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Für KinderLohmarer Autor schreibt Hörspiel über Demenz

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Auch ein Hörspiel hat ein Drehbuch: Im dicken Pappband mit holzverstärktem Rücken sind Dialoge und Regieanweisungen enthalten.

Lohmar – Mit einem Plättchen schrappt Klaus Strenge über den Steg seiner spanischen Laute. Melodiös klingt das nicht, der Musiker erzeugt Geräusche, Scheppern, Klacken, Klopfen fürs Kopfkino.

Damit haucht der 55-Jährige seinen Fantasiegestalten Leben ein. Herr Liebe spielt aktuell die Hauptrolle im Arbeitsalltag des Lohmarer Autors – aus seiner Idee, das Thema Demenz Kindern nahe zu bringen, wächst zurzeit mit Hilfe eines 4000-Euro-Stipendiums ein Hörspiel-Drehbuch.

In einem Jahr soll die Geschichte fertig sein

Wer das Wort „Dreh“ mit Filmaufnahmen verknüpft, liegt gar nicht so falsch. Das Skript, lose Seiten im dicken Pappband mit holzverstärkten Rücken, sieht genauso aus. Mit Dialogen für die einzelnen Figuren, mit Passagen für den Erzähler, mit Regieanweisungen und szenischen Hinweisen wie „Regen“ oder „Donner“. Strenge blättert in dem Kinderfresser, seinem ersten großen, vielfach gelobten und ausgezeichneten Projekt. „Herr Liebe und sein Haufen Tiere“ hat den Sprung aus dem Laptop aufs Papier noch nicht geschafft. 

Ein Jahr lang hat Strenge nun Zeit, die Geschichte in Details zu entwickeln. Der grobe Rahmen steht: Herr Liebe ist ein allein stehender, rund 60 Jahre alter Mann, der als Archivar arbeitet, eine nette Chefin hat und Nachbarn und leicht kauzig wirkt. Manchmal geht er im Schlafanzug vor die Tür und an einem warmen Sommertag mit Stirnlampe und Handschuhen.

Kinder sollen mit Fantasiegeschichten Demenz verstehen

Das Wort Demenz, derzeit ein großes Thema in einer immer älter werdenden Gesellschaft, werde nicht einmal fallen, so der Autor. Aber die Kinder werden eine Vorstellung von der Parallelwelt erhalten, in der Herr Liebe lebt. Das Publikum im Grundschulalter soll nicht erschrecken, sich nicht grausen, sondern mit Hilfe der Fantasiegeschichte versuchen zu verstehen. „Bei Demenz, da geht nicht nur etwas kaputt“, will der Vater zweier Kinder, 19 und zehn Jahre alt, vermitteln. „Und das ist ein tröstlicher Gedanke.“

Der Lohmarer, der mit seiner Familie in einer kleinen Ortschaft an der Grenze zu Overath lebt, kommt von der Musik, hat Jahre in einer kölschen Band gespielt, nicht nur im Karneval. Kontakt zu Kindern hat er unter anderem durch die stundenweise Arbeit in einer offenen Ganztagsschule. Das half ihm schon bei seinem ersten Hörspiel, das ebenfalls von der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West gefördert wurde.

Strenge ist mit seinem ersten Hörspiel auf Tour

„Der Kinderfresser kommt“ wurde mit einer Reihe prominenter Sprecher, unter anderem Dietmar Bär und Christoph Maria Herbst, aufgenommen und gewann mehrere Preise. Aus der CD entstand außerdem ein fein illustriertes Buch.

Strenge und seine Frau Andrea Hermann, eine Pädagogin und Autorin mit Erfahrung im Kinderhörfunk und Kinderfernsehen, touren seit 2017 mit dem Kinderfresser als Mitmach-Erlebnis durch Schulen und Theater. Ihre Erfahrungen: Das Medium Hörspiel habe auch im Computer- und Handyzeitalter nichts von seiner Faszination verloren.

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Bis Herr Liebe das Licht der Welt erblickt, wird noch einige Zeit ins Land gehen. Erst wenn das fertige Skript 2020 ausgedruckt im holzverstärkten Pappband liegt, sucht der Erzähler und Regisseur Sprecher, spielt Geräusche im Studio ein und fügt alles zu einer Geschichte zusammen.

Seine Tochter begleitet vermutlich auch diesen Schaffensprozess mit Interesse und Tipps. Beim Kinderfresser hatte die Zehnjährige ihrem Vater geraten, eine Sprecherrolle neu zu besetzen. Sie habe Recht gehabt, so Klaus Strenge: „Die Figur brauchte keine große, dicke Stimme, sondern eine dünne, kleine.“

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