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Traditions-Gasthof Willmeroth in WindeckSchlussstrich nach vier Generationen

Lesezeit 3 Minuten
Seit 1882 ist der Gasthof Willmeroth in Mauel stetig gewachsen. Nun gibt die vierte Generation auf. Pächter sollen den Betrieb weiterführen.

Seit 1882 ist der Gasthof Willmeroth in Mauel stetig gewachsen. Nun gibt die vierte Generation auf. Pächter sollen den Betrieb weiterführen.

Windeck – „Am 20. November ist Schluss.“ Der Traditionsgasthof Willmeroth in Mauel schließt nach fast 140 Jahren als Familienbetrieb im Herbst. Das steht für Sonja und Thomas Willmeroth unverrückbar fest. Noch einmal werden sie in diesem Sommer ihre Gäste mit dem traditionellen Maueler Hofbräu verwöhnen, dann tauscht Thomas Willmeroth die Küche im Familienbetrieb mit der im ehemaligen Internat in Herchen. Dort kocht er dann im Auftrag des Deutschen Roten Kreuzes.

Bürokratie mit vielen Hürden

Ein ganzes Bündel an Gründen hat für die Willmeroths am Ende den Ausschlag dafür gegeben, die von Urgroßvater Karl 1882 in Mauel gegründete Gaststätte aufzugeben. „Die Bürokratie ist dramatisch gewachsen“, berichtet Thomas Willmeroth. Jeder Handgriff müsse inzwischen dokumentiert werden, „zehn Stunden im Monat sitze ich am Schreibtisch und fülle irgendwelche Zettel aus“, berichtet er vom „Papierkrieg“.

Fehlende Mitarbeiter sind ein weiterer Grund für den Schlussstrich der Willmeroths in Mauel. „Wir erleben hier gerade den Fachkräftemangel hoch drei“, berichtet der Gastwirt. Junge Menschen, die neben dem Studium etwas hinzuverdienen wollten, gebe es an der Oberen Sieg nicht. „Gute Leute ziehen in die Städte.“ Und manch einem deutschen Mitbürger sei der Job des Kellners oder der Kellnerin nicht angesehen genug.

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„Wir haben ein Dutzend Leute auf unserer Liste, aber wenn wir dann wirklich jemanden brauchen, kann keiner“, berichtet Thomas Willmeroth. Als Folge davon pendelt der Koch an manchen Tagen zwischen Herd und Theke hin und her. 70 bis 80 Stunden in der Woche sind für den 40-Jährigen keine Seltenheit. „Da bleibt die Familie auf der Strecke.“

Unerfüllbare Ansprüche

„Ich bin froh über jeden, der kommt“, sagt Willmeroth im Blick auf die Mitarbeiter. Als Problem hat er zudem die 450-Euro-Grenze und die beschränkten Möglichkeiten zum Hinzuverdienen für Hartz IV-Empfänger ausgemacht. Da sei dann mit Erreichen der Höchststunden sofort Schluss.

Es fehlt an qualifiziertem Personal

Über Personalprobleme klagt nicht nur Thomas Willmeroth. Gleich nebenan hat bereits 2018 die Gaststätte in der Bürg Mauel geschlossen. Weitere Gastwirte berichten über Personalmangel – der eine unverhohlen, der andere nur hinter vorgehaltener Hand.

Das Landhaus Höhe auf der Grenze zwischen Ruppichteroth und Windeck in der Nutscheid hat Angebot und Öffnungszeiten reduziert, weil es an geeigneten Mitarbeitern mangelt.

Lange und ebenfalls erfolglos hat das Team der Dröppelminna in Eitorf nach qualifizierten Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern gesucht. „Wir hatten einen langen Atem, aber nun geht uns die Luft aus“, hieß es dort schon im Sommer 2017. Es werde nur noch sporadisch geöffnet. (sp)

Zu schaffen macht dem Gastwirt auch ein Teil seiner Gäste. „Die Menschen haben sich sehr verändert“, formuliert er vorsichtig. Da kämen unangemeldete Gruppen und stellten dann Ansprüche, die sie selbst zu erfüllen nie bereit wären. Dass Reservierungen nicht wahrgenommen werden und Internetbuchungen in letzte Minute storniert würden, komme noch dazu.

Auch dass von Verbänden und Buchungsplattformen alle mitverdienen wollten, sei ein Problem. In Herchen wartet auf Thomas Willmeroth und ein Job mit einigermaßen geregelten Arbeitszeiten, die auch noch Raum für die Familie lassen. Das Rorkreuz will seinen Cateringservice für Schulen und Kindergärten in der ehemaligen Internatsküche ausweiten.

Dass Sonja und Thomas Willmeroth ihre Stammgäste zurück lassen, die sie auch ganz persönlich vermissen werden, ist ihnen sehr wohl bewusst. Sie hoffen, dass die griechischen Nachfolger die Lücke in Mauel schnell wieder schließen werden und dass auch die Hofbrauerei fortgeführt wird.

www.gasthof-willmeroth.de

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