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Inliner und MarmeladeSo verbringen die Kandidaten im Rhein-Sieg-Kreis den Wahlsonntag

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Nicole Westig auf ihrer Inliner-Strecke entlang des Rheins. 

Rhein-Sieg-Kreis – Über Wochen und Monate haben sie an den Werbeständen ihrer Parteien gestanden, Reden gehalten, Gespräche geführt und die Menschen zu Hause besucht. Am Samstagabend fiel auch an Rhein und Sieg der Vorhang für den Wahlkampf. Am Sonntag war bis zur ersten Hochrechnung um 18 Uhr für die Kandidaten in den beiden Wahlkreisen nicht viel zu tun. Nervös mit den Fingern auf die heimische Tischplatte klopfend und oder gar mit flauem Magen unruhig durch die Wohnung laufend hat dennoch keiner der von uns Befragten den Sonntag verbracht.

Sebastian Hartmann, SPD

„Mit der Familie frühstücken“ sei nach einigen Wochen endlich mal wieder möglich gewesen, berichtete Sebastian Hartmann. Frau und Tochter in Wahlkampfzeiten morgens um 4 oder 5 Uhr oder auch schon mal früher an den Tisch zu bitten, halte er für „unzumutbar“. Am Wahltag nahm er sich die Zeit. Anschließend stand der Gang zur Wahlurne auf dem Programm. „Ich gehe tatsächlich wählen, das ist Tradition“, unterstreicht der Sozialdemokrat. Schließlich gelte es auch, den Wahlhelfern Anerkennung für ihren Einsatz zu zollen.

Auch am weiteren Tag sei Zeit für die Familie geblieben. Den einen oder anderen Blick auf den Bildschirm habe er sich dennoch nicht verkneifen können. „In der digitalen Welt gibt es den Tag, an dem man nichts mehr bewegen kann, nicht mehr.“

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Auch am Wahltag habe er noch die eine oder andere Frage von interessierten Wählern beantworten können. Am späten Nachmittag machte sich Hartmann ins Siegburger Wahlbüro auf, um bei den letzten Vorbereitungen selbst mit Hand anzulegen.

Elisabeth Winkelmeier-Becker, CDU

Seit sie sich um den Sitz im Bundestag bewirbt, gibt es für Elisabeth Winkelmeier-Becker am frühen Nachmittag des Wahltages nur einen festen Termin. „Da gehe ich mit zwei Freundinnen in den Wald. Wir trinken ein Glas Sekt, schauen zurück auf die vergangenen Wochen und nach vorn auf das was kommt“, berichtete die Christdemokratin. So auch an diesem Sonntag.

„Man weiß ja noch nicht, was es danach zu feiern gibt,“ betonte sie. Wichtig gewesen sei ihr nach dem anstrengenden Wahlkampf, an diesem Sonntag auszuschlafen. „Alles andere war wie sonst auch“, meinte Winkelmeier-Becker. Frühstück mit dem Ehemann, danach der Gang ins Wahllokal: „Mir ist der Kontakt zu den Wahlhelfern wichtig.“

Lisa Anschütz, Grüne

Ein für sie privater Termin war Lisa Anschütz wichtig: die Marie-Kahle-Preisverleihung am Sonntag in der Bonner Kreuzkirche. „Und natürlich Wählen gehen.“ Auch wenn der Ausgang für sie bis zuletzt spannend sei, habe sie gut schlafen können, berichtete die Grüne. Den Wahltag nutzte sie zum Rückblick auf die vergangenen Wochen. Die vielen Begegnungen hätten sie beeindruckt, zahlreiche Gespräche aber auch der Hass in sozialen Medien und beschmierte und zerstörte Plakate.

Am Nachmittag stand dann die Traubenlese am eigenen Haus in Kohlberg an. Das ebenfalls ins Auge gefasste Marmelade Kochen wurde am Ende doch noch aufgeschoben Die ersten Hochrechnungen und Ergebnisse sah Anschütz sich bei der Party der Windecker Grünen im Garten einer Parteifreundin an.

Nicole Westig, FDP

Sportlich ging Nicole Westig die Spannung vor dem Wahlergebnis am Sonntag an. Sie schnallte sich ihre Inlineskater an und machte sich auf den Weg vom heimischen Bad Honnef nach Königswinter, setzte mit der Fähre über und rollte auf der anderen Rheinseite zurück. „Wenn ich mehr Zeit habe, fahre ich auch schon mal bis Remagen“, erzählte die Liberale.

Vormittags ging auch sie im heimischen Wahllokal zur Stimmabgabe. „Jetzt macht sich langsam Aufregung breit“, meinte sie später, „Schließlich ist das nicht irgendeine Wahl“. Am späten Nachmittag traf sie sich mit ihren Parteifreunden.

Ralph Lorenz, FDP

Unterwegs im Rhein-Sieg-Kreis verlebte Ralph Lorenz den Wahltag. „Mit meiner Mutter Kaffee trinken, spontan alte Freunde besuchen, das habe ich auch bei der letzten Wahl gemacht.“ Schließlich habe er im Laufe seiner Schul-, Ausbildungs- und Berufszeit in vielen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises Kontakte geknüpft. Unterwegs mit dem Roller habe er vor vier Jahren sogar noch eine Schulfreundin getroffen und zum Wählengehen überzeugen können.

Am Abend zog es auch den FDP-Mann in die Kreisstadt, wo er mit Parteifreunden gespannt auf die Hochrechnungen wartete.

Alexander Neu, Die Linke

Die Familie stand für Alexander Neu im Mittelpunkt des Wahltages. Ein gemeinsames Frühstück gab es in den vergangenen vier Wochen nicht. Jetzt wurde es ausgiebig nachgeholt. „Danach haben wir als Familie einen Ausflug gemacht“ , berichtete der Bewerber der Linkspartei. Unter anderem stand ein Spielplatz auf dem Programm.

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Auch auf der Wahlparty seiner Partei tauchte Neu am Nachmittag mit der ganzen Familie auf. „Meine Mitbewerber sprechen immer von Familie, sind dann aber meist solo“, bemängelt er. Seine Kinder hätten zuletzt bei der Bundestagswahl vor vier Jahren „das Kreishaus aufgemischt“.

Während bei der Party einige Politiker mit dem ersten Kölsch vorglühten, blieb Neu beim Wasser: „Ich will mit voller Konzentration die erste Hochrechnung mitbekommen.“

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