Arzt für alle FälleKampagne soll Rufnummer des Bereitschaftsdienstes bekannter machen

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Schnelle Hilfe kommt vom ärztlichen Bereitschaftsdienst, für den Dr. Jacqueline Hiepler, die Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rhein-Sieg und Hausärztin in Hennef, warb.

Schnelle Hilfe kommt vom ärztlichen Bereitschaftsdienst, für den Dr. Jacqueline Hiepler, die Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rhein-Sieg und Hausärztin in Hennef, warb.

Hennef – Was tun, wenn man sich plötzlich krank fühlt und die Hausarztpraxis geschlossen ist? Zu wenige Patienten wissen, dass sie dann über die bundesweite Telefonnummer 116 117 kurzfristig den Hausbesuch eines diensthabenden Arztes anfordern können. „Laut einer Umfrage ist die Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes nur einem Drittel der Bundesbürger bekannt“, bedauert Dr. Jacqueline Hiepler, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rhein-Sieg und Hausärztin in Hennef.

Dies soll eine gemeinsame Kampagne der Kassenärztlichen Vereinigung und der Ärztekammer Nordrhein sowie des Vereins Kivi ändern, die auch vom Kreis sowie zahlreichen Ärzten und Apothekern unterstützt wird. Großformatige Banner mit der Rufnummer des Bereitschaftsdienstes werden in den kommenden Wochen an zentralen Stellen in den Städten und Gemeinden des rechtsrheinischen Kreisgebiets aufgehängt. Erstellt werden die Banner in der Druckerei der Stadt Hennef.

Anruf landet im Callcenter in Duisbburg

„Die Anrufe der Patienten landen in einem zentralen Callcenter in Duisburg, der dann den regional zuständigen Bereitschaftsarzt einschaltet“, erläutert Hiepler. Grundsätzlich müssen die 480 niedergelassenen Ärzte im Großraum Siegburg rund um die Uhr für ihre Patienten ansprechbar sein. Da dies praktisch unmöglich ist, gibt es den Bereitschaftsdienst. Eine Säule bietet die Notfallpraxis am Krankenhaus Siegburg, in der wochentags von 19 bis 23 Uhr sowie an den Wochenenden von 7 bis 23 Uhr ein Arzt für die Patienten verfügbar ist. Zwei weitere Ärzte sind vom frühen Abend bis zum nächsten Morgen mit Taxen im östlichen Kreisgebiet unterwegs, wo sie die Hilferufe der Patienten abarbeiten. Ein Taxi pendelt zwischen Hennef und Windeck, das andere deckt die Orte entlang der A 3 zwischen Troisdorf und Aegidienberg ab. Die Größe und die ländliche Struktur der Region sind dabei eine besondere Herausforderung: „Aber in der Regel sind die Ärzte 20 bis 50 Minuten nach dem Anruf bei den Patienten“, sagt Hiepler. Grundsätzlich ist jeder der 480 Ärzte in der Region zu diesem Bereitschaftsdienst verpflichtet, sodass er theoretisch einmal im Quartal eingesetzt würde. Tatsächlich lassen sich aber viele Mediziner von Kollegen vertreten: „Es gibt sogar Ärzte, die ausschließlich Bereitschaftsdienste machen und entsprechend erfahren sind. Sie ersetzen Kollegen, die sich den anstrengenden Nachtdienst vielleicht aus Altersgründen nicht mehr zumuten wollen.“

Ziel sei, dass jeder Patient die für ihn optimale Versorgung erhalte, sagt Hiepler: „Grundsätzlich sollte man immer dann den Bereitschaftsarzt rufen, wenn man mit seinen Beschwerden eigentlich zum Hausarzt gehen würde.“

Über Patientenkarte abgerechnet

Bei plötzlichen, starken Schmerzen, Atemnot oder Herz-Kreislauf-Problemen sollte hingegen umgehend der Rettungsdienst unter der 112 alarmiert werden. „In den Telefonzentralen des Rettungsdienstes und des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes sitzen erfahrene Sanitäter, die die Symptome der Anrufer einschätzen können und dann die richtigen Maßnahmen einleiten.“ Der Hausbesuch des Bereitschaftsarztes wird unkompliziert über die Patientenkarte abrechnet.

Das Angebot habe sich bewährt, sagt auch der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes im Rhein-Sieg-Kreis, Christian Diepenseifen: „Auch aufgrund des demografischen Wandels hat sich die Zahl der Einsätze für den Rettungsdienst ohnehin erhöht.“ Dazu kämen die Fälle, in denen der Notarzt angefordert werde, obwohl es medizinisch eigentlich nicht notwendig wäre. Diepenseifen: „Wenn mehr Patienten den Bereitschaftsdienst kennen und rufen würden, werden gewiss Kapazitäten im Rettungsdienst für wirkliche Notfälle frei.“ Zudem ersparen sich Patienten lange Wartezeiten in den häufig überlasteten Notaufnahmen der Krankenhäuser.

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