31-Millionen-ProjektSo sieht das neue Schuldorf in Lohmar-Birk aus

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Der Haupteingang der Grundschule Birk in Holzbauweise.

Lohmar – Die Stelen am Eingang stehen kreuz und quer wie Mikado-Stäbe, die Holzfassade schmückt eine grüne Pflanzenwand, hier und da lugen Fenster-Erker hervor. Die neue Grundschule passe zu Birk „wie ein Maßanzug“, so beschrieb es Architektin Bettina Kempen. Die Dorfschule wird durch ihren Umzug auf die grüne Wiese zu einer Art Schuldorf und soll zum spielerischen Lernen einladen.

Rund 100 Bürger machten sich bereits vor dem Baubeginn ein Bild von dem 31-Millionen-Großprojekt. Es soll Platz für 400 Schülerinnen und Schüler der Klassen eins bis vier bieten, für die Lehrerschaft, für Randstundenbetreuung und Offenen Ganztag, für Mensa und Aula, soll aber nicht zu massiv wirken auf diesem „Traumgrundstück“, von dem die Krefelderin Kempen schwärmte: „Es hat sogar Domblick.“

Gründächer mit Photovoltaik

Die vier miteinander verbundenen Baukörper aus naturfarbener und grau lasierter Lärche, ein- bis zweigeschossig und polygonal, sollen sich ins Ortsbild mit seiner lockeren Bebauung einfügen.

In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich der Sportplatz und Einfamilienhäuser – die nächsten Auf der Löh sind mindestens 17 Meter von dem nächst gelegenen Gebäude entfernt. Alle Schuldächer werden begrünt und und mit Photovoltaik-Anlagen bestückt.

Kaum Neubauten von Schulen

Kreis ließ 2010 Schule in Holz bauen

Es ist heute selten, dass Schulgebäude abgerissen und vollständig neu gebaut werden. Im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis wurde zuletzt 2010 die Heinrich-Hanselmann-Förderschule in Trägerschaft des Kreises neu errichtet. Das eingeschossige Gebäude-Ensemble aus Holz für etwa 170 Schülerinnen und Schüler kostete damals rund elf Millionen Euro.

Hennef baute ein Öko-Feuerwehrhaus

Für die klimafreundliche Bauweise entschied sich kürzlich auch die Stadt Hennef: Das im Mai eingeweihte Öko-Feuerwehrhaus für die Löschgruppe Söven, in dem fünf Fahrzeuge Platz finden, verschlang knapp 6,8 Millionen Euro. Die Holzständerkonstruktion verfügt über ein Gründach mit Fotovoltaik-Anlage. Geheizt wird der Bau über Geothermie.

Teurer soll es in Birk nicht werden

24 Millionen Euro standen anfangs als Kosten für den Grundschulneubau in Birk im Raum. Die Summe erhöhte sich unter anderem wegen der Preissteigerungen für Material und Energie auf 31 Millionen. Teurer soll es aber nicht werden. Eine Preisgleitklausel konnte die Stadtverwaltung  offenbar vermeiden, das teilte sie in nicht-öffentlicher Sitzung mit. Ein Knackpunkt ist die Bauzeit: Sie könnte sich verzögern. (coh)

Es wird keine Schule von der Stange, sondern ein Unikat mit vielen Details, die sich nicht auf die Optik beschränken. So erhält die Aula eine Bühne mit großem, gläsernen Guckauge in Richtung Vorplatz, ein zusätzlicher Aufenthaltsraum, der bei Bedarf zur blickdichten Schachtel wird. Aula und Bistro sind durch eine mobile Glaswand getrennt.

So sind zwei parallele Veranstaltungen mit je bis zu 200 Gästen möglich. Aber auch eine Vollversammlung mit allen 400 Grundschulkindern kann hier stattfinden. Neben dem Haupteingang gibt es Nebeneingänge, auch von außen zugängliche Toiletten, eine Küche, in der frisch gekocht und nicht nur aufgewärmt werden soll, einen Aufzug und Rampen.

Sowie Räume mit ungewöhnlichen Grundrissen und Ausstattung (geschliffene und gewachste Baumkronen) für die offene Arbeit in Kleingruppen. Die Klassenzimmer sind gewohnt rechteckig, „für das ruhige, konzentrierte Lernen“, erläuterte die Architektin.

Sowohl die Stadt Lohmar wie auch die späteren Nutzer füllten den Aufgabenzettel der Planer. Schulleiter Tobias Voßemer lobte enthusiastisch das Ergebnis: „Ich bekomme das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.“

Der Generalunternehmer, die Firma Terhalle aus dem niederrheinischen Ahaus, steht nach eigenen Angaben seit Jahrzehnten für umweltfreundlichen Holzbau. Es sei nicht das erste Projekt,das man mit dem Krefelder Architekturbüro umsetze, sagte Geschäftsführer Jürgen Ellerkamp.

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Der Mittelständler verzeichnet starkes Wachstum, sowohl bei den Mitarbeitern (derzeit 530) wie beim Umsatz (61 Millionen Euro im Jahr 2021, angepeilte 82 Millionen für 2022). Der Werkstoff biete nicht nur Vorteile hinsichtlich des Klimaschutzes. Die Vorfertigung der Bauteile spare auch Zeit, so Ellerkamp, etwa ein halbes Jahr gegenüber der Stein-auf-Stein-Technik.

Geht alles glatt, sollen die Bauarbeiten im März 2023 beginnen. Der Einzug ist für den Spätsommer 2024 geplant. Der marode Altbau im Ortskern soll Platz für Wohnhäuser machen. Hierfür wird die Zukunftswerkstatt mit Bürgerbeteiligung fortgesetzt.

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