Kunst auf EinkaufstütenKünstler zeigt seine Tütenbilder in Eitorfer Galerie Incontro

Lesezeit 3 Minuten
Sprachspielerei sind die „Lock Down“-Objekte.

Sprachspielerei sind die „Lock Down“-Objekte.

Eitorf – Im „Amazonia Utopica“ leben die Menschen in durchsichtigen Waben, die an Stängeln von Riesenpflanzen wachsen. Ein Dschungel in lichtem Grün wuchert über die Leinwand, aus dem Gewirr von Lianen und Farnen tauchen Vier- und Zweibeiner auf. Und auch der Schöpfer dieser heiteren Fantasiewelt, der sich mit erhobenem Pinsel auf einem Blatt niedergelassen hat. Im Amazonas, der am Urwald vorbeifließt, lässt er Tüten schwimmen mit den Aufschriften „Paz“, „Poesia“, „Libertad“ oder „Futura“.

Medium und Botschaft sind miteinander verbunden

Nicht von ungefähr finden sich diese freundlichen Wünsche nach Frieden und Freiheit beim Künstler Thitz stets auf Einkaufstüten. Denn die Botschaft ist untrennbar verbunden mit dem Medium: Der gebürtige Frankfurter (Jahrgang 1962) klebt Papiertüten auf die Leinwand, collagiert sie, bearbeitet sie mit Siebdruck und übermalt sie mit Acrylfarbe. Das Gewimmel von Paris, New York oder London verdichtet sich in diesen knallbunten Tütenbildern, die erstmals 1987 entstanden. Wie der Künstler diesen fröhlichen Kosmos aufs Neue variiert und anreichert, zeigt eine Ausstellung in der Galerie Incontro.

Auf nach Venedig: Thitz mit Galeristin Carmen Vetere vor einem seiner Bilder.

Auf nach Venedig: Thitz mit Galeristin Carmen Vetere vor einem seiner Bilder.

Immer noch präsentiert Thitz oft aus der Zentralperspektive eine Überfülle an Eindrücken, lässt Piktogramme, Slogans und Schriftzüge miteinander konkurrieren. Und wie gewohnt blicken aus den großen Fensterfronten freundlich lächelnde, manchmal auch traurige Gesichter. Doch die schwimmenden Botschaften in der Seine oder im Canale Grande verweisen auf eine Welt jenseits von urbanem Konsum, wie sie Thitz schon früher auf Reisen nach Island erkundet hat – die entsprechenden Aquarelle zeigen mit ihrer gestischen Malweise eine etwas andere Seite des Künstlers.

Thitz – neue Bilder

Die Ausstellung ist bis zum 25. April zu sehen. Wegen der Corona-Situation bittet die Galeristin um Terminvereinbarungen unter 0172/2756539.

Adresse: Galerie Incontro, Schümmerichstraße 1

Eine „Utopian Civilization“ beschwört Thitz im großen Format in der Natur, zum Beispiel am Montblanc. Doch der Menschentrubel gefährdet sichtbar das Idyll, und die blaue Weltkugel – auch ein Markenzeichen – mutiert zur Werbeplakette der Seilbahn. Dass der Grundton aber optimistisch ist und dass in diesem mit Pinsel und Zeichenstift entfesselten Erzählstrom Erkennungszeichen auftauchen – etwa der Künstler selbst mit einem roten und einem gelben Schuh – , trägt sicher auch zur Popularität von Thitz bei.

Das könnte Sie auch interessieren:

Manchmal ragen auch die Tütengriffe aus den Bildern heraus, doch „to go“ sind die bei diesem hohen Marktwert nicht: Bis zu 17000 Euro kosten die Gemälde, aber Galeristin Carmen Vetere hält auch Grafiken (290 Euro) bereit. Und als besonderer Clou in Corona-Zeiten ein Objekt, das mit dem Begriff „Lockdown“ spielt: Schlösser (Locks) mit beigefügter Daune, von Thitz speziell bemalt für „Queen“ oder „King“ (390 Euro).

Rundschau abonnieren