Hunde trösten in der CoronazeitExperten warnen vor Tierkäufen in der Krise

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Udo Kopernik, Sprecher des Verbandes für das Deutsche Hundewesen, wohnt in Büllesfeld. Katie Jordan, genannt Käthe (12), und Omanda (3) heißen seine Hunde der Rasse Berger des Pyrénées.

Udo Kopernik, Sprecher des Verbandes für das Deutsche Hundewesen, wohnt in Büllesfeld. Katie Jordan, genannt Käthe (12), und Omanda (3) heißen seine Hunde der Rasse Berger des Pyrénées.

Hennef – Hunde haben Konjunktur. Das kann Udo Kopernik nicht nur aus eigener Beobachtung bestätigen. „Wir waren hier früher für uns“, erzählt der 66-Jährige, der seit 1982 im Weiler Büllesfeld wohnt. Jetzt sieht er viele Menschen vorbeigehen, vor allem an den Wochenenden, und die meisten von ihnen mit Vierbeinern.

Kopernik, gebürtiger Brühler, ist seit 1994 Pressesprecher des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH). Dieser Dachorganisation sind 180 Vereine angeschlossen, deren Mitglieder Hunde züchten. „Es ist immer noch so, dass die Leute den Züchtern die Hütte einrennen“, berichtet Kopernik von einem Boom, der mit der Corona-Pandemie aufkam. Menschen, die schon immer irgendwann einmal einen Hund wollten, sähen nun, da sie ohnehin viel zuhause seien, den Zeitpunkt dafür gekommen.

Welpen sehr begehrt

Hinzu komme der Kontaktverlust im Lockdown und der Umstand, dass viele Begegnungen nur noch online stattfänden. „Wir suchen die analoge Zuwendung.“ Damit erklärt der Fachmann, dass in vielen Familien der Druck wachse, sich einen Hund zuzulegen.

Das Angebot kann die Nachfrage längst nicht mehr decken. „70 000 bis 80 000 Welpen haben unsere Züchter im Jahr“, sagt Kopernik. Die Welpen seien meist bereits vergeben, ehe die Wehen einsetzten. Um bis zu 20 Prozent habe der Verkauf von Hunden im vergangenen Jahr angezogen. Viele Züchter hätten inzwischen gebeten, von der VDH-Kontaktseite genommen zu werden.

Zahlen steigen

„Sie wollen keine Anrufe mehr, sie können nicht mehr“, sagt Udo Kopernik, der selbst Vorsitzender des Clubs Berger des Pyrénées ist und als Satztechniker für Zeitschriften unter anderem die „Pyrenäen-Post“ herausgibt. Oben auf der Liste der gefragtesten Hunde stehen aktuell indes Labrador-Retriever, Deutscher Schäferhund und Französische Bulldogge.

Zahlen aus dem Rathaus belegen die Beobachtung: Mitte Juni 2018 waren in Hennef 3477 Hunde gemeldet, im Juni 2019 waren es 3526 (plus 1,4 Prozent) und wieder ein Jahr später schon 3592 (plus 1,9 Prozent). In den vergangenen Monaten schlug der anzunehmende Corona-Effekt voll durch: Seit Juni 2020 stieg die Zahl der gemeldeten Hunde noch einmal um 2,8 Prozent auf jetzt 3694 Tiere (Stichtag 10. Februar).

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Die Entwicklung sieht der VDH-Sprecher durchaus kritisch. Der illegale Handel mit Welpen gedeihe. Nicht zuletzt stelle sich die Frage, wer sich ums neue Familienmitglied kümmere, wenn die Eltern wieder arbeiteten und die Kinder wieder zur Schule gingen. „Ein Hund ist nicht dafür gemacht, dass er allein bleibt“, gibt Kopernik zu bedenken.

Er warnt vor „umdekorierten“ Wohnungen und Beschwerden von Nachbarn. Gedanken müsse man sich auch übers Reisen machen, bei Flügen werde es kompliziert. Probleme für unerfahrene Halter sieht er, weil derzeit die meisten Hundeschulen dicht seien.

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