Windeck – Auch einen Tag nach der Bürgermeisterwahl war der überraschende Durchmarsch der Grünen Alexandra Gauß im ersten Wahlgang noch das Topthema an der Oberen Sieg. CDU, Grüne und FDP, die neue Koalition im Windecker Gemeinderat, hatten bis in den späten Abend ihren Sieg im Dattenfelder Hof gefeiert. Fragen, die nach dem Wahlabend auftauchten, versuchen wir an dieser Stelle zu beantworten.
Wo hatten die sechs Kandidaten ihre Hochburgen, und wo erlebten sie ihr Waterloo?
SPD-Kandidat Daniel Stenger konnte in drei der 28 Stimmbezirke – Halscheid (50 Prozent), Langenberg (68), Rosbach IV (56,7) – die absolute Mehrheit erringen. Sein schlechtestes Ergebnis hatte er in Gerressen (15,1), wo Alexandra Gauß 71,7 Prozent einfuhr. Ihren Spitzenwert notierte sie im Bezirk Kocherscheid: 79 Prozent. Nur 26 Prozent waren es in Langenberg. In 19 Bezirken und zwei der drei Briefwahlbezirke holte sie die absolute Mehrheit.
Hans-Christian Lehmann überschritt lediglich in Geilhausen und Gierzhagen die Zehn-Prozent-Marke, aus Kocherscheid gab es für ihn nur 1,1 Prozent. Die Hochburgen von Dirk Krechel standen in Herchen (8,3 Prozent) und Opperzau (9,8), wo auch der dritte Einzelbewerber Klaus Jucken mit 18 Prozent sein höchstes Ergebnis hatte. In Schladern bekam er 13,2 Prozent, in sechs anderen Bezirken kassierte er eine Null.
Nur geringe Schwankungen zwischen null und 3,6 Prozent (Ehrenhausen) gab es bei der Kandidatin der Linken, Inge Mohr-Simeonidis.
Wann wird Alexandra Gauß ihren neuen Job im Rathaus antreten?
Fest steht bislang nur, dass die offizielle Amtszeit von Hans-Christian Lehmann am 17. Dezember endet. Die Nachfolgerin will sich in dieser Woche schlau machen, wann sie beginnen kann.
Wann lässt ihr Arbeitgeber sie gehen?
Eine Kündigungsfrist wie beim üblichen Arbeitsverhältnis gibt es nach der Wahl als Bürgermeister nicht. „Ich werde vom Düsseldorfer Finanzministerium entlassen“, erklärte Gauß.
Bleibt Alexandra Gauß Kreistagsmitglied?
Bürgermeisteramt und Kreistagsmandat sind nicht miteinander vereinbar. Deshalb zieht die Wahl einen Mandatswechsel nach sich: Alexandra Gauß scheidet aus dem Kreistag aus, wo sie seit Juni 2014 stellvertretende Vorsitzende der zehnköpfigen Grünen-Fraktion ist. Nachrückerin ist ebenfalls eine Windeckerin: Lisa Anschütz (56), Vorsitzende des Grünen-Kreisverbandes, die in der Vergangenheit schon einmal dem Kreistag angehörte. Anschütz wiederum will ihren Sitz im Windecker Gemeinderat freimachen. Dort ergänzt dann Astrid Ballmann-Heckendorf (61), bisher sachkundige Bürgerin, das Grünen-Trio im Rat.
Was macht der amtierende Bürgermeister Hans-Christian Lehmann?
„Ich sitze im Büro und arbeite“, sagte der 57-Jährige am Montag auf Anfrage. Über seine Zukunft wollte er nicht sprechen.
Gibt es weitere Bürgermeister der Grünen?
Bundesweit sind das eine ganze Reihe. In Nordrhein-Westfalen war seit der ersten Direktwahl der Bürgermeister im Jahr 1999 Hans-Jürgen Schimke bis 2009 in Laer, Kreis Steinfurt, Bürgermeister. Bis 2015 war Lothar Mittag in Rhede, Kreis Borken, Verwaltungschef. Seit 2010 ist Wolfgang Piepe von den Grünen Bürgermeister in Telgte, Kreis Warendorf.
Wie ist der Gemeinderat in Windeck zusammengesetzt?
Bei der Kommunalwahl von 2014 errangen SPD 14, CDU zwölf, Grüne drei, FDP, Linke und Volksabstimmung je ein Ratsmandat.
Haben sich jetzt die Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat verändert?
Bis zur Verabredung der neuen Kooperation hatte Rot/Grün mit dem Bürgermeister 18 der 33 Stimmen im Windecker Rat. Die neue Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP hat mit der neuen Bürgermeisterin eine hauchdünne Mehrheit von 17 der 33 Stimmen.
Wird es jetzt mehr Konfrontationen und Streit geben?
Schon bisher wurden fast alle Ratsbeschlüsse einstimmig getroffen. SPD-Fraktionschef Dirk Bube hat gegenüber dieser Zeitung Alexandra Gauß noch am Wahlabend seine Unterstützung zugesagt, „wenn es zum Wohl der Gemeinde Windeck ist“.
