Lohmarer KinderbuchautorinLieneschs „Schaukelnder Schorsch“ sticht bald in See

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Kinderbuchautorin_Lienesch

Die Lohmarerin Andrea Lienesch stellt ihr Buch „Der schlechteste Pirat der Welt“ im März auf der Leipziger Buchmesse vor.

  • Die Lohmarer Kinderbuchautorin Andrea Lienesch fand erst über Umwege zum Schreiben.
  • In ihren Kinderbüchern bricht Lienesch, Mutter dreier Kinder, Geschlechterklischees auf.
  • In wenigen Tagen kommt ihr neues Buch auf den Markt. Ein Porträt.

Lohmar – „Quak, sagte die Ziege.“ Es war ein Satz, der Andrea Lienesch im Kopf herumspukte – die Keimzelle für ihr neues Kinderbuch „Der schlechteste Pirat der Welt“. Das verrückte Huftier, das sich für eine Ente hält, spielt eine große Rolle in den Abenteuern um Käpt’n Karl-Heinz und seine bunt zusammengewürfelte Crew. Und es ist ein Liebling der Kinder, das hat die Lohmarerin bereits bei einer Lesung in der Grundschule Birk ausprobiert.

Am 1. März kommt das Piratenbuch auf den Markt, einige Tage später reist Lienesch zur Leipziger Buchmesse, um den Neuling zu präsentieren und um weitere Verträge mit Verlagen abzuschließen. Denn zwei weitere Kinderbücher liegen noch in der Schublade.

„Ich freue mich sehr, die Buchmesse ist ein Highlight für mich. Dort treffe ich viele nette Leute, die es in der Branche einfach gibt“, schwärmt die 41-Jährige, für die ein Traum in Erfüllung ging. Geschrieben hat die gebürtige Siegburgerin schon als Schülerin, Briefe und Tagebuch. „Ich habe mich aber lange nicht getraut, Geschichten zu schreiben. Da waren auch Versagensängste im Spiel.“

Nach dem Abi was „Anständiges“ gelernt

Nach dem Abitur habe sie auch auf Drängen der Eltern erst einmal etwas „Anständiges“ gelernt. Sie wurde Orthoptistin, arbeitete als Fachkraft für Augenheilkunde an der Düsseldorfer Uniklinik. 

Mit 28 Jahren wurde Lienesch schwanger, die Familie zog zurück in den Rhein-Sieg-Kreis. Pläne, nach der Babypause wieder in den Job einzusteigen, zerschlugen sich. Es fehlten die Betreuungsmöglichkeiten.

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Andrea Lieneschs Mann ist Qualitätsmanager in der Autobranche und viel unterwegs, die beiden Großeltern arbeiteten selbst noch. „Zu meinem Geburtstag hat mir damals jemand Karten für die Frankfurter Buchmesse geschenkt. Ich war fasziniert von der Szene, den Unmengen an Büchern. Und ich wollte ein Teil davon sein.“

Ein Schlüsselerlebnis, das Andrea Lienesch motivierte. „Ich habe an vielen Wettbewerben teilgenommen und zunächst Texte in Zeitschriften, in Anthologien oder für den Düsseldorfer Literaturautomaten veröffentlicht“, erzählt sie. „Dabei habe ich entdeckt, dass mir Erzählungen für Kinder am besten liegen. Denn hier muss ich mich nicht auf ein Genre festlegen, sondern kann herumspinnen und mir schräge Charaktere ausdenken.“

Was die Autorin auch nicht mag: „Mit pädagogisch erhobenem Zeigefinger erzählen.“ Ohne den kam zum Beispiel ihre Erzählung „Pudding und Krokodile“ aus, die Fremdheit und Migration zum Thema machte. 2015 begann sie intensiv mit dem Schreiben, eineinhalb Jahre später unterschrieb sie ihren Vertrag mit einem Verlag für ihren Roman-Erstling „Lusima erbt ein Geheimnis“.

Self-Publishing kam für die Autorin nie in Frage, lieber suchte sie sich kleine Verlage, die auch Illustratorinnen beschäftigten. Wichtig ist für sie auch das Lektorat. „Ich wollte eine professionelle Qualitätskontrolle. Und die Bestätigung: Der Text ist so gut, daraus machen wir ein Buch.“

Auszeichnung vom Internet-Portal „Boys and Books“

Was auch mit dem nächsten Roman „Elfenalarm“gelang. Die kleinen Geister holte Lienesch aus der rosa Ecke. Was ihr eine Auszeichnung auf dem universitären Internet-Portal „Boys and Books“ einbrachte, das sich für die Leseförderung von Jungen stark macht.

Geschlechterklischees aufzubrechen, liegt der Mutter von drei Töchtern (zwölf, neun und sieben Jahre alt) am Herzen, und so gehört zum Personal des Piratenschiffs „Schaukelnder Schorsch“ auch die Mechanikerin Melika. Mit der „Grausigen Gudrun“ gesellt sich eine respektgebietende Oberpiratin dazu.

Kinderbücher von Andrea Lienesch

Bisher sind erschienen:

„Lusima erbt ein Geheimnis“, Edition Sternsaphir, Saldenburg, 61 Seiten,13,40 Euro (empfohlen für Kinder ab acht Jahren).

„Elfenalarm“, Fabulus Verlag. Fellbach. 97 Seiten, 13 Euro (empfohlen für Kinder ab acht Jahren). „Der schlechteste Pirat der Welt“, mit Illustrationen von Mele Brink, Edition Pastorplatz, Aachen, 152 Seiten, 13 Euro (empfohlen für Kinder ab sechs Jahren).

Die Autorin kommt zu interaktiven Lesungen für Kinder in Schulen, Bibliotheken und Buchhandlungen (lesung@andrealienesch.de). (as)

„Ich habe als Kind alles an Literatur verschlungen, was mir in die Finger kam, aber die Rollenmodelle von bestimmten Büchern wie ,Heidi’ von Johanna Spyri fand ich schon damals furchtbar altbacken“, erinnert sich Lienesch. „Sechs- bis zehnmal überarbeite ich einen Text, irgendwann kann ich ihn dann auswendig“, beschreibt die Autorin.

Diese Vertrautheit kommt ihr bei den Lesungen zugute. „Ich habe mich von einem Stimmcoach schulen lassen, damit ich jeder Figur eine eigene Stimme geben kann.“ Ihre Ideen kommen ihr, wenn sie Menschen im Café oder unterwegs beobachtet und zuhört – ihre Lieblingsbeschäftigung.

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