Ende kostenloser TestsVerwirrung und Unverständnis in Testzentren im Rhein-Sieg-Kreis

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Mit Klebeband durchgestrichen ist der Hinweis am S-Caré in Siegburg, dass kostenlos getestet wird. 

Rhein-Sieg-Kreis – Es war noch einmal ein Plus: Laut Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden in der vergangenen Woche 81.653 Corona-Tests im Rhein-Sieg-Kreis durchgeführt, eine Woche zuvor waren es 73.804 gewesen. Ab sofort sind die Bürgertests allerdings nicht mehr kostenlos, in der Regel wird ein Eigenanteil von drei Euro pro Schnelltest fällig, der nur im Ausnahmefall erlassen wird.

Die geänderte Test- und Quarantäneverordnung des Landes NRW trat zum gestrigen Donnerstag in Kraft, überraschend für die Betreiber wie Thomas Becker-Conrad von der Firma Medprodukt Lohmar, dem mit zehn Zentren größten Anbieter in der Region: „Wir hatten mit der Änderung zum 1. Juli gerechnet, wie es der Bundesgesundheitsminister angekündigt hat. Wobei unklar war, ob das Land nicht die drei Euro übernimmt.“

Corona-Tests im Rhein-Sieg-Kreis: Für wen sie noch kostenlos sind

Nun herrscht Klarheit, kostenfrei bleiben die Schnelltests lediglich für besonders verwundbare (vulnerable) Gruppen – dazu zählen Kinder unter fünf Jahren, Schwangere und Besucher von Kliniken und Pflegeheimen. Ab dem heutigen Freitag wird bei Medprodukt die Zuzahlung kassiert.

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Doch im Rhein-Sieg-Kreis gibt es Ausnahmen: „Unser Chef hat gesagt, dass wir nur einen Euro Kostenbeitrag von den Kunden nehmen“, sagt beispielsweise die Mitarbeiterin der Teststelle vor dem Huma-Einkaufszentrum in Sankt Augustin. „Das sei ein Beitrag unserer Firma zur Eindämmung der Corona-Infektionen.“ Sie habe nicht bemerkt, dass schon weniger Menschen gekommen seien.

In der Schlange vor der Testkabine steht ein Vater. „Ich möchte meinen Sohn in der Kinderklinik besuchen, dazu brauche ich einen Test. Dafür zahle ich gern einen Euro, wenn ich mir sicher bin, dass ich keinen anstecke.“

Neue Testverordnung in NRW: Betreiber befürchten mehr Bürokratie

Im Drive-In vor der Hochschule ist an diesem Tag der Test noch kostenlos. Liselotte Schurig sitzt mit ihrer Schwiegermutter Barbara im Auto. „Meine beiden älteren Töchter sind wegen einer Corona-Infektion in Quarantäne . Ich versorge sie mit Lebensmitteln und komme so damit in Kontakt“, berichtet sie.

Auch wegen des Kontakts zur Schwiegermutter lasse sie sich regelmäßig testen. Elena Grasmück macht sorgfältig den Abstrich in der Nase. „Heute kostet es noch nichts, morgen aber“, berichtet sie. Ihr Chef werde die Mitarbeiter erst noch schulen, „damit wir unseren Kunden die neue Regelung genau erklären können“, erklärt sie.

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Mit ihrer Schwiegermutter ist Barbara Schurig ins Drive-In-Testzentrum gekommen. Sie versorgt ihre beiden Töchter, die wegen Corona in Quarantäne sind. Daher ist beiden der regelmäßige Test wichtig.

In Siegburg am S-Carré müssen die Kunden dagegen schon voll bezahlen. „Drei Euro kostet es, wenn man in Kontakt mit einem Infizierten gekommen war“, sagte dort eine Mitarbeiterin.

Die Betreiber der Testzentren befürchten, dass die neue Regelung ihnen mehr Bürokratie aufhalsen könnte und dass sie zu einer Überlastung der Hausärzte führt. So dürfen Menschen mit Erkältungssymptomen nicht mehr in den Testzentren bedient werden. Gerade zu Ferienzeiten und mitten in der Corona-Sommer-Welle ein Unding, meint Thomas Becker-Conrad aus Lohmar „Die Hausärzte waren bislang froh, dass wir ihnen diese Arbeit abgenommen haben.“

Corona-Tests für viele kostenpflichtig: Sinkt jetzt die Testdisziplin?

Er befürchtet weiter steigende Infektionszahlen. Dies spiegele sich schon in der Positivquote wider, die zuletzt zwischen 14 und 43 Prozent gelegen habe. Auch die Nachfrage sei in der Sommerwelle gewachsen: Das größte Testzentrum von Medprodukt an der Lohmarer Jabachhalle zählte zuletzt täglich 400 bis 500 Schnelltests.

Wird die Testdisziplin der Bürger nachlassen, wenn sie dafür bezahlen müssen? Damit müsse man rechnen, sagt Hartmut Kreutz, der Chef der Firma Medprodukt. Über eine Einschränkung der Öffnungszeiten denke er bislang noch nicht nach, auch nicht über Entlassungen. Seine zehn Testzentren haben derzeit 185 Beschäftigte, 40 davon in Vollzeit, etliche mit dreiviertel und halben Stellen und einige Mini-Jobber.

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