Fünf Jahre nach der FluchtEmad Omar arbeitet als Dolmetscher für die Polizei

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Bei Emad Omar stehen die religiösen Symbole von Christen, Juden, Muslimen und Jesiden auf dem Regal.

Lohmar – Stein, Pferd, Baum – das waren seine ersten Wörter in der fremden Sprache. Die Unterkunft lag recht einsam außerhalb Windecks, „es gab kaum Kontaktmöglichkeiten, aber viel Gegend“, erzählt Emad Omar; er lernte per Internet.

Der Flüchtling aus Syrien lebt mittlerweile mitten in Lohmar, fühlt sich bestens integriert, spricht fließend Deutsch, und er hat die Prüfung als „Sprach- und Integrationsmittler“ mit Bravour bestanden. Den Arbeitsvertrag mit dem Bonner Polizeipräsidium hat der 52-Jährige schon in der Tasche.

Emad Omar verfolgte sein Ziel hartnäckig

„Endlich kann ich arbeiten“, sagt Omar strahlend. Lieber heute als morgen wolle er anfangen in Ramersdorf, doch das Zertifikat lasse auf sich warten, weil ein Dozent noch eine Note nachtragen müsse. „Ich soll mich sofort melden, wenn die Urkunde da ist.“

Der Weg in sein zweites Leben sei etwas steinig gewesen, schildert der drahtig-sportliche Mann, doch mit Hartnäckigkeit, Fleiß und Disziplin – und vor allem mit Unterstützung einiger deutscher Freunde – habe er sein Ziel erreicht.

Auf seiner Seite schlugen Offenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft zu Buche, das sagen alle, die ihn kennen. Und das sind viele. Angefangen von den Mitarbeitern der Windecker Gemeindeverwaltung, denen der im Jahr 2015 Geflüchtete bald auf den Füßen stand: „Ich wollte schnell weg aus der abgelegenen Unterkunft, wo es Menschen aus vielen Nationen gab und viele Konflikte.“

Dolmetscher spricht acht Sprachen

Er hätte schon früh einen Job haben können in einer Kneipe, doch das Jobcenter habe nein gesagt: „Ohne Deutschkenntnisse keine Arbeitserlaubnis. Dabei konnte ich mich mit der Wirtin auf Türkisch unterhalten.“ Acht Sprachen spricht Emad Omar, neben seinen Muttersprachen Kurdisch und Arabisch auch Englisch, Russisch, Portugiesisch, Spanisch, Türkisch – und nun auch Deutsch.

Als Dolmetscher arbeitete er in vielen Botschaften Syriens, darunter in den USA, Peru und Polen, bis der Bürgerkrieg ihn, den jesidischen Kurden, hinauskatapultierte aus dem Staatsdienst. Als die Lage immer bedrohlicher wurde, wollte er nach Dänemark, wo Mutter und Schwester lebten. Doch als er Deutschland über die Balkan-Route erreichte, waren die Grenzen nach Skandinavien dicht.

So blieb er, knüpfte durch eine Sozialamtsmitarbeiterin den Kontakt zu Manu Gardeweg vom Netzwerk „Lohmar hilft“, engagierte sich ehrenamtlich, fand eine Wohnung, spielt beim SV Lohmar Fußball, „alte Herren“, und trifft sich mit Freunden und Bekannten gern in der Kneipe zum Kölsch.

Zwei seiner Brüder leben ebenfalls in Deutschland, sind verheiratet mit deutschen Frauen. Er lebt allein, von seiner syrischen Frau ist er lange getrennt. Er hatte sie und die Kinder damals nachgeholt, sie leben in Eitorf, Töchter und Sohn sind erwachsen.

Hilfe auch für Landsleute

Sein Vater lebt in Syrien, er sei zwar stolz auf das Erreichte, meinte aber, dass der Sohn zuerst eine Frau haben müsse, dann ein Auto, dann Arbeit. Emad Omar schüttelt den Kopf und lacht: „Ich mache das umgekehrt.“ Er fahre gern mit Bus und Bahn nach Ramersdorf.

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Zu Landsleuten habe er wenig Kontakt, er helfe aber, wenn er gefragt werde. Doch hätten einige ein Problem mit ihm, wegen seiner kurdischen Volkszugehörigkeit, wegen seiner Religion, seiner Lebensart. „Ich respektiere alle Religionen“, sagt der 52-Jährige und zeigt auf sein Wohnzimmerregal, wo eine jüdische Menora, das christliche Kreuz, die muslimische Mondsichel „Hilal“ und die jesidische Sonne nebeneinander stehen. „Für mich ist ein Mensch ein Mensch.“

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