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Wildvogelstation EitorfUmzug nach Bornheim verzögert sich – Sorge vor Gezwitscher

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Die Wildvogelstation in Eitorf leidet unter Platzmangel. 

Eitorf/Bornheim-Hersel – Wie laut sind Amsel, Drossel, Fink und Star, wenn sie pfeifen, zwitschern, tirilieren? Die Frage stellt man sich im Bornheimer Rathaus vor dem möglichen Umzug der ganzen Vogelschar, will heißen: der Wildvogelhilfe Rheinland, von Eitorf-Bach nach Hersel. Denn kommt sie mit „Sang und Schalle“, wie es im Frühlingslied „Alle Vögel sind schon da“ heißt, könnte das die späteren Nachbarn in der geplanten Neubausiedlung stören.

Planungsrechtliche Bedenken gegen eine Vogelstation nahe am Naturschutzgebiet Herseler See hat der von der Stadt Bornheim beauftragte Fachanwalt Hans Vietmeier (Münster) nicht. Laut Baugesetzbuch sei das Vorhaben „grundsätzlich als zulässig zu erachten“, schrieb er dem Umweltausschuss, empfiehlt allerdings, dass die Träger, der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Europäische Tier- und Naturschutzverein (ETN), ein Lärmgutachten vorlegen.

Singvögel und Tauben in den Volieren

Vogelhilfe-Gründerin Angelika Bornstein, auf deren Grundstück sich die Station in Eitorf befindet, kann die Sorge „ein bisschen nachvollziehen“. Eine Wildvogelstation sei „für viele Leute etwas Exotisches, die denken an lärmende Papageien“, sagt sie. Andere zögen Vergleiche mit dem Hundegebell in Tierheimen. Die 61-Jährige gibt jedoch Entwarnung: In den Volieren und Gehegen erholten sich weder Papageien noch Greifvögel. „Man hört Gezwitscher, das Gurren der Tauben.“ Und den aufgenommenen Tieren gehe es nicht gut, „die halten den Schnabel“.

Bornstein sieht in dem 4500 Quadratmeter großen Areal in Hersel zwischen Mittelweg und Stadtbahnlinie 16 optimale Bedingungen für die Wildvogelhilfe. Nach Abschluss der Kiesabgrabung stehen das Grundstück und das frühere Firmengebäude des Kiesunternehmens zum Verkauf.

In dem Haus wäre Platz für einen Seminarraum und Schulklassen oder Kita-Gruppen, die zu Besuch kommen. Die umliegenden Flächen wären geeignet, um dort aufgepäppelte Vögel wieder freizulassen.

Wegen des angrenzenden Neubaugebiets He 31 will die Stadt Bornheim Beeinträchtigungen für die Anwohner ausschließen, die dann möglicherweise klagen könnten. Vor Einleitung eines Bauantragsverfahrens hält die Verwaltung eine „rechtssichere Abwägung“ für geboten. Gegebenenfalls müssten die Außenvolieren durch einen Lärmschutzwall oder eine Wand abgeschirmt werden, rät Fachanwalt Vietmeier in seinem Gutachten.

Zudem möchte die Stadt wissen, ob die Auswilderung der Vögel in Nähe zum Siedlungsgebiet vertretbar ist und ob es artenschutzrechtliche Bedenken gibt. Kerstin Casaretto aus dem Vorstand des BUND Rhein-Sieg zeigt dafür wenig Verständnis.

Sie könne nicht nachvollziehen, warum die Stadt „größte Bauchschmerzen“ wegen möglicher Lärmimmissionen habe, sagt sie. Die Wildvogelstation wäre in Hersel weiter von der nächsten Wohnbebauung entfernt, als es beim Standort in Eitorf der Fall sei. „Wir nehmen ja auch nur heimische Vögel wie Meisen, Schwalben oder Enten auf.“

Auch würden die Tiere nicht direkt an der Station ausgewildert, sondern in der Regel an den Stellen, an denen sie gefunden worden seien, Wasservögel an Seen, Bächen oder Flüssen. Und Jungvögel würden dort hingebracht, „wo sie sich wohlfühlen“.

Auch artenschutzrechtliche Bedenken versucht Casaretto auszuräumen: „Wir haben keine Greifvögel, die die Wechselkröte wegfressen.“ Angelika Bornstein bekräftigt, dass den Kröten im Naturschutzgebiet keine Gefahr drohe.

Der BUND, der das Gebiet pflegen wolle, setze sich seit ewigen Zeiten für die Kröten ein. „Und ich werde in einen Teich mit Laich keinen Haubentaucher setzen, der den Teich krötenleer macht.“

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Die Befürchtungen der Stadt stoßen auch bei Michael Pacyna vom Landschaftsschutz-Verein Vorgebirge auf große Fragezeichen: „Wie kommt die Verwaltung auf die Idee, ein solches Lärmgutachten zu fordern?“ Pacyna sieht ebenso kein Artenschutzproblem: Vögel seien tagaktiv, die Wechselkröte hingegen eher nachts unterwegs. So kämen sich die Tiere nicht in die Quere.

Da es sich letztendlich um baurechtliche Fragen handelt, wird das Thema in der Sitzung des Bornheimer Stadtentwicklungsausschusses am Mittwoch, 11. Mai, weiter behandelt.

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