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Für die UmweltFamilie aus Much befreit Bach aus dem Rohr

Lesezeit 3 Minuten
Die Baggerschaufel bahnte dem Laubbuschsiefen den Weg in sein neues Bachbett.

Die Baggerschaufel bahnte dem Laubbuschsiefen den Weg in sein neues Bachbett.

  • Jahrelang lag der Bach in Manuela und Horst Schiffbauers Garten in einer Röhre unter der Erde.
  • Um etwas für die Umwelt zu tun, wandten sie sich an den Wasserverband Rhein-Sieg-Kreis. Der Bach sollte freigelegt werden.
  • Für den Verband war das Projekt eine Premiere: Zum ersten Mal wurde eine solche Renaturierung von Privatleuten auf deren eigenem Grundstück realisiert.
  • Doch die Schiffbauers haben noch weitere Ideen, um etwas für die Zukunft ihrer Kinder und Enkelkinder zu tun.

Much – Ein Bach in der Röhre, darüber eine dicke Erdschicht, das ist angesichts der aktuellen ökologischen Probleme ein Unding. Das fanden auch Manuela und Horst Schiffbauer in Roßhohn und schritten auf ihrem weitläufigen Grundstück zur Tat: Donnerstag schaufelte ein kleiner Bagger die letzten Meter Erdreich weg zwischen der Quelle des Laubbuschsiefens und seiner neuen, gut 100 Meter langen Trasse, die sich den Hang hinunter zieht.

Vor gut einem Jahr wandte sich das Ehepaar an den Wasserverband Rhein-Sieg-Kreis und rannte dort offene Türen ein. Geschäftsführerin Martina Noethen zeigte sich begeistert von der Initiative, zumal es sich um eine Premiere handelte: Zum ersten Mal in der Geschichte des Verbands werde eine solche Renaturierung von Privatleuten auf deren eigenem Grundstück realisiert. „Wir kämpfen um jeden Quadratmeter Gewässer, den wir freilegen können.“ Umso sehr freue sie sich, dass die Schiffbauers auf den Wasserverband zugekommen seien.

Alle Behörden spielten mit

Da alle Behörden mitspielten, sei die Umsetzung sehr schnell gegangen. „Normalerweise zieht sich so etwas fünf bis sechs Jahre hin.“ Wasserbaumeister Kevin Seewald betont, dass man den neuen, leicht mäandernden Bachlauf sehr flach habe anlegen können, ein großer Vorteil für die „Vernetzung mit dem Ufer“. Er rechnet damit, dass sich bald viele neue Arten ansiedeln werden, Köcherfliegen und Libellen etwa. Wichtig werde als nächstes, das richtige Substrat für den Grund des Bachs auszuwählen, mit Kies, so dass Kleinstlebewesen Hohlräume vorfinden.

Viele Aufgaben

Der Wasserverband Rhein-Sieg-Kreis wurde 1965 gegründet, um die Nebengewässer von Sieg und Rhein in den elf rechtsrheinischen Kommunen des Kreises zu pflegen und zu unterhalten. Die Gewässer haben eine Gesamtlänge von 1600 Kilometern.

Zu seinen Aufgaben zählen Räumungs- und Mäharbeiten, Arbeiten am Bachbett, die Offenlegung von Verrohrungen, der Rückbau von Wehren, die Beseitigung standortfremder Ufergehölze und das Anlegen von Gewässerrandstreifen.

Der Verband informiert über persönliche Vorsorgemaßnahmen gegen Hochwasser, technische Möglichkeiten und das richtige Verhalten bei Überschwemmungen. (ah)

www.wasserverband-rsk.de

Rücksicht habe man bei der Planung auf den Pächter genommen, der links und rechts des Bachlaufs Heu macht. Für ihn wurde ein kurzer Abschnitt des Bachs weiter unter der Erde geführt, damit er das kleine Gewässer mit dem Traktor überqueren kann. Die alte Röhre blieb liegen, so dass die Entwässerung der oberhalb des Hangs gelegenen Straße gewährleistet bleibt. Dahinter fließt das Wasser in den Hurdsiefen, von dort in den Gibbinghausener Bach und weiter in den Wahnbach.

Bald soll es noch neue Sträucher und Bäume geben

Manuela Schiffbauer wusste von einem Nachbarn, dass der Bach früher noch offen gelegen hatte. In die Röhre kam er in den 50er Jahren, um die angrenzenden Flächen besser landwirtschaftlich nutzen zu können. Früher habe er das ganze Dorf mit Wasser versorgt. „Sogar Molche hat es dort gegeben.“

Früher war sie in der Gastronomie tätig, hatte aber im vergangenen Jahr interessehalber als Sennerin auf einer Alm im österreichischen Damüls gearbeitet. Dort beeindruckte sie der nachhaltige Umgang mit der Natur tief – und ließ den Entschluss reifen, auf dem Grundstück mit ihrem Elternhaus etwas zu unternehmen.

Ehemann Horst hat noch in Erinnerung, wie wenig Insekten es im Sommer 2018 gegeben hatte. „Das hat uns geschockt.“ Dieses Jahr sei es zum Glück etwas besser gewesen. In nächster Zeit wollen die Schiffbauers noch Bäume und Sträucher entlang ihre befreiten Bachs pflanzen – und so etwas für unsere „Kinder und Enkelkinder tun“.

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