Beeindruckende Fotos vom AllEitorfer Frank Bohlscheid liebt den Blick auf die Sterne

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Im Gartenhäuschen hat Frank Bohlscheid das Dobson-Teleskop verwacklungssicher montiert.

Im Gartenhäuschen hat Frank Bohlscheid das Dobson-Teleskop verwacklungssicher montiert.

Eitorf – Wenn es Nacht wird über der Oberen Sieg, dann wächst bei dem Mühleiper Frank Bohlscheid die Sehnsucht nach den Sternen. Sofern es der Terminkalender zulässt, zieht er sich zurück in sein Gartenhäuschen, schiebt das Dach zur Seite und richtet sein Dobson-Teleskop auf die Sterne aus.

Die Leidenschaft für die Sterne hat vor fast 40 Jahren ein Geschenk seiner Eltern geweckt: „Das war ein Revue-Teleskop, das erste ,Made in Japan’“, erinnert er sich. Am Sternenhimmel kann sich Bohlscheid seitdem nicht sattsehen. „Es gibt so viel zu sehen, selbst mit einem Amateurteleskop“, berichtet er. 10 000 bis 20 000 Objekte seien bekannt. Dazu änderten sich ständig die Konstellationen. Je nach Betrachtungswinkel, Sonnenstand, Jahreszeit und weiteren Faktoren böten sich stets neue Bilder. Hinzu, so der 49-Jährige, komme die Erfahrung: „Sehen muss man lernen. Wo andere einen ,weißen matschigen Fleck’ sehen, entdeckt der Astronom mit geschultem Blick Strukturen.“

Schon im analogen Zeitalter hat Bohlscheid versucht, seine Entdeckungen in Bildern festzuhalten. Zufrieden war er mit den Ergebnissen nie. Ein Quantensprung war für ihn der Einstieg in die digitale Fotografie. Heute schaffe der Amateur, was vor wenigen Jahrzehnten nicht einmal die Nasa bei ihren Apollo-Missionen hinbekommen habe: gestochen scharfe Bilder von Himmelskörpern, die von der Erde bis zu 20 Millionen Lichtjahre entfernt sind. Zur Ausrüstung des Mühleipers gehört die klassische Spiegelreflexkamera mit 115-Millimeter-Objektiv, genutzt wird Blende 7.

Im Gartenhäuschen an das Dobson-Teleskop – benannt nach John Dobson, der sein erstes Teleskop aus Müll zusammenbastelte – montiert er aber am liebsten sein „Hauptarbeitspferd“, eine CCD-Kamera mit sehr lichtempfindlichem Chip, bei dem durch gezieltes Herunterkühlen das Rauschen in dunklen Bildteilen minimiert wird. Aufnehmen kann die Kamera nur in Schwarz-Weiß. Damit die Bilder am Ende doch alle Farben abbilden, werden unterschiedliche Filter vorgeschoben.

Landesweit größtes Teleskop hinter der Kreisgrenze

Im Hauptberuf ist der Mühleiper Frank Bohlscheid Leiter des Hollenberg-Gymnasiums im Oberbergischen Waldbröl und Lehrer für Deutsch und Latein. Einen Kurs in Astrophysik bietet er seit etwa zwei Jahren in der Mittelstufe an.

Die Astrophysiker Dr. Thomas Eversberg und Dr. Klaus Vollmann und ihr „Initiativkreis Schnörringen Telescope Science Institute“ (STScI) errichten derzeit im 160-Seelen-Dörfchen Waldbröl-Schnörringen, knapp hinter der Grenze zum Rhein-Sieg-Kreis ein Observatorium, in dem ab 2020 der 1,3 Tonnen schwere Ritchey-Chretien-Reflektor den Blick auf die Sterne möglich machen soll. Es wird das größte Teleskop in Nordrhein-Westfalen sein.

Die relative Dunkelheit an der Oberen Sieg und im Südlichen Oberberg lasse Blicke zu, die von Köln oder Bonn aus unmöglich seien, schwärmt Frank Bohlscheid.

Schulen sollen die Möglichkeit bekommen, die Profi-Anlage in Schnörringen zu nutzen. Lehrern sollen Schlüssel für die Sternwarte überlassen werden, um beispielsweise mit ihren Astronomie-AGs den Kosmos zu erforschen. Frank Bohlscheid will die Chance wahrnehmen und das Angebot mit seinem Hollenberg-Gymnasium nutzen. (sp/ag)

Wenn für Frank Bohlscheid die Sterne günstig stehen, der Himmel klar und die Kamera montiert ist, richtet er das Teleskop computergesteuert per Knopfdruck aus. „Man muss sich auch selbst orientieren können, aber so geht’s manchmal schneller“, sagt er. Einmal ausgerichtet, sorgt eine kleine Webcam wie ein Zielfernrohr für ein stabiles Nachführen. Bohlscheid gibt über ein Laptop die Belichtungszeiten ein und überlässt Kamera und Teleskop (2800 Millimeter, F10) sich selbst. 300 Minuten und mehr kann die Belichtung für ein gutes Bild dauern. Etwa sechs Minuten pro Einzelaufnahme, und das in x-facher Ausführung. Im Computer werden die Bilder später übereinandergelegt, und das optimale Foto wird errechnet – „pro Nacht ein Bild“.

Beeindruckende Bilder von Mond und Sternennebeln stellt Susanne Patt-Bohlscheid einmal im Jahr zu einem Kalender zusammen. Das entschädige ein wenig, findet Frank Bohlscheid. Seine Frau habe nämlich die Astronomie als schwarzes Loch erlebt, in dem schon der eine oder andere Euro des Familienbudgets verschwunden sei. Wer die ersten Blicke in den Sternenhimmel werfen wolle, sei für ein eigenes Teleskop schon ab 400 Euro dabei.

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