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Verwurzelt in WindeckSchauspielerin Lena Sabine Berg lebt und liebt in Dreisel

Lesezeit 4 Minuten
Aus dem Jahr 1904 stammt das Fachwerkhaus in Dreisel, in dem Lena Sabine Berg lebt.

Aus dem Jahr 1904 stammt das Fachwerkhaus in Dreisel, in dem Lena Sabine Berg lebt.

  • Seit fast 25 Jahren wohnt Lena Sabine Berg mit Mann und Katze an der Oberen Sieg.
  • Aus dem Jahr 1904 stammt ihr restauriertes Fachwerkhaus in Dreisel.
  • Warum sie sich entschieden hat, in ihre alte Heimat zurückzukehren.

Windeck – Sie spielt quer durch die Republik, wo immer sie engagiert wird. Daheim aber ist Lena Sabine Berg seit 1994 an der Oberen Sieg in Dreisel. „Ich habe hier bald Silbernes“, berichtet die Schauspielerin, während sie bei einer Tasse Tee und selbstgebackenen Plätzchen auf ihrer Terrasse sitzt und ihren tauben Kater begrüßt. Das Leben im Dorf mit vielen Kontakten zu den Menschen genießt sie: „Ich lebe gerne auf dem Land.“

Geboren ist die 1,66 Meter große Schauspielerin vor 55 Jahren in Köln. „Da lebten meine Eltern aber eigentlich schon in der Voreifel.“ Bei Zülpich ist sie als Kind einer Musikerfamilie auf einem Bauernhof aufgewachsen.

Aufgewachsen mit 25 Pferden

„Zuerst waren da zwei Pferde, in kurzer Zeit aber schon 25“, erinnert sie sich. Auch Traktorfahren – bei Bedarf mit Anhänger – hat sie dort gelernt, eine Fähigkeit, die sie ab und an auch in Windeck noch einsetzt und die sie neben Gesang und Reiten in ihrem Steckbrief auflistet. „So etwas verlernt man nicht“, erklärt sie.

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Pferde hat Lena Sabine Berg heute nicht mehr. Das lässt sich mit dem Job nicht vereinbaren. „Manchmal bin ich von jetzt auf gleich fünf Wochen weg; da kann ich anderen nicht alles aufhalsen“, sagt sie. Zum Glück hat eine Freundin Pferde, die sie ab und an reitet.

Rückkehr 1994

Studiert hat die Windeckerin Schauspiel in Graz und in den USA. Bis 1994 gehörte sie fest zum Ensemble des Theaters in Kiel. Dann ging es zurück ins Rheinland. „Dort lebten unsere meisten Freunde und Familienmitglieder“, nennt sie einen Grund. Ein anderer war die wunderschöne Landschaft.

Eine kleine Wohnung in Irlenborn bei Eitorf war die erste Station. Dann fand sie mit ihrem Mann ein altes Haus in Dreisel, Baujahr 1904. „Irgendwie hatte das was – und es war wahnsinnig viel Arbeit.“ Das alte Fachwerk wurde freigelegt, ein Schuppen hinter dem Haus abgerissen, der Garten angelegt, innen umfassend renoviert. Als unter der zweiten Haushälfte jedoch Bims zum Vorschein kam, war erst einmal Schluss.

Beruflich auch frei unterwegs

Beruflich ist die Schauspielerin seit 1994 als Freie unterwegs – immer auf Abruf. Für schnelle Jobs zum Beispiel im Funk liegt Windeck zu weit ab. Doch auch wenn zu den kulturellen Zentren meist ein paar Stunden Fahrt nötig sind, nutzt sie die, um in der Bahn Drehbücher zu studieren und Texte zu lernen.

Auf bestimmte Rollen festgelegt ist Berg nicht. Als „Heilige Johanna“, Typ „idealistische junge Frau“, wurde sie anfangs viel besetzt. „Spannender zu spielen sind ja oft die miesen Charakter oder die gebrochenen Typen, die ich dann sehr bald auch machen durfte.“ Die ungehobelte Ex-Barfrau, die in einer Wohnwagensiedlung lebt, Gerda in Ayckbournes „Die Bürgerwehr“, eine lebenslustige Seniorin in dem Theaterstück „Paulette“ oder eine trinkende Ehefrau in „Ohne Netz“ waren Stationen ihrer Karriere. „Klassiker habe ich schon länger nicht gespielt.“

Die Mischung macht's

Oft ist sie an freien Theatern engagiert. Seit 2014 trat sie mehrfach am Grenzlandtheater Aachen auf. Außer Haupt- und Nebenrollen am Theater gehören Krimi-Dinner zum Programm. „Die Mischung ist mir wichtig“, sagt sie und fügt an: „Ich würde gern mal eine richtig große Filmrolle spielen, wo man etwas entwickeln kann. Aber da fehlt mir die Vita.“

Lesungen zum Teil mit verschiedenen Musikformationen oder auch mal mit einem Zeichner machen einen großen und interessanten Teil ihrer Arbeit aus. „Das ist inhaltlich entschieden wichtiger.“

In Dreisel hat sich Lena Sabine Berg anderthalb Jahre lang in der Gaststätte Siegperle engagiert. Die Pächter haben inzwischen aufgegeben. Bei Kiwi, der Kulturinitiative Windeck, organisiert sie mit anderen zusammen die Reihe Kiwi-Lit, meist in der Halle Kabelmetal. „Kabelmetal – das ist wirklich schön gemacht, das finde ich super. Da ist unheimlich viel los.“ Schade sei nur das manchmal geringe Interesse. Ihr Kollege August Zirner beispielsweise habe diese Erfahrung in Schladern machen müssen. Über das vielseitige Angebot auf dem Land könne sich aber ernsthaft niemand beschweren.

Am heutigen Donnerstag, 26. September, 19 Uhr, liest Lena Sabine Berg mit Anne Halbach und Frieder Döring aus Klaus Schmidts Autobiografie „Dran bleiben - zuversichtliche Rückblicke eines Alt-68ers“, Halle Kabelmetal, Schladern, Schönecker Weg 5, Eintritt frei.

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