Mittelalterliche EisenindustrieHeimatforscher findet Belege im Wald bei Windeck

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Nur schwer von Laien in der Landschaft zu erkennen ist das Plateau für einen Rennofen, das von einem Ringgraben umgeben ist. 

Windeck – Der Schladerner Autor und Heimatforscher Frieder Döring hat im Gebiet rund um den Dreiortsberg mehrere interessante Funde gemacht. Als er sich in den vergangenen Wochen ausgiebig mit dem Geheimnis dieses Bergs zwischen Bröl und Sieg sowie dem Westertbachtal und dem Elisental beschäftigte, entdeckte er viele Hinweise auf eine mittelalterliche Montan-Industrie: Hauberge, Kohlenmeiler, Köhlerhütten, Raseneisenerz mit Tagebaupingen, einen Hammermühlenteich und eine Waldschmiede sowie Rennofenplätze, die von einer früheren Eisenerzverhüttung zeugen.

Rennöfen aus Lehm und Steinen dienten früher zur Gewinnung von Eisen aus Eisenerz. Der Dreiortsberg, ursprünglich ein Hauberg, wird umgeben von drei scheinbar einsamen Höfen, die auch seinen Namen erläutern, nämlich von Höhnrath/Jucht, der Wüstung Kölschbach und vom Reiterhof Ommeroth.

Die Berge der Umgebung wie Bodenberg, Galgenberg, Hohes Wäldchen, Engbachskopf und Bergscheidsberg waren ursprünglich ebenfalls Hauberge, weiß Döring. Das sei noch an einigen verbliebenen Stockausschlag-Wäldern zu erkennen.

Hauberge sind eine Siegerländer Spezialität

Hauberge bezeichnet er als eine Siegerländer Spezialität: Es waren Eichen-Birken-Buchen-Niederwälder, die genossenschaftlich genutzt wurden, um Brennholz, Besenreiser, Gerberlohe und Holzkohle zu gewinnen. Sie wurden nach einem strengen und nachhaltigen Reglement bewirtschaftet und meist alle 20 Jahre kahlgeschlagen.

Einen klaren Bezug zur Eisenerzverhüttung haben laut Döring auch die Ortsnamen: Höhnrath stammt von Hainrodung, Jucht von Schmelze (mittelhochdeutsch: Schmelzfüllung des Rennofens), Kölschbach von Köhlersbach und Ommeroth geht auf Ommer (mittelhochdeutsch: Schlacke, Geröll, Erzgranulat) zurück.

Reste eines Mühlenteichs liegen im Elisental

Unterhalb des Hofes Ommeroth im Elisental konnte der Windecker Reste eines Mühlenteichs ausmachen. Im Quellbereich des Drimbaches (von drimmen oder trimmen, also zurechtbiegen, schmieden) fand er Rasenerzaufschlüsse und Tagebaugruben (Pingen). Um Kölschbach und den Dreiortsberg herum entdeckte er in Quellmulden viele Plätze früherer Kohlenmeiler mit fünf Metern Durchmesser sowie unterhalb davon Holzkohlereste im Boden. Weiter oberhalb gibt es Plateaus von Köhlerhütten mit zehn Meter Durchmesser.

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In deren Nähe stieß Döring auch auf Plateaus von Rennöfen mit oft noch erhaltenen niedrigen Erdwällen und Schlackeresten. Zudem fand er auch Erzgranulat und Holzkohle sowie Luppe, das Produkt des Schmelzvorgangs, und gebrannte Wandreste eines Lehmofens.

Erwähnenswert ist auch noch das Eisen-Blei-Bergwerk Grube Raphael/Napoleon aus dem 18. und 19. Jahrhundert am Osthang des Bodenbergs. Auf dem Gipfel des Dreiortsberges untersuchte der Heimatforscher eine Reihe von großen Pingen (Tagebaugruben) mit Resten von ziemlich mächtigen Hämatiterzgängen (Blutstein) sowie ein weiteres Rennofenplateau.

Frieder Döring schlägt Bergbauwanderweg vor

Frieder Döring schlägt vor, am Dreiortsberg ähnlich dem Montanwanderweg an der Grube Silberhardt in Öttershagen einen weiteren Bergbau-Wanderweg anzulegen. Döring: „Das wäre schon lohnenswert in diesem Gebiet, wo zahlreiche Plateaus von Meilern und Köhlerhütten sowie Pingen zu sehen sind.“

Der Windecker hat auch schon eine mögliche Route von Schladern über den Bodenberg bis in den „Griesen Siefen“ vor Augen, wo man noch Reste der dort produzierten Holzkohle ausbuddeln kann. Entlang von zwei ehemaligen Windschachtöffnungen geht der Weg dann weiter am früheren Eisen-Blei-Bergwerk „Grube Raphael/Napoleon“ vorbei. Vom Gipfel des Bodenbergs führt die Route zum Hof Höhnrath mit Löschteich in den Landwehr-Hohlweg.

Hinter dem Weiler Jucht ist ein Rennofenplateau zu sehen. Über Hahnenbach und die Wüstung Kölschbach gelangt man zur nordwestlichsten Kuppe des Bergscheidsberges, wo sich laut Döring der am besten erhaltene Rennofenplatz der Umgebung befindet. Der Weg entlang des Köttelbachs Richtung Oberwindeck tangiert auch den Standort einer früheren Mühle, vermutlich der Pochemühle, und führt schließlich wieder zurück nach Schladern.

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