Aus Ehrenamt verabschiedetJörg Baumgarten koordiniert Hilfe für Geflüchtete in Lohmar

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Amtsleiterin Ella Wegemann (l.) und Bürgermeisterin Claudia Wieja dankten Dr. Jörg Baumgarten. 

Lohmar – Die Willkommenskultur ist in der Stadt nicht nur ein Schlagwort, sondern sie wurde und wird getragen von vielen Ehrenamtlern. Einer, der sich maßgeblich seit 2015 für die Integration der Flüchtlinge einsetzte, war Dr. Jörg Baumgarten. Der Pfarrer im Ruhestand nennt den Einsatz eine „Erfolgsgeschichte“, dessen letztes Kapitel nun für ihn geschrieben sei.

„Die Hilfe wird nicht mehr in diesem Maße benötigt, deshalb wende ich mich anderen Aufgaben zu“, sagte der 78-Jährige im Gespräch.

Zuvor hatten Bürgermeisterin Claudia Wieja und die Leiterin der Abteilung Soziales, Ella Wegemann, den Helfer der ersten Stunde aus dem Ehrenamt verabschiedet. Dr. Jörg Baumgarten, der aus einer bergischen Kaufmannsfamilie stammt, hat sich nicht nur im Berufsleben mit dem Verhältnis von Industrie- und Entwicklungsländern beschäftigt. Der evangelische Theologe begann als Gemeindepfarrer in Köln-Niehl mit der Dritte-Welt-Arbeit, er war später Mitbegründer des Eine-Welt-Ladens in Siegburg und wirkte im Gemeindedienst für Weltmission hauptsächlich in Afrika.

Nach wie vor engagiert sich Baumgarten in den Initiativen Südwind und Oikokredit. Es sei „immer interessiert an Modellen gesellschaftlicher Gerechtigkeit“, sagt er.

In Lohmar koordinierte der Ruheständler vor allem die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer, initiierte das Hauspaten-System, bei dem es feste Ansprechpartner für die dezentralen Unterbringungen gab, suchte auch Sprachpaten: „Wir Helfer beherrschten zwar oft Englisch und Französisch, aber kein Farsi.“

Zusammen mit der Flüchtlingsinitiative Lohmar-Siegburg organisierte Baumgarten Integrationsangebote: Schwimm- und Erste-Hilfe-Kurse, Fahrrad- und Verkehrsseminare; für die Vermittlung des deutschen Rechts- und Wertesystems konnte ein Rechtsanwalt gewonnen werden.

Das große, oft jahrelange Engagement der Helfer habe ihn im Rückblick am stärksten beeindruckt, sagt Baumgarten. Die meisten der Geflüchteten – rund 500 kamen nach Lohmar – hätten Boden unter die Füße bekommen, die Männer, oft besser gebildet, leichter als die Frauen, die zudem die Verantwortung für die Kinder trugen. Viele hätten ihre Schullaufbahn fortgesetzt, Ausbildungsstellen und Arbeit gefunden, er kenne „ganz tolle Karrieren“. Sicherlich gebe es auch Leute, die sich nicht helfen ließen, die nicht integrationsbereit seien, da mache er sich keine Illusionen: „Aber das sind die wenigsten.“

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