„Hennef will nur unser Geld“Als Uckerath gegen die Auflösung der Gemeinde klagte

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Historisches Hennef

Diese Aufnahme stammt aus dem Jahr 1965 und zeigt Hennef zwischen Sieg und Frankfurter Straße mit der  Pfarrkirche St. Simon und Judas und der  Maschinenfabrik Steimel im Vordergrund.

  • Die kommunale Neugliederung vor 50 Jahren hat auch die Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis getroffen.
  • Vor allem die Gemeinden, die an Hennef angeschlossen werden sollten, setzten sich teilweise heftig zur Wehr.
  • Uckerath schaffte es mit seiner Klage sogar vor das Verfassungsgericht in Münster.

Hennef – Der Zusammenschluss von Hennef, Lauthausen und Uckerath war mitnichten eine Liebesheirat. Das ist amtlich belegt. Im Mitteilungsblatt für die neue Großgemeinde Hennef vom 8. August 1969 beginnen die Bekanntmachungen mit der Feststellung: „Keine der Gemeinden, weder die Gemeinderäte noch die Verwaltungen, noch die Bürger haben diese Entwicklung gewollt oder veranlasst, sie haben sie vielmehr in Erkenntnis der Unabwendbarkeit entweder hingenommen und sich darauf eingestellt oder, wie im Falle der Gemeinde Uckerath, sich bis zum letzten Augenblick dagegen gewehrt.“

Hans Böhm und Wilhelm Moss wählten diese Worte, der eine als Beauftragter des Innenministers für die Aufgaben des Bürgermeisters, der andere als Beauftragter für die Aufgaben des Gemeindedirektors. Erst im November 1969 wurde für das neue Hennef ein Rat gewählt.

Uckerath gehörte zu den Gemeinden, die beim Verfassungsgericht in Münster gegen die kommunale Neuordnung klagten. Übrigens gegen den Willen ihres Ex-Bürgermeisters Johann Jungblut, der ein Verfechter der leistungsfähigeren Großgemeinde war.

„Hennef will nur unser Geld“

Mit seinen Industriebetrieben war Hennef in den 60er Jahren eindeutig der steuerkräftigere Partner. Trotzdem stemmte man sich in Uckerath mit markigen Parolen wie „Hennef will nur unser Geld“ gegen die Fusion. Nicht zuletzt wurde befürchtet, ins Abseits gedrängt zu werden, dass sich das gesellschaftliche Leben vor allem im Zentrum abspielt und das dörfliche Dasein an Wert verliert.

Anders stellte sich die Situation in Lauthausen dar. Zum einen bestand bereits eine Verwaltungsgemeinschaft mit Hennef; zum anderen war die aus Seligenthal, Allner, Happerschoß, Bödingen und Lauthausen bestehende Gemeinde erst 1956 entstanden. Ein Wir-Gefühl, das Widerstandskräfte hätte beflügeln können, hatte sich noch nicht eingestellt. Es gab auch Überlegungen, mit Ruppichteroth und Oberpleis über eine Großgemeinde zu verhandeln. Schließlich brach Seligenthal nach Siegburg weg, der Rest kam zu Hennef. Die von Uckerath gestützte Verfassungsklage wurde im April 1970 endgültig zurückgewiesen.

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Räumlich musste sich die Gemeindeverwaltung neu sortieren. Die meisten Ämter sowie das Gas- und Wasserwerk richteten sich im Hennefer Rathaus, im Pavillon dahinter beziehungsweise in der Hennefer Wehrstraße ein. Das alte Rathaus der Lauthausener in Allner wurde zum Standort des Bauamts nebst Planungsamt sowie des Garten- und Friedhofsamts. In Uckerath gab es keinen Verwaltungssitz mehr.

Umbruch in der Uckerather Schullandschaft

Auch die Schullandschaft war im Umbruch. Für Uckerath, wo es mehrere Volksschulen gab, wurde eine zentrale Grundschule mit Schulkindergarten, Turnhalle und Lehrschwimmbad gebaut. In den alten Schulhäusern entstanden Kindergärten. Die Schule Bröltal wurde aufgelöst, die Bröler Kinder mussten die neue Grundschule in Happerschoß besuchen. In Hennef, wo es schon zwei Hauptschulen und eine Realschule gab, entstand das Schul- und Sportzentrum an der Fritz-Jacobi-Straße mit Gymnasium und Kreisberufsschule.

Im Rückblick wird die Entwicklung seit der kommunalen Neuordnung vielfach als Erfolgsstory gewertet. In 50 Jahren hat sich die Zahl der Einwohner – 1969 waren es rund 25 000 – nahezu verdoppelt. Landesweit galt Hennef lange als Boomtown. 1981 wurde die Gemeinde zur Stadt, die heute noch zu den Wachstumskommunen gehört.

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