Alte BankfilialeSeit einem Jahr gibt es in Lohmar-Heide einen Automaten-Laden

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Im Foyer der ehemaligen VR-Bank-Filiale können die Kunden Lebensmittel des täglichen Bedarfs aus Automaten ziehen. 

Rhein-Sieg-Kreis – „Tante Vroni“ heißt die moderne Tante Emma. Vor einem Jahr wurden die ersten Lebensmittelautomaten in Lohmar-Heide mit starkem Medien-Echo aufgestellt, doch blieb das Projekt bislang einzigartig in der Region. Soll Vroni noch Schwestern bekommen? Die VR-Bank Rhein-Sieg, die dieses Modell der Nahversorgung in einer ihrer Land-Filialen startete, will zunächst den Testlauf abwarten, sagte Banksprecherin Andrea Schrahe auf Anfrage.

Anregungen der Kunden

Frische und haltbare Lebensmittel bietet der Partner der VR-Bank, der Lebensmittelhändler Edeka Kötter aus Seelscheid, an der Franzhäuschenstraße an. Er stellt derzeit das Sortiment um. Die Mahlzeiten-Pakete, zusammengestellte Zutaten zum Selbstkochen, nimmt der Händler heraus. Schrahe: „Das ist bei der eher ländlichen Bevölkerung nicht angekommen.“ Auch Spezialitäten wie Wurst und Schinken von einem Lohmarer Bauernhof waren Verkaufsfachhüter. Offenbar stehe für die meisten die regionale Qualität nicht im Vordergrund, sondern der Preis, vermutet die Sprecherin. Anregungen, die Kunden auf der Tafel im Bankfoyer hinterließen (kürzlich zum Beispiel „veganes Fleisch“), würden geprüft. Schon länger gebe es aufgrund solcher Wünsche nun auch Wasser.

Allein vom Geschäft in dem Dorf mit rund 2200 Einwohnern könnte wohl kein Händler leben, so die Banksprecherin. Mit rund 1000 Euro Umsatz könne Kötter im Monat rechnen. Der Händler bestückt lediglich die Automaten, er muss dafür keine Miete zahlen. Im Herbst zieht die VR-Bank eine erste Bilanz, dann wird entschieden, ob bei Tante Vroni nach 24 Monaten die Lichter ausgehen. Das Brot-und-Butter-Geschäft bringt dem genossenschaftliche Geldinstitut erwartungsgemäß keinen pekuniären Gewinn, im Gegenteil: Die Anschaffung der Automaten schlug mit 35 000 Euro zu Buche, dazu kommen die Kosten für Strom und Wartung.

Tante Vroni ist Marketing-Instrument

Die Nahversorgung sei ein Marketing-Instrument, um den Menschen in der Fläche zu zeigen, „dass wir für sie da sind“, erklärt Schrahe. Die Konkurrenz habe sich längst komplett aus Heide zurückgezogen. Gern hätte man auch den rückwärtigen Teil der Filiale kostenlos den Bürgern zur Verfügung gestellt. Doch habe keine Gruppe und kein Verein sich dafür interessiert, bedauert Schrahe. Geblieben sind Geldautomat und Kontoauszugsdrucker. Die Bankberater sind vor einem Jahr in die zwei Kilometer entfernte Geschäftsstelle Birk umgezogen, nach Angaben der Bank wegen fehlender Nachfrage in Heide. Man habe die Region im Blick, baue aktuell eine neue Bank in Ruppichteroth und investiere in eine hochmoderne Filiale im neuen Bahnhof Troisdorf.

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Beinahe hätte der Troisdorfer Stadtteil Friedrich-Wilhelms-Hütte auch eine Tante Vroni bekommen, als im Gespräch war, dass die dortige Edeka-Filiale schließt. Es fanden sich dann aber Nachfolger, die den Laden weiterführen. Rechnen würden sich Lebensmittelautomaten vermutlich in der VR-Bank-Geschäftsstelle am Siegburger Bahnhof, schätzt Andrea Schrahe. „Aber dafür müssten wir das ganze Foyer umbauen.“

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