• Dieser Text ist erstmals am 25. Juni 2022 veröffentlicht worden.

Ein entspannter Familienausflug ist am späten Samstagnachmittag beinahe in einer Tragödie geendet. Drei Menschen wurden schwer verletzt. Zwei couragierte Helfer retteten ihnen das Leben.

Die Familie hatte sich in Höhe von Schöller Wolle einen sonnigen Platz am Ufer der Sieg gesucht. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei ging die elf Jahre alte Tochter, die mit ihren Eltern in Kasbach-Ohlenberg im Westerwald lebt, vollständig bekleidet ins Wasser, um sich abzukühlen. Doch irgendwann verlor sie den Halt unter den Füßen, offensichtlich, weil es tiefer wurde und sie von der an dieser Stelle deutlich spürbaren Strömung erfasst worden war.

Badeunfall in Eitorf: Retter eilten junger Familie zu Hilfe

Ihre 32 Jahre alte Mutter und deren 19 Jahre alte Schwester, die in Eitorf wohnt, eilten ihr, ebenfalls in Kleidern hinterher, um ihr zu helfen. Allerdings sind alle drei Nichtschwimmer. Hilflos trieben sie im Fluss, immer wieder tauchten sie unter, konnten aber auch wieder auftauchen.

Ein Bruder der Elfjährigen, vermutlich der einzige leidliche Schwimmer, versuchte ebenfalls, die beiden Frauen und das Mädchen zu retten. Dazu reichten seine Körperkräfte allerdings nicht aus. 

In dieser Situation wurde Hans-Joachim Reinicke zufällig Zeuge des dramatischen Geschehens. Er kam auf der anderen Seite der Sieg gerade mit seinem Kleintransporter vorbei und sah Menschen mit den Armen fuchteln und hörte Hilferufe. Sofort stoppte er, stieg aus seinem Fahrzeug und rutschte auf dem Hosenboden eine steile Böschung zum Siegufer hinunter.

Eitorf: Schwestern hielten sich in der Sieg aneinander fest

„Schuhe aus und Schlüssel weg und ab ins Wasser“, beschrieb er seine Gedanken in der Situation. Die beiden Schwestern aber, die er zu retten versuchte, hielten sich aneinander fest, waren zu schwer, als dass er sie alleine ans rettende Ufer hätte bringen können.

Zum Glück wurde auch Benjamin Paul, der auf dem Rad an der Sieg unterwegs war, auf die Menschen im Fluss aufmerksam, weil er deren Schreie gehört hatte. „Die waren sehr leise“, erinnerte er sich. Er fackelte ebenfalls nicht lange.  Sein Fahrrad lehnte er an die Schutzplanke und sprang ohne langes Zögern den steilen Hang hinunter. Helm und Schuhe zog er sich aus und stürzte sich in die Strömung. Gemeinsam gelang es den beiden couragierten Helfern, die drei Opfer an Land zu schaffen.

„Sie waren sehr erschöpft und entkräftet“, erzählte Paul, der sie gemeinsam mit Reinicke und den anderen Familienangehörigen betreute, bis Hilfe eintraf. Ein älterer Herr, der selbst nicht mehr fit genug war, um sich in den Fluss zu stürzen, hatte inzwischen die Feuerwehr alarmiert.

Badeunfall in der Sieg: Rettungshubschrauber fliegt 11-Jährige in Klinik

Zwei Rettungswagen rückten aus, der Rettungshubschrauber „Christoph 3“ landete auf der Wiese direkt neben der Unglücksstelle.

Die drei Patientinnen waren stabil, aber nicht mehr ansprechbar. Die Besatzungen der Rettungswagen versorgten sie, bevor sie ins Krankenhaus nach Bad Honnef gefahren werden konnten. „Christoph 3“ brachte die Elfjährige ins Kinderkrankenhaus nach Sankt Augustin.

Für Reinicke und Paul war ihre Aktion eine Selbstverständlichkeit. „Das sollte jeder tun“, meinte Paul. Dabei kam er nach seiner Rettungstat gar nicht mehr alleine die Böschung hoch. Zeugen besorgten schnell einen Spanngurt, mit dem er sich nach oben ziehen konnte.

Reinicke fand sogar seinen Autoschlüssel, den er in der Eile ins Gras geworfen hatte, wieder, bevor er sich an dem Gurt hinaufzog. Paul setzte in nassen Klamotten seine Radtour fort, Reinicke hatte Wechselkleidung dabei, die er anzog, bevor er sich auf den Weg nach Hause machte.

Unsere besten Texte 2022 – dieser Text ist erstmals am 25. Juni 2022 veröffentlicht worden.