Fake-ShopPolizei nimmt Internetbetrüger aus Köln und Niederkassel fest

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Upyou Internet-Fake-Shop

Das Ladenlokal in Hennef, durch das die Polizeiermittler den Betrügern auf die Spur gekommen sind.

Rhein-Sieg-Kreis – Die Betreiber des Internetshops, so Kripochef Ralf Dittrich, spekulierten „auf die Dollarzeichen in den Augen der Kunden“. In Wahrheit aber hatten sie nur ihren eigenen Gewinn im Blick: Einen Schaden in Millionenhöhe haben die Mitglieder einer Betrügerbande mit einem so genannten Fake-Shop angerichtet.

In der vergangenen Woche legte die Polizei den Beschuldigten das Handwerk, fast 100 Beamte waren an Durchsuchungen und Festnahmen in Niederkassel und Köln beteiligt. Insgesamt sechs Personen im Alter von 38 bis 53 Jahren wurden vorläufig festgenommen, vier Haftbefehle vollstreckt. Rund 80 Datenträger wurden sichergestellt.

Bereits im Juni des vergangenen Jahres hatte die Polizei erste Hinweise auf die Internetdomain „oneupyou.com“ erhalten: Damals meldeten sich erste Kunden, die bei dem Unternehmen Elektronik bestellt und per Vorkasse bezahlt, aber nie erhalten hatten. „Zunächst sah das nicht nach einem typischen Fake-Shop aus“, berichtete am Dienstag Ermittlungsleiterin Corinna Monschauer bei einer Pressekonferenz in Siegburg: Der Geschäftsführer, der auf der Homepage und in einem von mehreren verfälschten griechischen Pässen als Kostas Asilian auftauchte, war im Handelsregister eingetragen, hatte Wohnsitz und Gewerbe in der Oberlarer Hochfeldstraße 15 angemeldet.

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Gleichwohl häuften sich die Anzeigen geprellter Kunden, zwischen 70 und 6500 Euro hatten sie bezahlt – aber keine Ware gesehen. Mitte Juli ließ die Polizei die Internetseite aus dem Netz nehmen, doch schon einen Tag tauchte die Homepage bei einem amerikanischen Server wieder auf. Zugleich wurde bei der Kreispolizeibehörde Siegburg die insgesamt fünfköpfige Ermittlungsgruppe Edessa gebildet, an deren Spitze Corinna Monschauer arbeitet.

Vor einer leeren Halle standen die Ermittler im Sommer bei einer Durchsuchung in Oberlar, auch im kleinen Büro gab es nur wenige Unterlagen. Die Telefonnummern waren für die Fahnder ebenso wenig erreichbar wie für geprellte Kunden. „Anfangs wurden die noch vertröstet“, berichteten gestern die Kriminalisten; mit dem Hinweis auf Lieferschwierigkeiten hielt man die Käufer hin. Später war vollends Funkstille. Seit dem 22. August ist der Shop nicht mehr online.

Vermieter aus Hennef brachte Ermittler auf die Spur der Beschuldigten

Auf die Spur der Beschuldigten brachte schließlich ein Vermieter aus Hennef die Ermittler. An der Frankfurter Straße hatten sie ein Ladenlokal angemietet, allerdings nie eröffnet. Als sie die Miete schuldig blieben, forschte der Eigentümer des Hauses nach – und landete im Büro von Corinna Monschauer. Fingerabdrücke führten von dort zum mutmaßlichen Kopf der Bande sowie zu einem zweiten Verdächtigen; alle Beschuldigten waren schon wegen Betrugsdelikten aktenkundig. „Die waren überrascht, aber wir waren zu sehr in der Überzahl“, beschrieb Monschauer die Festnahmen.

Fast 800 Anzeigen von geprellten Kunden liegen bei der Kriminalpolizei vor, die von vielen weiteren noch nicht bekannten Betrugsopfern ausgeht: 1,1 Millionen Euro flossen über die Firmenkonten, doch nur 300.000 Euro wurden durch Anzeigen aus ganz Deutschland aktenkundig. „Wir nehmen an, dass es noch Tausende von Betrogenen gibt“, so Polizeisprecher Stefan Birk. Viel Arbeit also für Corinna Monschauer und ihr Team, das von einem Finanzermittler unterstützt wird.

„Die Vermögensabschöpfung ist ein großes Thema“, sagte Dittrich. Das treffe erfahrungsgemäß die Täter am meisten; zudem könne den Betrogenen wenigstens ein Teil des Schadens ersetzt werden. Viel ist es nicht, was die Ermittler im Fall Edessa sicherstellen konnten: Lediglich 100.000 Euro waren es im vergangenen Jahr von Geschäftskonten bei Postbank und Deutscher Bank. Wo die Beute geblieben ist, wissen die Ermittler allerdings nicht. „Wir haben 1000 Handys ermittelt, die die Beschuldigten bestellt haben“, sagte Monschauer. Geliefert an eine Adresse in Düsseldorf. „Doch da verliert sich ihre Spur.“

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