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PodcastHennefer Mutter und Tochter plaudern über Camille Claudel und Sex im Barock

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Daheim im Büro nehmen „Erbse und Schote“ – Mira Steffan  und ihre Tochter Jill Mylonas –  den Podcast auf.

Hennef – Gedichte, Heftromane, jede Menge Zeitungsartikel, das Buch „Erst mal 49 werden!“ und städtische Nachrichten – von Mira Steffan konnte man schon vieles lesen. Seit einem halben Jahr lässt die Hennefer Stadtsprecherin und frühere Journalistin zusammen mit ihrer Tochter auch von sich hören. Mira Steffan und Jill Mylonas haben einen Podcast. Als „Erbse und Schote“ sind sie bei mehreren Internetdiensten „auf Sendung“. Jeden Dienstag gibt es eine neue Folge.

Am besten im Schrank

„Zwei Generationen quatschen über Kunst, Literatur, dies, das, Ananas.“ So kündigte sich das Mutter-Tochter-Gespann im Mai an. Vorher wurde, vor allem was das Technische angeht, einiges ausprobiert. Erste Aufnahmen entstanden in Steffans großem Wohn-Ess-Zimmer. „Da schallte es viel zu sehr“, erzählt sie. Dem Tipp: „Am besten setzt ihr euch in einen Schrank“ folgten Erbse und Schote freilich nicht. Im Arbeitszimmer stehen jetzt zwei Mikrofone, vor denen sich die 60- und die 28-Jährige im Dialog die Bälle zuwerfen.

Zum Einstieg in jede Folge rezitiert Mira Steffan eines ihrer Gedichte. Im Plauderton und zum Beispiel über die Frage, ob auch Männer Cellulite bekommen können, steuern die beiden alsdann das Feld an, auf dem sich die Mutter als belesene Kunstliebhaberin und die Tochter als studierte Kunsthistorikerin, die zurzeit in Bonn an ihrer Promotion arbeitet, gut auskennen. In einer der bisher 22 Erbse-und-Schote-Folgen ging es zum Beispiel um das Leben der französischen Bildhauerin Camille Claudel, in einer anderen unter dem Titel „Sex im Barock“ um das Rubens-Gemälde „Das Pelzchen“.

Alles zum Thema Markus Lanz

Albrecht Dürers Geheimnis

Ihren Hörerinnen und Hörern, den „lieben Hülsis“, berichten Steffan und Mylonas neben Grunddaten allerlei Interessantes über Werk und Leben der Kunstschaffenden. Das gelingt auf unterhaltsame und oft humorvolle Weise. Nicht selten müssen die beiden Podcasterinnen selbst lachen. So etwa bei der Enthüllung, dass sich Albrecht Dürer in seinem Selbstbildnis im Pelzrock schöner gemacht hat, als er tatsächlich war.

Der Podcast biete „Kunst zum Mitnehmen“, so Steffan. Ein Hörer bestätigte das. Er höre sich die 20 bis maximal 30 Minuten langen Folgen beim Putzen, Spülen oder Aufräumen an, schrieb er auf Instagram. Eine Hörerin wünschte sich einen Beitrag über Vermeers „Mädchen mit dem Perlenohrring“. Selbstredend lieferten Erbse und Schote, die bisweilen auch abseits der Kunst ins Philosophieren kommen und erfrischend kuriose Alltagsgeschichten dazu mischen.

Kunst und Kapriolen des Lebens

Für „Kapriolen des Lebens“ sei immer Platz, sagt Steffan. Die würden dann auch spontan eingestreut, während es für das jeweilige Folgen-Thema ein Skript mit Stichworten gebe. Herausgeschnitten werde aus den Aufnahmen übrigens nichts. „Auch die Versprecher bleiben drin.“

Macherinnen haben ausgeprägte Podcast-Vorlieben

Als „Podcast-Junkie“ bezeichnet sich Mira Steffan (60). „Lanz & Precht“ mit dem Fernsehmoderatoren Markus Lanz und dem Philosophen Richard David Precht sowie „Apocalypse & Filterkaffee“ mit Micky Beisenherz zählen zu ihren Lieblingspodcasts. Bei Jill Mylonas (28) stehen hoch im Kurs: „Gemischtes Hack“ mit den Comedians Felix Lobrecht und Tommi Schmitt sowie der Youtube-Kanal „Coldmirror“, in dem sich Medienkünstlerin und Moderatorin Kathrin Fricke satirisch die Harry-Potter-Filme vorknöpft.

Geld verdienen Mira Steffan und Jill Mylonas mit dem Podcast nicht. Das, so sagen sie, sei auch nicht die Motivation für die dahinter stehende Arbeit. Aus den Registrierdaten, die bei einigen Internetplattformen erhoben werden, wissen die beiden jedenfalls, dass 84 Prozent ihrer Hörerschaft in Deutschland wohnt und zu 74 Prozent weiblich ist.

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Selbst erstaunt sind Mutter und Tochter über eine treue Schar von „Hülsis“ (13 Prozent) in sieben Bundesstaaten der USA. Und auch in Norwegen, in Zürich und in Buenos Aires gibt es Anhänger von Erbse und Schote aus Hennef.

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