KlimaschutzClara von Glasow und Mitstreiter wollen Klimakonferenz online verfolgen

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Den Atlantik hat die Regina Maris überquert. Nach stürmischen Phasen präsentiert sich die Crew gut gelaunt.

Den Atlantik hat die Regina Maris überquert. Nach stürmischen Phasen präsentiert sich die Crew gut gelaunt.

  • Clara von Glasow und ihre Mitstreiter auf der Regina Maris sind auf dem Weg nach Chile.
  • Dort wollten sie eigentlich an der Klimakonferenz teilnehmen, die nun in Madrid stattfindet. Um trotzdem dabei zu sein, soll die Konferenz gestreamt werden.
  • Clara erzählt, wie es dem Team auf der Reise ergeht.

Belem/Hennef – Hinter uns liegt eine teils heiße, teils regnerisch-stürmische Atlantiküberquerung, die Hochphase unseres Think Tanks, schockierende Nachrichten über den neuen Austragungsort der COP und viele Diskussionen darüber, was das für unser Projekt bedeutet.

Nachdem wir in der Nordsee und auf dem Weg nach Teneriffa immer wieder den Wind gegen uns hatten, war es ein Segen, einfach mal die Segel oben lassen und das warme Wetter genießen zu können. Ein paar Tage nach dem Ablegen aus dem Hafen von Praia (Capverde) vermissten wir es aber, an den Seilen zu ziehen, und hatten fast zu viel Energie, die wir in Form von Klimmzügen und Liegestützchallenges rauslassen mussten. Dann begannen aber auch die regnerischen Tage.

Fliegende Fische waren ständige Begleiter

Jedes Mal, wenn der Regen aufzog, mussten wir die Breitfock einholen, den Regen abwarten und dann die Segel wieder setzen – endlich wieder genug körperlicher Ausgleich. Der warme Regen trieb außerdem Menschen an Deck, die tanzten und sich im Regen die Haare wuschen. Gleichzeitig war die See recht stürmisch, so dass immer wieder Wellen aufs Deck schlugen – das Meerwasser war noch wärmer als der Regen.

Kurz danach kamen wir in die Doldrums (Windstille um den Äquator) und mussten den Motor einschalten. Zum Glück dauerte das aber nur einen Tag, so dass wir den letzten Teil der Überquerung bis Brasilien wieder komplett segeln konnten. Unsere ständigen Begleiter sind fliegende Fische, die oft genug auf dem Deck landen und dann gerettet werden müssen.

Äquatorüberquerung war für alle neu

Eines Nachts kam dann der große Moment. Um 3.15 Uhr weckte uns die Nachtschicht. Alle stolperten an Deck und stimmten sich mit einer Tanz- und Kuschelaktion auf die Äquatorüberquerung ein. Wie an Silvester wurden die Gradzahlen heruntergezählt, und alle lagen sich in den Armen. Ein paar Snacks wurden Neptun zum Opfer gebracht. Abgesehen von Martin, unserem Kapitän, hatte noch keines der Crewmitglieder den Äquator überquert.

Clara von Glasow (links) will mit ihren Teamkolleginnen Strategien für ein nachhaltiges Reisen entwickeln.

Clara von Glasow (links) will mit ihren Teamkolleginnen Strategien für ein nachhaltiges Reisen entwickeln.

Zwei Tage nach unserem Aufbruch in Praia erreichte uns über die Satellitenverbindung die offizielle Bestätigung, dass die UN-Klimakonferenz (COP) Anfang Dezember in Madrid geplant ist. Dies bedeutete, dass wir es segelnd nicht mehr schaffen würden. Außerdem war und ist es für einige Menschen an Bord wichtig, nach Südamerika zu kommen. Einige wurden direkt nach unserer Abfahrt von einem Bus eingesammelt, der sie in den Amazonaswald direkt zu ihrem Projekt bringen wird.

Teilnahme an Konferenz auch online möglich

In den folgenden Tagen wurde die Stimmung an Bord bedrückter. Langsam verstanden alle, was es für unser Projekt bedeutete, dass wir den Ort, an dem wir die Ergebnisse unseres Think Tanks präsentieren wollten, nicht erreichen würden. Der aktuelle Plan sieht so aus: Wir werden am 20. November wieder von Belem abfahren, die Insel Martinique ansteuern und dort zwei Wochen bleiben. In dieser Zeit, wenn die Klimakonferenz in Madrid beginnt, werden wir die Ergebnisse unseres Think Tanks fertigstellen und visualisieren. Dann werden wir zumindest virtuell, mit Live-Streams und Videos, an der COP teilnehmen. Wir werden alles, was auf der COP passiert, online verfolgen und kommentieren. Damit wollen wir zeigen, dass es möglich sein kann, online an Konferenzen teilzunehmen, ohne fliegen zu müssen.

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Anschließend werden wir weitersegeln, um am 20. Dezember in Cartagena ankommen; dort endet das Projekt. Ich möchte außerdem ein Nachfolgeprojekt organisieren. Im Mai findet in Bonn eine weitere Klimakonferenz statt, die als Vorbereitung für die COP26 in Glasgow im Dezember 2020 dient. Da die Regina Maris im Frühjahr zurück segelt, könnte sie einige aus der jetzigen Gruppe sowie Südamerikanerinnen und Südamerikaner nach Europa bringen.

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