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„Unser Dorf hat Zukunft“Lückert präsentiert sich als lebendige Gemeinschaft

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Die Mitglieder der Bundesbewertungskommission erfreuten sich an den schönen Gärten.

Die Mitglieder der Bundesbewertungskommission erfreuten sich an den schönen Gärten.

Hennef – „Lückert – der Tradition bewusst und der Moderne aufgeschlossen“, lobte Elmar Henke, Vorsitzender der Bundesbewertungskommission des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“. „Es ist einfach nur schön“, stellte der Bürgermeister der unterfränkischen Gemeinde Sommerach fest und versprach, dass es im Januar 2020 in Berlin ein „Dorffest nicht ohne Lückert“ geben werde.

Seine beiden Kollegen, die Bürgermeister Andreas Hagen und Siam Schoof, hatten sich mit der gesamten Dorfgemeinschaft mächtig ins Zeug gelegt und eine so informative wie emotional berührende Vorstellung abgeliefert. Dr. Freerk Baumann moderierte durch die drei Stunden, jede Menge Lückerter machten mit.

30 Landessieger

Zum 26. Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ haben sich 30 Landessieger aus 13 Bundesländern qualifiziert. Eine Kommission bereist sie vom 18. Juni bis zum 10. Juli. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gibt die Sieger am 11. Juli bekannt.

Die Dörfer werden mit Gold, Silber und Bronze sowie Sonderpreisen ausgezeichnet. Es winken Preisgelder in Höhe von bis zu 15 000 Euro, damit zukünftige Projekte umgesetzt werden können. Schirmherr ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Lückert hatte auf Kreisebene ebenso Gold gewonnen wie auf Landesebene. Es ist das kleinste Dorf auf Bundesebene. (rvg)

Trotz des Brückentages hatten sich viele Dorfbewohner an der alten Linde versammelt, um den Bus mit den Kommissionsmitgliedern zu empfangen. 1487 erstmals erwähnt, 104 Einwohner in 31 Häusern, im Durchschnitt 39 Jahre alt – allein mit diesen Zahlen konnten sie schon punkten. Der Hennefer Bürgermeister Klaus Pipke lobte: „Eines der kleinsten Dörfer hat Maßstäbe gesetzt.“ Landrat Sebastian Schuster erinnerte daran, dass Lückert der vierte Vertreter des Kreises auf Bundesebene sei. Er sieht seinen ländlichen Beritt gut aufgestellt.

Dorf schuf Satzung selber

Henke bedankte sich für die spürbare Freude, mit der sie aufgenommen worden seien, mit genauso viel Freude sei er selbst hierher gekommen. Und dann legte Baumann los. Das Dorf sei „ein erfahrungs- und evidenzbasiertes Lebensprojekt“. Da sei nicht zuerst eine Satzung gewesen, aus der heraus sich etwas entwickelt habe, nein, andersherum habe sich das Dorf die Satzung erst geschaffen.

Bürgerversammlung, Dorfvorstand, zwei Bürgermeister, Rasenmähergruppe, Senioren- und Jugendbeauftragte – viele Funktionen sind vergeben, viele Aufgaben geregelt. Nach einer Umfrage sind Ziele wie Erhalt dorfgemeinschaftlicher Infrastrukturen, Kinderprojekte und Mobilität formuliert. Selbst einen eigenen Fernsehsender gibt es, und das seit 30 Jahren. Schutz seltener Tierarten, Unterstützung traditioneller Landwirtschaft, Pflege von Streuobstwiesen, die Natur haben die 104 Lückerter stets im Auge.

Zum Problem gab es stets die Lösung

An einer eigenen Station stellte Pipke dar, wie das Dorf in der Kommunalpolitik agiert. Eine Dorfkoordinatorin, heute bei der Stadt angesiedelt, hatten sie schon früh gefordert. „Es ist noch nie ein Lückerter zu mir gekommen und hat gesagt: Mach mal.“ Zum Problem hätten sie stets die Lösung mitgeliefert. Julia Hagen, Halina und Anna Pogoda erzählten eindrücklich, wie sie in die Heimat zurückgekehrt sind.

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Mit der Eifelgemeinde Plittersdorf ist Lückert vernetzt. Katja Hartig war zur Begehung gekommen und berichtete vom Prozess der Partnerschaft, der unkompliziert und mit viel Gefühl gelaufen sei. Norbert Zimmermann unterstützte die Dorfband bei der Hymne mit dem Akkordeon. Rotwein, Hühner, Schafe, eingemachtes Obst und Gemüse, Kräuter – Selbstversorgung ist ein Thema, bei dem viele mitziehen. An der reich gedeckten Tafel mit Streuselkuchen aus dem Backes machte die Jury kurz Pause, bevor es weiterging zu den Stationen Bauen, Natur und Dorfarchiv, mit moderner Technik. Beim ersten selbst gebrauten Lückert-Bier im Dorfhaus gab es dann das verdiente Lob des Kommissionsvorsitzenden.

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