Meist nur zu GastNaturschützer wollen Weißstörche im Rhein-Sieg-Kreis ansiedeln

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Nistplätze für Weißstörche sind schwer zu finden. Die Bedingungen dafür sind in den vergangenen Jahren immer schlechter geworden. 

Rhein-Sieg-Kreis – Er gilt als Glücksbringer und bringt als Klapperstorch sogar die Babys ins Haus – heißt es. Im Rhein-Sieg-Kreis macht der Storch als Zugvogel häufig Rast bei seinen Flügen ins Winterquartier im Süden und auch bei seiner Rückkehr. Aber nur wenige der Großvögel halten sich länger im Land an Rhein und Sieg auf, und auch Brutpaare gibt es bislang nur wenige.

Bei den Weißstörchen registrierten die Fachleute nur linksrheinisch ein einziges Brutpaar. Im östlichen Kreisgebiet gebe es dagegen um die acht und im linksrheinischen zwei Brutpaare des Schwarzstorchs, sagen Experten wie der Leiter der biologischen Station in Eitorf, Dr. Dieter Steinwarz, oder Angelika Bornstein von der Wildvogelstation in Eitorf, auch Storchenexpertin beim BUND.

Ein genauer Nachweis einer Brut des besonders scheuen Vogels ist allerdings schwierig. Der Schwarzstorch ist zwar immer wieder in den kleinen Seitentälern von Sieg und Bröl zu beobachten, wenn er dort auf der Nahrungssuche herumstelzt. In Horstnähe sei das Tier aber sehr sensibel, sagt Experte Michel Jöbges vom NRW-Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. Wenn Schwarzstörche gestört werden, geben sie meist ihre Bruten auf.

Woran liegt es aber, dass ihre Brüder, die Weißstörche, sich im Kreis nur zur Rast bei ihren Durchreisen niederlassen und nicht zum Brüten?

Notwendige Lebensräume sind Mangelware, und es gibt nur wenige Nistmöglichkeiten. Immer mehr feuchte Wiesen und Weiden werden trockengelegt, Tümpel zugeschüttet. Auch der Einsatz von Insektiziden macht den Störchen das Leben schwer. Aber es gebe schon einige junge Störche, die im Sommer bei uns herumlungerten, sagt Bornstein. Achim Baumgartner vom BUND ist davon überzeugt, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die ersten Paare zum Brüten herkommen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dafür hat der BUND schon eine Menge Hilfestellung geleistet. Rund zehn Nisthilfen wurden auf Masten aufgestellt, von den Adebaren auch schon inspiziert, aber noch nicht als Brutplatz angenommen. Weitere Bürger stellten Kunsthorste auf ausgedienten Strommasten oder in Baumwipfeln auf. Jetzt gibt es Horstangebote entlang der gesamten Sieg, auch an Agger und Pleisbach. Aber Weißstörche steigen den Menschen halt gern aufs Dach.

Die Naturschützer vom BUND haben schon vor 15 Jahren ein Meldebuch im Internet angelegt, in dem sich jeder informieren kann, wo im Kreis Weißstörche auftauchen. Alle Naturschützer sind sich einig, dass notwendige Nahrungsflächen verbessert werden müssen. Um Junge aufzuziehen, braucht jedes Paar 200 Hektar geeignete Fläche.

Fakten zum Storch

Vorkommen: Der Weißstorch ist wohl seit 300 oder 400 Jahren im Kreis ausgestorben, der Schwarzstorch gilt seit 1870 im Rheinland als ausgestorben. Seit einigen Jahrzehnten ist zumindest der Schwarzstorch zurückgekehrt, der Weißstorch ist dagegen lediglich zu Besuch.

Größe: Störche werden bis zu einem Meter groß und besitzen eine Flügelspannweite bis zu zwei Metern. Die weißen Adebare werden bis zu 4,5 Kilogramm schwer, Schwarzstörche bis zu drei Kilogramm. Beide werden acht bis zehn Jahre alt, in seltenen Fällen sogar bis zu 30 Jahre.

Lebensweise: Die Paare bleiben selten ein Leben lang zusammen, sondern sind oft nur ihren Horsten treu. Geklappert wird bei den Weißen zur Begrüßung am Nest, zu dessen Verteidigung und zur Paarung. Schwarzstörche sind scheu, klappern nur bei Aufregung mit dem Schnabel und zeichnen sich durch einen wendigen Flug im Wald aus.

Brut: Die Weibchen legen ab April drei bis sechs Eier, aus denen die Jungen nach 33 Tagen schlüpfen. Sie brauchen täglich mehr als ihr halbes Körpergewicht an Futter und fliegen nach neun Wochen aus.

Rundschau abonnieren