Windecker Paar feiert DiamanthochzeitAm ersten Tag fuhr er ihr mit dem Moped nach

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In der Salvatorkirche in Rosbach gaben sich Helga und Gerd Gerhards vor 60 Jahren das Ja-Wort.

Windeck – Ihre Hochzeit haben Helga und Gerd Gerhards aus Öttershagen vor 60 Jahren mit 200 Gästen gefeiert, die Diamanthochzeit passen sie den Umständen an: Es wird nicht gefeiert. Dabei hätten sie gern die Kinder, die sechs Enkel und das Urenkelkind dagehabt, bedauern sie, denn die beiden sind es gewohnt, dass immer etwas los ist.

Das Paar lebt mit dem jüngsten Sohn und dessen Familie auf dem Hof, den schon der Großvater von Gerd Gerhards bewirtschaftet hat, inklusive Blick aufs Siebengebirge. Im Stall stehen auch jetzt noch zehn Mutterkühe, und Hühner liefern die Frühstückseier.

Gerd Gerhards hat Landwirtschaftsgehilfe gelernt, besuchte zwei Semester lang die Landwirtschaftsschule und absolvierte danach eine Ausbildung zum Milchkontrollassistent. Bis zur Schließung 1972 arbeitete er im Labor in der ehemaligen Molkerei in Windeck-Leuscheid.

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Der landwirtschaftliche Hintergrund brachte ihn mit der zwei Jahre jüngeren Helga Engelberth aus Windeck-Locksiefen zusammen. „Er war in der Landjugendgruppe Rosbach, ich in der Landjugendgruppe Leuscheid. Alle paar Wochen trafen wir uns im Dahlhauser Hof“, erzählt Helga Gerhards. „Bei schlechtem Wetter kamen wir zu Fuß in Gummistiefeln.“

„Ich wollte Helga unbedingt nach Hause bringen“

Für den Heimweg waren motorisierte Teilnehmer deshalb besonders begehrt. „Ich wollte Helga unbedingt nach Hause bringen“, erzählt der einstige Freier. Doch an jenem Tag im Jahr 1958 hatte sich schon Helgas Freundin Hertha vor seinem Moped aufgebaut und fragte, ob er sie heimfahre könne. Gerhards packte „das Störfeuer“ auf den Beifahrersitz, brauste los, setzte sie zu Hause ab: „Und tschüss!“

Er gab Gas und erwischte Helga noch, die von einem jungen Mann mit Traktor heimgebracht worden war. Ab diesem Zeitpunkt traf sich Gerd Gerhards mit seiner Liebsten in den Mittagspausen. „Ich arbeitete bei Modehaus Brück in Rosbach“, erzählt sie. „Wir fuhren dann hoch zur Heilstätte.“ Der Rest ist dezentes Schweigen.

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Drei Jahre später heirateten sie. Helga Gerhards kümmerte sich um die drei Kinder und hielt ihrem Mann den Rücken frei. Nach der Schließung der Molkerei wechselte er als Vermessungstechnischer Angestellter zum Rhein-Sieg-Kreis nach Siegburg. Jahrzehntelang engagierte er sich in führenden Positionen in etlichen Vereinen sowie 40 Jahre lang in der Kommunalpolitik in verschiedenen Ausschüssen und als Ratsmitglied.

Im Jahr 2008 erhielt Gerd Gerhards das Bundesverdienstkreuz. Ein Jahr zuvor hatte die Eheleute ein schwerer Schicksalsschlag getroffen: Sie mussten den Tod einer Tochter verkraften.

Ihr aktives, gut vernetztes Leben hat sie frisch gehalten. Gemeinsam bewirtschaften sie einen großen Garten und helfen auf dem Hof. Der Zustand des Waldes mache sie traurig, erzählen die Eheleute. Als die Kinder gekommen seien, hätten sie Fichten gesetzt. Doch erst der Sturm und dann der Borkenkäfer hätten alles zerstört. 

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