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HennefRuhrpottketchup in Dosen – das sind die pfiffigen Ideen der Kunststudenten

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Hennef – Es war ein ganz kleines Semester, das jetzt seine Diplomarbeiten ablegte. Gerade mal sechs Absolventen bauten in der Aula der Rhein-Sieg-Akademie für Kunst und Design an der Wehrstraße 12 ihre Präsentationsstände auf.

Diese waren dafür aber ausnehmend kreativ und pfiffig. Ulrike Schlie, Pressesprecherin der Akademie, erklärte, dass nur wenige Studierende vor fünf Jahren begonnen hätten. Und von denen würden einige verlängern und erst im Sommer ihre Themen vorstellen und von den Prüfungskommissionen bewerten lassen.

Eine Dunkelkammer hatte Alexander Wolf eingerichtet, um die extravagante Mode seiner Freundin Sere Rivérs zu vermarkten. Sie arbeitet auf dem Grat zwischen Design und Kunst, nennt ihre „unkonventionellen Klamotten“, so Wolf, „Anti-Design“.

Sie sind provokativ, mit überlangen Ärmeln und Mänteln, die wie Säcke wirken und von der Schulter rutschen. So ist sein Stand eher eine begehbare Kunstinstallation. Das Konzept wird er zusammen mit seiner Partnerin real umsetzen. Und er wird vom 10. Dezember bis zum 6. Januar 2018 in der Update Gallery in Bonn ausstellen.

Valérie Ernenweins gesunde, rein pflanzliche Sportlernahrung wird dagegen wohl fiktiv bleiben – wie die meisten Diplomarbeiten. „Weiss“ nennt sie ihre veganen Proteinprodukte – Eiweiß ohne Ei. Ihre Rezeptur können auch jene lesen, die keinen Abschluss in Chemie haben. Ihre Kampagne setzt auf Influenzer in den sozialen Medien, Kraftsportler, die bekannt sind in der Szene und für ihre Sachen werben. Die 21-Jährige wird Web-Entwicklerin, sie hat schon einen Job.

Nahrhaft ging es auch bei Mia Hülshoff zu. Die 32-Jährige aus Bochum hat den Ruhrpottketchup erfunden. Den gibt es pur als Tomate, mit Bier oder Aktivkohle. Für die Werbung hat sie Archetypen gefunden, die junge Frau, die Oma, den Tattoo-Typen. Hülshoff mag gar keinen Ketchup, liebt aber das Ruhrgebiet. Aus diesem Spannungsbogen entstand eine tolle Präsentation. Ihre Ketchups schmecken, sie hat sie selbst entwickelt und gekocht.

Annika Jessen hat mit „Purqa“ ein Europamagazin für die Generation Y entwickelt, um die Union der Länder sexy oder zumindest interessant zu machen für Jüngere. Sie setzt auf Interaktion, hochwertige Magazinbeiträge und Festivals in den großen europäischen Metropolen.

Ganz schön dreieckig sind die japanischen Reissnacks, Onigiri, von Thomas Geitner. „Nomis“ hat er seine Leckereien genannt. Konsequent setzt er die Form für die Vermarktung ein. Christopher Strauß konzipierte einen wuseligen, leicht trashigen Stand. „Taped“ heißt seine Produktlinie, es sind Portemonnaies aus Panzertape.

Das bestimmt das Aussehen seiner Koje, die Geldbörsen sind absolut alltagstauglich. Die sechs Diplomanden erhalten am Samstag ihre Zertifikate von Akademiegründer Heinz Lingen und Otto Brandenburg von der IHK. Ab 13 Uhr ist die Diplomausstellung geöffnet.

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