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Skulpturen auf Burg BlankenbergHolz und Stahl verzaubern das alte Gemäuer

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Einen gediegenen Rahmen für den Bastionsturm lieferte die Stahlplastik von Heinz A. Rosentreter.

Hennef – Die Kulisse aus glasklarer Sicht, trutzigen Mauern, strahlend blauem Baldachin und einer feinen Brise war bei der Vernissage zur Kunst auf der Burg Blankenberg für sich allein schon ein Kunstwerk. So war Mario Dahms Beschreibung „sommerliche Freiluft-Galerie“, in der er als Bürgermeister die Gäste willkommen hieß, zutreffend.

Die Ausstellung, die – so die Pandemie es zulässt – bis zum 12. September geöffnet bleiben soll, bezeichnete Dahm als „Win-win-Situation“ für Burg, Gäste, Künstlerinnen und Künstler. Die Burg sei besonders geeignet für ein solches Unterfangen. Wenngleich sie die Beteiligten herausforderte, etwa als es darum ging, die schweren Exponate mit Hilfe des Bauhofs über den steilen Weg nach oben zu schaffen.

Roland Glatz-Wieczorek wird ein Lied davon singen können, gehörten doch seine Holzskulpturen zu den kolossalen Blickfängen zwischen Bergfried und Zwinger, die kräftiges Anpacken verlangten. Wie bei seinem „Lichtfresser“, eine hünenhafte Gestalt, die dem Mittelalter entsprungen zu sein scheint und stattliche 700 bis 800 Kilo auf die Waage bringt. Für das Eschenholz-Monstrum wurde ein Radlader benötigt.

Spielzeugkreisel und Bergfried stehen in eindringlichem Miteinander

Etwas leichter hatte es da Andreas Schmotz für seine kleinen Holzplastiken. Die hatte der Schreiner und Bildhauer auf der Wiese des einstigen Palas so platziert, dass es schien, als genössen sie ihr Dasein. Ihre kugelige Form erinnerte an Schweinchen, der Name für das Duo ließ es vollends putzig wirken: Plaisirtiere. Schmotz versteht sich zudem auf Metall und ist dabei gar nicht wählerisch. „Ich nehme alles“, sagte er und grinste hinter seiner Installation aus ausgedienten Fahrrad-Laufrädern hervor.

Zum eindringlichen Miteinander fanden das Ensemble des Königswinterers Markus Sandner aus scheinbar riesigen, steinernen Spielzeugkreiseln und der mächtige Bergfried. Doppelte Bedeutung hatte der Titel Kreislauf für seine Formation wegen der fortwährenden Bewegung einerseits und den verschiedenen Daseinsformen der Granitsteine andererseits.

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Vorher standen diese als Grabsteine auf Friedhöfen. Mutter Natur führte der gebürtige Sachse als Co-Bildhauerin an für seine Skulptur „Richtung“, welche die Mehrzahl der Betrachter schlicht als Kreuz bezeichnet hätte. Für das Werk fügte er unbehauene Stelen aus Siebengebirgsbasalt mit behauenem aus der Eifel zusammen.

Unweit davon hatte Marianne Rötzel ihre pechschwarzen Skulpturen positioniert. „Eine Fremdheit“ soll von ihnen ausgehen. „Sie sind unten Mensch und oben Vogel, eine Vermenschlichung wird so vermieden“, sagte die 79-Jährige, die in Kyoto studierte und an der Kunstakademie Düsseldorf lehrte.

Im Kräutergarten waren die Stahlskulpturen von Heinz A. Rosentreter und Karin Kunczik-Rüdiger, Vorsitzende der Initiative Kunst Hennef, zu finden. Das Zusammenspiel von bunten Pflanzen, Gemäuer und von Rost umhüllten Eisen wirkte nachhaltig auf die Betrachter. So dürften viele Gäste Roland Glatz-Wieczoreks Einschätzung geteilt haben: „Eine bessere Plattform gibt es nicht. Kunst gehört nach draußen.“

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