Zwischen Lust, Zwang und ObsessionNeue Ausstellung in Hennefer Galerie Neuerburg

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Susanne Neuerburg vor zwei großformatigen Fotografien der Japanerin Mika Ninagawa.

  • Eine neue Ausstellungsreihe in Hennef setzt sich mit dem Bild von Weiblichkeit in der Kunst auseinander.
  • „Cherchez la femme II – Alle Kleider einer Frau“ lautet der Untertitel der neuen Schau in der Galerie Neuerburg.
  • Dabei geht es um Mode, Glamour und Kostümierung. Zwischen Lust, Zwang und Obsession.

Hennef – Pullunder und Plateauschuhe, Schlaghosen und Bikinis im Op-Art-Muster: „Alle Kleider einer Frau“ hat Hans Peter Feldmann die Fotoserie genannt – 72 Polaroids in Schwarz-Weiß aus dem Alltagsleben. Der Konzeptkünstler schaute dafür in den Kleiderschrank seiner Freundin. Entstanden ist eine Sequenz, die Nüchternheit mit Witz verbindet und auch 45 Jahre nach ihrer Entstehung nichts von ihrer Ausstrahlung verloren hat.

„Cherchez la femme II – Alle Kleider einer Frau“ lautet der Untertitel der neuen Schau in der Galerie Neuerburg. In einer Ausstellungsreihe setzt sich die Galeristin mit dem Bild von Weiblichkeit in der Kunst auseinander. Und weil Susanne Neuerburg auch Sammlerin ist, wählt sie Werke aus ihrem Fundus gern als Keimzelle für eine Präsentation – wie etwa Feldmanns Fotoarbeit.

Eine opulente Ausstellung

Um Mode und Glamour dreht sich alles in dieser Schau, um Kostümierung zwischen Lust, Zwang und Obsession. Entsprechend opulent geht es zu. Wie eine riesige zweistöckige Torte ragt schwarzglänzend der „Dressing Table“ von Brigitte Dunkel auf. Accessoires und Kleidungsstücke sind als Fetische arrangiert, und in dieser morbiden Installation aus Lack, Leder, Federn, Stoffen und Perlen taucht das Porträt von Elizabeth Short auf, die sich ein Leben als Schauspielerin erträumte, 1947 ermordet wurde und als „Black Dahlia“ posthum zur Ikone avancierte.

Eine überbordende Lust an der Inszenierung offenbaren auch die Fotografien Mika Ninagawas, die Geisha und Märchenfigur in greller Pop-Ästhetik imaginiert. Als glatte Modefotografie wiederum erscheint Miyako Ischiuchis Bild „Mother“ nur auf den ersten Blick. Die Gebrauchsspuren am Lippenstift im monumentalen Format sind ein Stück Erinnerung an die eigene Mutter, die sich damit schminkte. An Momenten von Intimität lässt auch die Fotoserie von Maresa Jung teilhaben. Bild für Bild ist zu verfolgen, wie sich ein junger Mann für die Bühne in eine weibliche Schönheit verwandelt.

Das Eigenleben der Accessoires

Ein bizarres Eigenleben entwickeln dagegen Modeaccessoires in den Keramiken von Nschotschi Haslinger: Zur Tonskulptur erstarrt, fletscht die geöffnete Chanel-Tasche Zähne, aus dem Maul schlagen Flammen. Sachlich reflektiert Heather Sheehan in einem Video „Pink“, das angeblich ins Reich der kleinen Mädchen gehört.

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Doch diese Farbenlehre ist so wenig naturgegeben wie andere Rollenklischees. Mit denen hat sich Ulrike Rosenbach schon vor Jahrzehnten intensiv auseinandergesetzt, und auch deshalb widmet Susanne Neuerburg dieser Pionierin der Medienkunst einen eigenen, schönen Raum. In Fotografien ironisiert Rosenbach den Lebensentwurf, „unter die Haube zu kommen“. Sie selbst aber nimmt dabei viel Raum ein, dank der eigens entworfenen monströsen Hauben.

Vernissage am Sonntag, 27. September, 12 Uhr. Frankfurter Straße 91. Geöffnet bis 22. November: Mittwoch, Donnerstag und Freitag 15 bis 18.30 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 0173/9135565.

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