Corona-KriseHennefer Unternehmen ist Spezialist für erneuerbare Energien geworden

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Markus Bolle zeigt auf dem Dach des Firmengebäudes Photovoltaik-Module, die den Strom liefern, einige laufen zu Testzwecken.

Markus Bolle zeigt auf dem Dach des Firmengebäudes Photovoltaik-Module, die den Strom liefern, einige laufen zu Testzwecken.

Hennef – „Nicht jeder macht das so verrückt wie wir“, sagt Markus Bolle, der stolz ist auf die Prinzipien seines Unternehmens. Aus dem einstigen Installationsbetrieb ist ein Spezialist für erneuerbare Energien geworden, besonders für Photovoltaik-Anlagen – „Solaris and more“. Berater, Gutachter, Dachdecker, Elektriker – alles kommt aus einer Hand.

„Wir sind Komplettanbieter und liefern schlüsselfertig; wir geben nichts an Subunternehmer ab“, erklärt Bolle. „Was uns wichtig ist: Privat installieren wir eine Anlage an einem Tag.“ Denn der Handwerker sei während der Bauarbeiten Fremdkörper in einem Haushalt.

Die E-Fahrzeuge des Betriebs werden an der eigenen Ladestation mit der nötigen Energie versorgt.

Die E-Fahrzeuge des Betriebs werden an der eigenen Ladestation mit der nötigen Energie versorgt.

Viel Wert legt der 42-Jährige deshalb auf die Arbeitsvor- und nachbereitung. Jeder Monteur bekommt eine komplette Mappe mit allen relevanten Informationen für jedes Projekt. Allein 15 Leute sitzen im Büro und machen nichts anderes, als für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Anfang 2020 waren es noch insgesamt 15 Mitarbeiter, bis Dezember hat der Chef auf 30 aufgestockt. Und bis April 2021 sollen es 40 werden. Auch der Umsatz hat sich verdoppelt, von 2,2 Millionen Euro in 2019 auf etwa 4,4 Millionen Euro in 2020.

Angefangen hat Bolle als Energieelektroniker bei der Deutschen Bahn. Nach vier Jahren als Zeitsoldat bei der Bundeswehr landete er bei Steimel in Hennef. Sechseinhalb Jahre war er im Außendienst. „Da habe ich richtig arbeiten gelernt“, erinnert er sich. Er installierte Anlagen und nahm sie in Betrieb. 2008 machte er den Techniker: „Da ist der Virus Photovoltaik auf mich übergesprungen.“

Wechselrichter und Speicherbatterien sind in den Lager- und Versandräumen installiert und permanent im Einsatz.

Wechselrichter und Speicherbatterien sind in den Lager- und Versandräumen installiert und permanent im Einsatz.

2011 gründete er Solaris, in der Elternzeit für seinen ältesten Sohn. Zunächst mit einem Partner, führt er den Betrieb seit 2018 allein. Am Anfang war ein Leiharbeiter auf dem Dach, später zwei. 2014 stellte er den ersten Mitarbeiter fest ein. Waren es 2019 noch zu 100 Prozent Aufträge von Privatleuten, so reduzierte sich dies 2020 auf 80 Prozent, 20 Prozent waren Firmen.

„Wir sind Profi für Einfamilienhäuser. Einige Firmenchefs haben selbst gebaut und wollen das jetzt für ihre Firmen haben“, erklärt der vor Ideen sprudelnde Bartträger. „Wir wollen nicht die Günstigsten sein, sondern Qualität und Service sind uns wichtiger.“ Reinigung und Wartung ist so ein Thema. So hat er eine Reinigungsmaschine gekauft, die die Module mit speziellen Bürsten und geringem Wasserdruck reinigt. „Das schlägt ein wie eine Bombe“, so Bolle.

Photovoltaik bleibt Kerngeschäft

Erneuerbare Energien und insbesondere Photovoltaik-Anlagen sind und bleiben das Kerngeschäft von „Solaris and more“. Mindestens zwei Anlagen gehen jeden Tag raus. Das Thema Speicher wird immer wichtiger, auch Ladestationen für Elektroautos.

Überraschend ist Bolles Aussage zu den staatlichen Zuschüssen: „Wegen mir könnte die Einspeisevergütung wegfallen, wir können auch ohne Förderung gut leben.“ Er arbeitet viel mit Produkten deutscher Firmen, etwa bei den Wechselrichtern.

Bei den Modulen sind die asiatischen Anbieter nicht wegzudenken vom Markt. Im Portfolio hat er für alle Baugruppen mehrere Hersteller. (rvg)

Seine Besonderheit ist die Akquise. Kommt der Handwerker üblicherweise zum Kunden, so lädt Bolle sie zu sich an die Reisertstraße in Stoßdorf zu kostenlosen Beratungsabenden ein.

„50 Prozent der Besucher werden zu Kunden“, sagt er. Vor-Ort-Termine dauern fünf bis höchstens 15 Minuten, statt der sonst üblichen bis zu zwei Stunden. Die Grundlagen seien geklärt, es geht nur noch um konkrete technische Fragen wie etwa Sparrenlage oder die Art des Zählerschranks. „Daraus entwickle ich ein Festpreisangebot“, sagt der Chef, der vier Tage in der Woche selbst mit raus aufs Dach geht, auch bei schlechtem Wetter. Er will Qualität sichern und Arbeitsabläufe optimieren.

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Inzwischen hat er eine Abteilungsleiterebene in die Hierarchie eingezogen, die mit koordiniert. „Fachkräfte zu finden ist überhaupt nicht problematisch“, glaubt er. Mit selbst gedrehten Videos überzeugt er potenzielle neue Mitarbeiter.

Die sozialen Medien seien der neue Weg für die Personalsuche. „Solaris and more“ lockt mit iPhone, eigenem Firmenwagen, Pensionskasse, Gipsgeld, Zahnzusatzversorgung und neuen Arbeitszeitmodellen. Bolle hat noch viele Ideen: Gerüstbau für die eigenen Baustellen, Service-Flatrate, Blockheizkraftwerk-Kopplung. Es geht weiter.

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