Kaufverhalten im Rhein-Sieg-KreisOnline-Einkäufe nehmen durch Corona dauerhaft zu

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Einkauf_Siegburg

Viele schätzen das Einkaufserlebnis in der Innenstadt, wie hier in Siegburg.

Rhein-Sieg-Kreis – „Wie isset?“ „Am liebsten joot“ – das ist so ein knapper Dialog, den man in hiesigen Breiten so ziemlich an jeder Straßenecke hören kann. Doch die großangelegte Wirtschafts- und Verbraucherstudie „WIR im Rheinland“ hatte es für ein Stimmungsbild in Zeiten von Corona auf weit differenziertere Antworten abgesehen: 13.706 Antworten gingen bei einer Online-Befragung der Delta Marktforschung GmbH ein, die Gesellschaft arbeitet im Auftrag von Kölnischer Rundschau und „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit Unterstützung der Sparkasse Köln/Bonn und der Kreissparkasse Köln.

Der Schwerpunkt: „Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung in der Region, wie haben sich die Themen Einkaufen, Arbeiten und Sparen verändert, wie blicken die Menschen in die Zukunft?“

Die Geschäftsführerin der Marktforschungsgesellschaft, Johanna Hettler, gab jetzt im Wirtschaftsförderungsausschuss Einblicke in die Studie. Diese basiert auf Antworten, die in der Zeit zwischen dem 3. Januar und dem 2. Februar eingingen, aus einer Region zwischen Hellenthal im Westen, Blankenheim im Süden, Morsbach im Osten und Leichlingen im Norden.

Zwei Fünftel der Befragten bestellen jetzt mehr im Internet

Für ihr Referat ging sie auf die Ergebnisse aus dem Rhein-Sieg-Kreis ein. Rund 70 Prozent der rund 2000 Befragten im Kreisgebiet gaben an, schon vor der Corona-Krise einmal im Monat eingekauft zu haben, 40 Prozent, dass sie mehr im Internet bestellt hätten als vor der Pandemie.

Zehn Prozent äußerten, wohl auch künftig mehr online einkaufen zu wollen. Gleichzeitig arbeiteten mehr Menschen im Homeoffice: „Für ein Drittel der Beschäftigten ändert sich durch Corona massiv das Berufsleben“, sagte die Geschäftsführerin.

Anhand der Daten kann die Marktforscherin drei Einkäufertypen ausmachen: Meist ältere „Innenstadtliebhaber“ bekennen sich zu attraktiven Innenstädten und Einkaufsstraßen und nehmen zum Shoppen höheren Aufwand und höhere Preise in Kauf. Beim „verkappten Online-Shopper“ klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander, letztlich entscheiden Preis und Bequemlichkeit. Bekennende Online-Shopper schließlich stellen Preise und Komfort über das Einkaufserlebnis.

Beratungsqualität lockt Käufer in die Innenstädte

Hettler zeigte auch, wie sich Kunden in die Innenstädte ziehen lassen: Dazu brauche es Beratungsqualität in den Geschäften, flexible Abhol- und Liefermöglichkeiten sowie eine große Produktauswahl. „Getrieben“ seien die Anforderungen durch die Digitalisierung, Onlinepräsenz und kontaktloses Bezahlen seien wichtig.

75 Prozent der Befragten hätten die Frage, ob sie den Einzelhandel unterstützen, bejaht. 60 Prozent aber gaben auch an, bequemere Einkaufsmöglichkeiten zu schätzen. „Wir sehen da eine gewisse Widersprüchlichkeit. Aber so sind Menschen nun einmal.“

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Tatsächlich kommt der lokale Einzelhandel bei der Einschätzung der Digitalisierung vergleichsweise gut weg: Zehn Prozent der Befragten bewerteten den Status mit „sehr gut“, 65 Prozent mit „gut“, 18 Prozent mit „weniger gut“ und zwei Prozent mit „schlecht“.

Deutlich schlechter fiel das Ergebnis für kommunale Behörden aus, bei denen lediglich drei Prozent „sehr gut“, 31 Prozent „gut“, 34 Prozent „weniger gut“ und 14 Prozent „schlecht“ ankreuzten. Die Schulen erreichten zwei Prozent bei der Einschätzung „sehr gut“, 14 Prozent bei „gut“, 35 Prozent bei „weniger gut“ und 24 Prozent bei „schlecht“. Fehlende Prozentpunkte entfielen jeweils auf „Weiß nicht/Keine Angabe“.

Den Kontakt zu Johanna Hettler hatte der FDP-Stadtverbandsvorsitzende und Sachkundiger Bürger Frank Michael Müller hergestellt, der sich als Verlagskaufmann beruflich mit Marktforschungsergebnissen befasst. „Regionale und lokale Marktforschungskompetenz ist relativ selten“, sagte er im Ausschuss. Da sei die Studie eine „superpositive Ausnahme“.

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