen Flaschengärung aus Rebsorten wie Chenin Blanc und Chardonnay Schaumwein erzeugt, der als preiswerte Alternative zum Champagner beliebt ist. Es zeigt sich zunächst ein etwas stechender Geruch im Glas. Langsam kommen Aromen von reifem Apfel und eine dezente Hefenote zum Vorschein. Am Gaumen schäumt er etwas auf, was ihn rau wirken lässt. Insgesamt ist es aber ein solider und trocken wirkender Crémant zu einem fairen Preis.

Crémant de Loire Brut, P. de. Charmille,  Loire, 5,99 Euro, Bezugsquelle: Netto, Lindenthalgürtel 69

Ausgewogene Stringenz

15,5 Punkte

Sekt Cava Denns

2015 Eunoia Cava Reserva Brut Nature, Montserrat Canals Torres, 11,99 Euro, Bezugsquelle: Denn’s Biomarkt, Dürener Str.

Reserva bedeutet, dass dieser Schaumwein mit mindestens 15 Monaten sechs Monate länger als regulärer Cava auf der Hefe lagerte. Das sorgt für eine feinere Perlage und intensive Hefearomen. Dieser Cava hat uns mit seiner Qualität überzeugt. Im Bukett zeigen sich neben Aromen von Brioche und Toast auch Noten von grünem Apfel und Limette. Am Gaumen betont trocken, mineralisch und ausgewogen. Ein stringenter, kühl wirkender Cava, der auch Kenner überzeugen wird. Am Besten mit Serrano-Schinken und Salzmandeln zum Aperitif serviert.

2015 Eunoia Cava Reserva Brut Nature, Montserrat Canals Torres, 11,99 Euro, Bezugsquelle: Denn’s Biomarkt, Dürener Str.

Perliges Potential

12 Punkte

Sekt Elbling Temma

Elbling Crémant Brut, Weingut Ernst Hein, Mosel, 11,95 Euro, Bezugsquelle: Temma, Aachener Straße 497

Die Rebsorte Elbling ist vor allem an der südlichen Weinmosel, an der Grenze zu Luxemburg, zu Hause und wird mit seiner neutralen Art und frischen Säure gerne zu Sekt verarbeitet. Dieser hier fällt ordentlich aus. Er zeigt Aromen von Hefe, grünem Apfel und Zitrone. Am Gaumen wirkt die Perlage eher aggressiv, die grasige Säure dominiert den Geschmack und wird von etwas Restzucker in Balance gebracht. Ein Crémant, der qualitativ nicht zu Höhenflügen ansetzt und zu diesem Preis kein Schnäppchen ist.

Elbling Crémant Brut, Weingut Ernst Hein, Mosel, 11,95 Euro, Bezugsquelle: Temma, Aachener Straße 497

Kitschige Aromen

11 Punkte

Das Wintergoldhähnchen

Ein Wintergoldhähnchen

Die Vorstellung  reizt, ein so mit Luxus assoziiertes Produkt wie Champagner im Discounter zu kaufen. Damit verbunden ist wohl die gleiche Hoffnung, die auch Lottospieler antreibt: mit relativ kleinem Einsatz den Jackpot zu knacken. Doch die Gewinnchancen sind in beiden Fällen gering. Bei diesem Champagner überzeugt nur die appetitliche Roséfarbe. Am Gaumen warten harte Kohlensäure und kitschige Aromen zu einem sehr stattlichen Preis. Unsere Empfehlung: weniger auf Prestige und lieber auf Qualität achten.

Rosé Brut, Bissinger & Co., Champagne, 17,99 Euro, Bezugsquelle: Lidl, Hornstraße 88

Sieben Weißweine im Test

Strukturierter Begleiter

15,5 Punkte

Bahnübergang in Eitorf

Der Bahnübergang an der Brückenstraße

Auch die Zahlen verraten es: Grauburgunder liegt im Trend. Es ist die weiße Rebsorte, die in Deutschland am meisten Flächenzuwachs verzeichnen konnte. Dieser Grauburgunder fällt mit Aromen von reifen Birnen, Rauch und Würze sehr typisch aus. Am Gaumen wirkte der trockene Wein saftig, cremig und trotz des moderaten Alkoholgehaltes von 11,5 Prozent erstaunlich strukturiert und nachhaltig. Ein Biowein zum guten Preis der mit seiner Art nicht zu kräftige Vorspeisen begleiten kann und einem breiten Publikum zugänglich ist.

2017 Grauer Burgunder, Weingut Knobloch, Rheinhessen, 7,49 Euro, Bezugsquelle: Denn’s Biomarkt, Dürener Str.  160-162

Angenehme Frische

17 Punkte

Wegekreuz in Eitorf

Das Weingut Rebholz liegt im südlichen Teil der Pfalz und zählt zu den renommierten VDP-Betrieben (siehe Extrakasten). Dieser Gutswein hat uns  mit seiner Komplexität überzeugt. Man riecht dezente Aromen von weißem Pfirsich, Cashewkerne, Zitrusfrüchte und Meersalz. Am Gaumen ist er angenehm trocken, mit 12,5  Prozent mittelkräftig, angenehm frisch in der Säure und zart salzig im Finish. „Mir würde der zu Austern und nicht zu kräftigen Fischgerichten schmecken“,  meint Romana Echensperger dazu. 2017 Weißer Burgunder trocken, Ökonomierat Rebholz, Pfalz, 9,90 Euro, Bezugsquelle: Edeka Zickuhr, Dürener Str. 199

Sauberer Spaß

14 Punkte

Chardonnay ist weltweit verbreitet, was sicherlich auch an der soliden Qualität der Einstiegsweine liegt. Dieser ist mit seinen intensiven Aromen von tropischen Früchten und Holz ein typischer Vertreter der „Neuen Welt“. Am Gaumen nimmt man eine zarte Süße wahr, die sicherlich noch im gesetzlich trockenen Bereich von max. 9 g/l Restzucker liegt und raffiniert die Fruchtigkeit unterstützt. Er schmeckt etwas eindimensional, ist aber sauber gemacht. Ein ordentlicher Spaßwein zu Fondue oder Raclette, der mit 12,5 % Alkohol nicht beschwert.

2017 Chardonnay , Rosemount Estate, South Eastern Australia, 5,49 Euro, Bezugsquelle: Netto, Lindenthalgürtel 69

Zartbitteres Finish

14 Punkte

Lugana vom schönen Gardasee in Norditalien ist derzeit der beliebteste italienische Weißwein in Deutschland. Sein Erfolgsgeheimnis ist wohl seine neutrale wie leichte Art, die nicht aneckt und mit der sich deshalb jeder arrangieren kann. Dieser Lugana ist sauber bereitet und verfügt über Aromen von Apfel, Limone und Bittermandel. Am Gaumen angenehm frisch und trocken, mit zarter Bitternote im Finish. Ein süffiger Wein, der zu leichten Vorspeisen oder Süßwasserfisch wie Forelle passt, aber auch als Aperitif getrunken werden kann.

2017 Lugana, Giulio Pasotti, 5,99 Euro, Bezugsquelle: Lidl, Hornstraße 88

Griffiger Körper

15 Punkte

Isabelle und Noë Roubally führen in fünfter Generation den Familienbetrieb in Oisly an der Loire, eine Gegend die prädestiniert ist für Sauvignon. Dieser duftet zart und typisch nach Paprika, grünem Apfel und Zitrusfrucht. Im Mund ist der erste Schluck frisch, griffig und betont trocken, der mittelkräftige Körper (12,5 Vol%) wird von einer herben und animierenden Säure getragen. Ein mit seiner Frische und der konturierten Mineralik ein guter Essensbegleiter zu Austern, Meeresfrüchten, Fisch aber auch Ziegenkäse zu einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis. 2017 Sauvignon blanc, Domaine Octavie, Loire, 7,99 Euro, Bezugsquelle: Rewe  Maziejewski, Aachener Straße 382

Süß-Saure Art

11 Punkte

Das Weingut Leitz zählt eigentlich zu den Spitzenbetrieben des Rheingaus und ist Mitglied beim VDP (siehe Extrakasten). Doch dieser Riesling hat wenig mit den erstklassigen Weinen vom Rüdesheimer Berg zu tun für die Leitz bekannt ist. Im Glas wirkt der Riesling dumpf und undefiniert. Mit „Ahoi-Brause“ beschrieb Romana Echensperger das Bukett. Am Gaumen versucht eine plumpe Süße die grasig wirkende Säure zuzudecken. „Brutal gefällig gemacht“ war das Fazit von Maria Dohmen. Mit seiner unausgewogenen „süß-sauren“ Art hat er uns nicht überzeugt.   2017 Rheingau Riesling, Weingut Leitz, Rheingau, 6,99 Euro, Bezugsquelle: Aldi Süd, Max-Wallraf-Straße 6

Saftige Trockenheit

14,5 Punkte

An diesem Bio-Wein erstaunt der Jahrgang 2018. Nur wer Weine stark kellertechnisch bearbeitet kann so früh abfüllen. Das zeigt einmal mehr, dass das EU-Biosiegel nur mit einer Basisrichtlinie unterfüttert ist, die mit den von Verbänden wie Demeter nicht mithalten kann. Nichtsdestotrotz fällt der Wein sehr typisch für die Rebsorte aus: Maracuja, Paprika, Stachelbeere und Buchsbaum. Am Gaumen wirkt er saftig trocken, mit rescher Säure und mittelkräftig (12%). Ideal um Vorspeisen wie eingelegte Gemüse oder vegetarische Gerichte mit Ziegenkäse zu begleiten. 

2018 Sauvignon blanc bio, Weingut Keth, Rheinhessen, 8,95 Euro, Bezugsquelle: Temma, Aachener Straße 497

Sieben Rotweine im Test

Freundlicher Schmeichler

14 Punkte

„Dornfelder feinherb“ - da zucken viele Weinfreunde. Wer sich allerdings den Erfolg von süditalienischem Primitivo ansieht weiß, fruchtige Rotweine sind im Trend auch wenn das nicht immer auf dem Etiektt steht. Hier stimmt jedenfalls das Preis-Genussverhältnis. Aromen von Pflaumen, Maulbeeren, Vanille und Zimt bestimmen das Bukett. Die Süße betont die Frucht am Gaumen. Kaum Gerbstoff und mit 11% Alkohol eher leichter, passt dieser Wein zu Gans mit Rotkraut oder Hirschgulasch. Für alle Weinfreunde die es eben lieblich mögen. Vanille

2017 Dornfelder feinherb, Weingold, Pfalz, 3,99 Euro, Bezugsquelle: Netto, Lindenthalgürtel 69

Klassisch ausgestattet

15 Punkte

Pinot Noir ist eine dünnschalige Rebsorte die von Natur aus wenig Farbstoffe mitbringt. Daher ist die durchscheinend, granatrote Farbe sehr typisch für diesen Wein. Das Bukett ist geprägt von Aromen von Süßkirsche, rote Beeren, Liebstöckel und einen Hauch von Vanille. Am Gaumen wirkt er trocken, seidig und ist mit mittlerer Länge ausgestattet. Ein sauber bereiteter wie typisch badischer Spätburgunder der ideal zu Klassikern der deutschen Küche wie Sauerbraten oder Rouladen passt und das zu einem sehr guten Preis-Genussverhältnis. 2016 Spätburgunder trocken, Edition Franz Keller, Baden,   5,99 Euro, Bezugsquelle: Aldi Süd, Max-Wallraf-Straße 6

Samtige Säure

16,5 Punkte

Weine aus Tempranillo fallen in der Regel geschmeidig und saftig aus. Dieser Wein ist ein moderner, fruchtbetonter Rioja der nicht von Holzaromen dominiert wird. Es zeigen sich Aromen von roten Früchten und Wachholder. Am Gaumen sehr saftig wie vollmundig (14%) und mit samtigem Tannin ausgestattet. Die angenehme Säure verleiht ihm den nötigen Trinkfluss und mit seiner Kraft begleitet er mühelos kurzgebratene Fleischstücke oder kräftige vegetarische Gerichte. Sehr gutes Verhältnis von Preis und Genuss.

2015 Tempranillo Herminia , Rioja, 6,99 Euro, Bezugsquelle: Rewe Maziejewski, Aachener Straße 382

Würziger Nachhall

17 Punkte

Diese Cuvée aus den mediterranen Rebsorten Carignan, Syrah und Grenache überzeugte uns mit seiner Individualität. Das komplexe Bukett zeigt Aromen von Kirschen, dunklen Beeren, Veilchen, weiße Blüten, Pfeffer, mediterranen Kräutern, Wachholder und Bitterschokolade. Am Gaumen dominieren saftige Frucht, kräftiger Körper (14%) und ein strukturiertes Tanningerüst mit Grip. Ein langer würziger Nachhall rundet diesen typischen Corbières ab, der ideal kräftige Speisen wie geschmorte Lammschulter begleitet. 

2015 Les Chemins, Château la Baronne, Corbières, 14,95 Euro, Bezugsquelle: Temma, Aachener Straße 497

Sprödes Gerüst

12 Punkte

Das Pays d“Oc im Süden Frankreichs gilt als El Dorado für günstige, modern gemachte und geschmacklich von der Rebsorte dominierte Weine. Diese Cuvée wirkt mit Aromen von Süßkirschen, Cassis, rote Paprike und dunkler Schokolade zunächst harmonisch. Am Gaumen fällt allerdings die Säure auf, die nicht optimal eingebunden ist. Das Gerbstoffgerüst wirkt spröde und wird nicht von der Frucht getragen. Zu einem kräftigen Fleischgericht mag dieser Wein vielleicht passen. Zu diesem Preis gibt es jedoch bessere Rotweine.

2016 Cabernet Sauvignon & Melrot, Domaines Paul Mas, Pays d“Oc, 7,99 Euro,  Bezugsquelle: Edeka Zickuhr, Dürener Straße 199-203

Rauer Vertreter

11 Punkte

Brunello gehört neben Chianti Classico und Vino Nobile zu den großen Rotwein-Klassikern der Toskana. Mit diesem Namen verbindet man eigentlich erstklassige, langlebige wie wuchtige Rotweine. Dieser Brunello zeigt in der Nase noch relativ typische Aromen von Sauerkirschen, mediterrane Kräuter allerdings auch deutliche Reifenoten von Rumtopf, Waldboden, Pilzen und schwarzem Tee. Am Gaumen wirkt dieser Brunello spröde, die Tannine sind rauh, ausgezehrt und ebenso wenig eingebunden wie der Alkohol (14,5%) und die Säure. Nicht der Beste für den Preis.

2011 Brunello di Montalcino, 12,99 Euro, Bezugsquelle: LIDL, Hornstraße 88

Individuelle Coolness

14,5 Punkte

Dieser Zweigelt ist alles, bloß kein Schmeichler. Rubinrote Farbe und schon im Duft eine Herausforderung – wie leicht verbrannte Zuckerwatte, Rauch und Pflaume. Eine Mini-Restsüße puffert die prägnante Gerbsäure etwas ab, der Körper ist mittelkräftig (12 %). Im Mund kommen Tanne und Terpentin, Waldboden und eine grundwürzige Coolness an. Er braucht etwas Zeit nach dem Öffnen. Ein individueller Wein mit gerechtfertigtem Preis, der sich ausgezeichnet zu Pilzen, Wildterrine und beherzt gewürzter Gemüseküche macht.

2017 Zweigelt „vom Heideboden“, Meinklang, Burgenland, 10,29 Euro,  Bezugsquelle: denn“s Biomarkt, Dürener Straße 160-162

Empfehlungen rund um den Wein

Glas

In gut sortierten Haushaltsabteilungen gibt es eine riesige Auswahl an Gläsern. Sicherlich haben feine Unterschiede in Form und Größe des Glases Einfluss auf den Geschmack. Wer sich dann aber ehrlich macht in Bezug auf Kosten und Nutzen dieser Vielfalt, der  wird feststellen, dass es für alles eine Grenze gibt. In der Regel reichen vier verschiedene Formen aus. Man braucht ein Schaumweinglas mit nicht zu schmalem Kelch, um auch komplexen Pricklern zur Wirkung zu verhelfen, mit einem Moussierpunkt, um die aufsteigenden Kohlensäureperlen beobachten zu können.

Ein Glas mit kleiner Tulpenform, um frucht- und säurebetonte Weißweine ohne Holzfassausbau zu genießen, wie etwa  Riesling oder Grauburgunder. Sowie ein Glas mit großer Kelchform, ein sogenanntes Bordeauxglas, für tanninbetonte wie kräftige Rotweine. Hilfreich ist zudem ein Glas mit großer Ballonform, um leichtere, duftigere Rotweine wie Spätburgunder sowie Weißweine mit Holzfassausbau zu genießen. Wer  in nur ein Glas investieren möchte, sollte sich am besten ein Bordeauxglas zulegen. Damit kommen die meisten Weine gut zur Geltung.

Serviertemperatur

Die Temperatur beeinflusst sehr den Weingeschmack. Bei kühleren Temperaturen kommt die Fruchtigkeit deutlicher  heraus, lässt aber Gerbstoffe kantiger wirken. Höhere Temperaturen betonen hingegen Alkohol und Säure. Daher sollte man leichte, junge Weiß- und Roséweine bei 9 bis 11°C einschenken. Kräftigere Weiß- und Roséweine die zudem im neuen Holzfass ausgebaut wurden, sollten wärmer bei 12 bis  14°C serviert werden.

Leichte Rotweine, die über wenig Gerbstoff verfügen wie etwa ein Vernatsch oder Portugieser, sollten leicht gekühlt bei 14 bis 16°C getrunken werden. Alle anderen Rotweine sind bei 16 bis 18°C optimal temperiert. Schaumwein wie Sekt oder Champagner sollten auf 6 bi    s 8°C gekühlt sein. In der Regel ist es besser die Weine kühler einzuschenken, denn im Glas und bei Zimmertemperatur erwärmen sich die Weine ohnehin sehr schnell.

Pflege

Komplexe Weine profitieren von etwas Sauerstoff. Damit ist das berühmte „Belüften“ oder „Atmen“ des Weines gemeint, was dicht gewobene Weiß- wie Rotweine genussfreudiger macht. Der Zutritt von Sauerstoff sorgt dafür, dass sich die Gerbstoffe harmonischer in den Wein einfügen und vielschichtige Aromen zum Vorschein kommen. Riecht also ein exklusiver Wein nach dem Öffnen enttäuschend nach nichts oder ist von dem schwefelartigen Aroma von Streichhölzern dominiert, hilft es den Wein in eine Karaffe zu geben.

Bei gereiften Rotweinen sollte man dabei auf das sogenannte Depot achten. Ein feiner, sandiger Bodensatz der sich bei der Flaschenreife ausbildet und der nicht in der Karaffe landen sollte. Am besten solche Rotweine in einen Flaschenkorb geben, der die Flasche in einem Winkel von 45° hält und den Inhalt dann mit einer Kerze unter dem Flaschenhals vorsichtig in eine Karaffe gießen. Durch die Kerze sieht man, wann das Depot mitherausläuft und man mit dem dekantieren aufhören sollte. Große Gläser, in denen man den Wein großzügig schwenken kann, können eine Karaffe mühelos ersetzen. Gerade dann, wenn man zu zweit ist und den Wein über mehrere Stunden hinweg genießen möchte, empfiehlt es sich einfach nur große Gläser zu nehmen.

Zum Essen

Desto kräftiger ein Gericht, umso wärmer das Klima aus dem der Wein kommen sollte. So passt ein leichtes Fischgericht eher zu einem duftig-leichten Weisswein zum Beispiel aus Deutschland. Während ein saftiges Schmorgericht nach einem kräftigen Rotwein aus Südeuropa verlangen. Säure im Wein betont Säure und Schärfe in den Speisen. Wer also Salat mit essigsaurem Dressing oder mit Chili gewürzte Speisen serviert, sollte keinen rassigen Weißwein dazu einschenken.

Knackige Weissweine wirken hingegen milder bei einem salzigen Gericht wie etwa Serranoschinken oder gedämpfte Miesmuscheln. Knackige Weine passen auch gut zu fettreichen Speisen, wie etwa ein Riesling zu deftigen Würsten. Beim kräftigen Anbraten oder Grillen entstehen Röststoffe. Die brauchen als Pendant Gerbstoffe im Wein. Diese findet man in Rotweinen aber auch in fassgereiften Weißweinen. Ein holzbetonter Chardonnay passt so beispielsweise sehr gut zu einem gegrillten, fettreichen Fisch wie Lachs.

VDP – Verband Deutscher Prädikatsweingüter

Zu diesem Verband zählen 200 Weingüter die sich als Spitzenbetriebe des deutschen Weinbaus verstehen. Die Weingüter haben oft eine lange Tradition und/oder besitzen Rebflächen in den besten Lagen. Die Weine werden nach der verbandseigenen Klassifikation eingestuft. Die Grundregel ist: desto enger gefaßter die geografische Angabe auf dem Etikett, umso höher die Qualität des Weines. So entsteht eine Qualitätspyramide nach burgundischem Vorbild an deren Spitze die Grossen Lagen stehen, gefolgt von Ortswein und Gutswein als Basis.

Darüber hinaus gelten für die VDP Winzer eine Vielzahl weiterer Regeln die man auf der Webseite nachlesen kann. Weine die vom Weingut selbst und dessen eigenen Flächen kommen, erkennt man am VDP Traubenadler auf der Kapsel. Es gibt allerdings auch einige VDP Winzer die ihren bekannten Namen für Abfüllungen von Kellereien oder Winzergenossenschaften hergeben. Beispiele sind Günther Jauch (Weingut von Othegraven) oder Fritz Keller. Diese Weine dürfen den Traubenadler auf der Kapsel nicht tragen. den

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