„Beziehung spielt keine Rolle“Drei Hennefer Ehepaare sind in der Feuerwehr aktiv

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In Stadt Blankenberg gibt es drei Feuerwehrpaare. 

Hennef – Sie sind in ihrer Ehe füreinander da und genau so im Einsatz: Sarah und Jan Einheuser, Silke und Guido Broich sowie Andrea und Martin Rosauer sind Ehepaare und zusammen bei der Feuerwehr. Mit der Löschgruppe Stadt Blankenberg rücken sie zu Einsätzen aus, so oft es geht auch gemeinsam. Sie berichten von ihrem Alltag zwischen Feuerwehr und Kindergarten.

Sarah und Jan Einheuser, verheiratet seit drei Jahren, eine Tochter (zwei Jahre alt)

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Sarah und Jan Einheuser

Sarah und Jan Einheuser sind beide in Stadt Blankenberg groß geworden und kennen sich durch die Jugendfeuerwehr. Seit zehn Jahren sind sie ein Paar, vor drei Jahren heirateten sie. Auch die Kameradinnen und Kameraden sind bei einem solchen Ereignis stets dabei: „Die stehen dann vor der Kirche Spalier, ob man will oder nicht“, sagt Sarah schmunzelnd.

In ihrer Ehe begegnen sich Sarah (28) und Jan Einheuser (32) auf Augenhöhe, bei der Feuerwehr hat er den höheren Dienstgrad. Problematisch sei das nicht: „Die Beziehung spielt bei der Feuerwehr keine Rolle“, betont Sarah Einheuser. „Ohnehin geht der Erfahrenere immer vor.“

Ihr Mann ergänzt: „Mit den Dienstgraden sind auch die Aufgaben und die Arbeitseinteilung genau festgelegt. Das gilt auch für den Platz im Auto.“ Verändert habe sich ihr Verhältnis zur Risikobereitschaft, seit die knapp zweijährige Tochter auf der Welt ist. „Wir würden zum Beispiel nie zu zweit in ein brennendes Haus reingehen“, sagt Sarah Einheuser.

„Aber wenn er drin ist und ich über Funk höre, dass er kein Wasser mehr hat, reagiere ich emotionaler als früher.“ Als Jan Einheuser bei der Flutkatastrophe im Einsatz war, war seine Frau im Urlaub auf Norderney. „Da habe ich ihn lange nicht erreichen können und mir wirklich Sorgen gemacht. Als wir kurz telefonieren konnten, meinte er: Hier sieht es aus wie im Krieg.“

Wenn beide Funkmeldeempfänger piepen, entscheiden die Eheleute kurzfristig, ob sie beide ausrücken müssen. „Bei Ölspuren etwa kann Jan alleine fahren.“ Wenn nicht, macht er sich auf dem Weg zum Feuerwehrhaus, während sie bei ihrer Schwägerin zwei Häuser klingelt – auch nachts.

„Ich komme dann fünf Minuten später an und sitze spätestens auf dem zweiten Auto. Unsere Tochter schläft meist durch. Außer, sie wird durch die Sirenen geweckt, dann bleibe ich natürlich auch da.“

Silke und Guido Broich, verheiratet seit 14 Jahren, zwei Kinder (zwölf/zwei Jahre alt)

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Silke und Guido Broich

Bei Silke und Guido Broich sind Familienleben und der Arbeitsalltag von der Feuerwehr geprägt: Silke Broich arbeitet in der Königswinterer Stadtverwaltung, ihr Mann in Bornheim. Dort rücken beide mit dem jeweiligen Tagesalarm aus. Das sind Angestellte, die in der Stadt arbeiten und zugleich bei der Feuerwehr sind.

Die 40-Jährige gehörte früher der Einheit Happerschoß an, ihr 51-jähriger Mann fuhr von Stadt Blankenberg aus zu Einsätzen. Bei der Arbeit mit der Jugendfeuerwehr lernten sie sich vor 21 Jahren kennen, vor 14 Jahren heirateten sie. Zwei Jahre später kam ihr erster Sohn zur Welt.

Inzwischen ist er beinahe alt genug, selbst auf seinen zweijährigen Bruder aufzupassen. „Wenn ich nicht zu Hause bleiben kann, ruft der Große selbstständig die Oma an – die kommt dann vorbei“, sagt Silke Broich. Sie sorge sich um ihren Mann, wenn er ohne sie ausrücke. „Ich bin immer froh, wenn ich höre, was genau los ist und jemand Bilder in unsere interne Whatsapp-Gruppe schickt.“

Wer bei der Feuerwehr ist, wird früher oder später unweigerlich mit Eindrücken konfrontiert, die sich ins Gedächtnis einbrennen. Oft haben sie es mit Toten und Schwerverletzten zu tun. Zwar sprechen die Ehrenamtlichen der Löschgruppe Stadt Blankenberg gemeinsam über das Erlebte, doch auch zu Hause ist der Einsatz noch einmal ein Thema.

Dass ihr Mann auch bei der Feuerwehr sei, helfe bei der Verarbeitung, sagt Silke Broich. „Das Verständnis ist ein anderes. Ein Außenstehender würde nicht alle Details verstehen.“ Ob der Sohn auch zur Feuerwehr gehe? „Bei der Jugendfeuerwehr ist er schon“, entgegnet Guido Broich. „Ich glaube, man hat entweder Lust auf die Feuerwehr oder man hat sie nicht – dazwischen gibt es nichts.“

Andrea und Martin Rosauer, verheiratet seit vier Jahren, ein Sohn (drei Jahre alt)

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Andrea und Martin Rosauer

Für Andrea und Martin Rosauer, beide 34 Jahre alt, war die Feuerwehr vor allem ein gemeinsames Hobby, an dem die beiden aber auch die Verantwortung und das Pflichtbewusstsein schätzten. Sie kennen sich seit der ersten Klasse und fanden in der Jugendfeuerwehr zusammen.

Seit zwölf Jahren sind sie ein Paar, seit vier Jahren verheiratet. „Seit der Geburt unseres Kindes ist es schon schwerer geworden, gemeinsam Zeit für das Ehrenamt zu finden“, schildert Andrea Rosauer.

Denn anders als bei den Familien Einheuser und Broich haben Andrea und Martin keinen Babysitter, der bei einem Einsatz auf ihren dreijährigen Sohn aufpassen kann. „Insbesondere nachts ist das schwierig. Nur bei größeren Einsätzen fahren wir gemeinsam raus, oder nachmittags schon mal“, sagt Andrea Rosauer.

Einer von beiden – meist ist es die Mutter – bleibe zu Hause. Denn das Gegenteil sorge bei der 34-Jährigen mitunter für Beklemmung: „Bei der Flutkatastrophe, wo wir tagelang auf der anderen Rheinseite im Einsatz waren, hatte ich das Gefühl, ich lasse mein Kind im Stich.“

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Dennoch schätzen beide das Gemeinschaftsgefühl. „Wenn man nach einem Einsatz gemeinsam zur Wache zurückfährt, ist man durchaus stolz auf das, was die Gruppe geleistet hat.“

Ein Gefühl, das die beiden auch an ihren Sohn weitergeben: „Er bekommt mit seinen drei Jahren schon viel mit und spielt die Einsatzszenarien nach, wenn wir zu Hause davon erzählen, zum Beispiel die Katze im Baum oder den Baum auf der Straße“, berichtet Andrea Rosauer. „Wenn wir spazieren gehen, rutscht er gerne an Laternenpfählen herunter, so wie die richtigen Feuerwehrleute das an ihrer Stange tun.“ 

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