11 Tipps für den TierkaufHundetrainerin aus Hennef warnt vor Hinterhofzuchten

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Dem Welpen-Kindergarten sind Bella, Buddy, Lucky und Balou (von links) entwachsen.

Hennef – Victoria Warstat-Friese reckt den rechten Arm mit gestrecktem Zeigefinger in die Höhe, Buddy setzt sich. Dann senkt sich der Arm mit flacher Hand zum Boden, Buddy legt sich – und freut sich über einen Snack. Lucky, Bella und Balou verfolgen die Szene aufmerksam. Nacheinander kommen auch der Pudel, die selbstbewusste Beagle-Mix-Dame und der unbändige Rottweiler mit „Sitz“- und „Platz“-Üben an die Reihe.

Pandemiebedingt ist die Welpenschulklasse der Hundeschule neben Gut Zissendorf so klein, normalerweise sind es sieben Hunde. Zeitlich ist die Lerneinheit auch reduziert von 60 auf 45 Minuten. Und die Halter sind vom Präsenzunterricht ausgeschlossen. Assistentin Sibylle Merten filmt mit dem Smartphone. Die Aufnahmen sollen Herrchen und Frauchen bei den Hausaufgaben mit den Vierbeinern helfen.

Hundetrainerin ist alarmiert von dem Run auf Tiere durch die Corona-Krise

Lucky, Buddy, Bella und Balou haben das Glück, in einem Kurs untergekommen zu sein. „Wir haben eine Warteliste“, berichtet Warstat-Friese, die 2009 ihre Hundeschule nebst Welpen-Kindergarten aufgemacht hat. Es gebe viele Anfragen auch für Einzelstunden.

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Hundetrainerin Victoria Warstat-Friese übt mit Rottweiler Balou die Kommandos für Platz und Sitz.

Zugleich hat die Corona-Krise einen Run auf Hunde ausgelöst. Warstat-Friese ist alarmiert. Es gebe jetzt viele unerfahrene Hundehalter. „Die Leute machen sich beim Kauf nicht klar, wie sie die nächsten 15 Jahre dem Hund gerecht werden können.“ Zudem sei „ein Trend zur wahllosen Produktion“ erkennbar. „Mindestens 80 Prozent der Welpen, die wir zu Gesicht bekommen, kommen aus unprofessionellen »Zuchten«“, sagt die Biologin und Tierpsychologin. Die Folge von Hinterhofzuchten durch „Hundevermehrer“ – ohne Selektion und mit Aufzuchtmängeln – führe zu einer extremen Zunahme von kranken und verhaltensauffälligen Hunden.

Für Menschen, die sich einen Hund zulegen wollen, hat die 38-Jährige eine Reihe von Hinweisen sowie Fragen zusammengestellt, die man sich selbst oder dem Verkäufer stellen sollte.

Welches ist das Vatertier, welches das Muttertier?

Nach welchen Charakter-/Wesenseigenschaften wurden diese ausgewählt?

Welche charakterlichen Unterschiede gibt es bei den Welpen?

Welcher passt zu meinem Lebensstil am besten?

Sind die Welpen gechippt, entwurmt, geimpft? Nachweise zeigen lassen!

Ein Welpe muss bei der Abgabe mindestens acht Wochen alt sein.

Nie auf den ersten Blick kaufen! Sollte ein mehrfacher Besuch des Hundes aus Entfernungsgründen nicht möglich sein, vorher Videos, Bilder und Informationen anfordern.

Ein guter Züchter möchte auch immer viel über den Käufer wissen und berät bei der Auswahl.

Der Welpe sollte eine abwechslungsreiche Umwelt kennengelernt haben mit Kindern, Besuchern, Haushaltsgeräten, Garten, Parks, Fahrten im Auto, Tierarztpraxen.

Ganz schlecht ist, wenn sich Welpen in einem Kellerraum befinden oder in abgelegenen Scheunen, Fäkalien im gleichen Raum abgesetzt werden.

Völlig inakzeptabel sind Käufe aus dem Kofferraum.

Auch wenn einem die Hunde Leid täten, dürfe man falsches Züchten oder Vermehren und Unprofessionalität nicht unterstützen, appelliert Warstat-Friese.

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Als Alternative empfiehlt die Expertin, einen Hund aus dem Tierschutz zu übernehmen. Bei guten Tierschutzorganisationen sei eine deutlich größere Sicherheit dafür gegeben, dass man einen medizinisch durchgecheckten und versorgten Hund sowie seriöse Informationen über seine Vorgeschichte, mögliche Krankheiten und Verhalten wie Leinenführigkeit und Jagdtrieb bekomme.

„Der Tierschutz möchte immer sichergehen, dass die Tiere gut vermittelt sind und keine Rückläufer werden.“ Außerdem seien die Organisationen mit Aufklärungsarbeit und Geburtenkontrollaktionen in den Herkunftsländern aktiv. „Nur dies führt zu einer langfristigen Verbesserung für die Tiere vor Ort.“

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